«Wir bieten dir 0,06 Quadratmeter private Fläche und 27’000 Masthühner als Mitbewohnerinnen. Befristet für fünf Wochen, danach geht es in die Schlachtung. Ohne Zugang zum Garten. 80 Prozent Betonboden. Knochenbrüche und Herz-Kreislauf-Probleme nicht ausgeschlossen.» Dies verspricht ein Online-WG-Inserat, das seit Mittwochmorgen auf verschiedenen Immobilien-Plattformen zu finden ist. In drei Städten werden so Massentierhaltungs-WGs beworben.
Hinter den Inseraten stecken die Jungen Grünen. Sie möchten mit der Aktion auf die Zustände in den Betrieben aufmerksam machen, auf welche die Massentierhaltungs-Initiative abzielt, über die die Schweiz in zehn Tagen abstimmt. Nicht nur Hühner suchen in den Inseraten der Jungpartei nach WG-Kollegen. Auch für Schweinemasten sind Wohngelegenheiten aufgeschaltet.
Mehr Platz im Backofen als im Stall
Die Inserate führen weiter aus, wie die Lebensbedingungen für die Tiere sind. So seien Masthühner beispielsweise oft so fett, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten können. Viele hätten wegen der Haltung gesundheitliche Beschwerden. Auch für Schweine wird kein rosiges Bild gemalt. Auf der Fläche eines einzelnen Parkfelds könnten bis zu zehn Schweine gehalten werden. Nur die Hälfte aller Schweine habe Auslauf. Oft hätten auch sie gesundheitliche Probleme.
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«Unsere einzige Forderung ist, dass die Mindeststandards für unser Schweizer Fleisch dem Tierwohl gerecht werden», sagt Julia Küng, Co-Präsidentin der Jungen Grünen Schweiz. Und merkt an: «Die Hühner haben im Backofen mehr Platz als jemals zuvor in ihrem Leben.»
Gegner der Vorlage geben zu bedenken, den Hühnern gehe es gut. Ob 27'000 Hühner oder nur wenige Tausend in einem Stall seien, mache keinen Unterschied, weil sich die natürliche Gruppengrösse für Hühner sowieso auf ein paar Dutzend beschränke. Tierschutzrichtlinien würden stets eingehalten. Tatsächlich hat die Schweiz eine der strengsten Tierschutzrichtlinien in Europa.
Auch SVP provozierte schon
«Die allermeisten Betriebe in der Schweiz machen es super. Aber wer behauptet, es gäbe gar keine Massentierhaltung in der Schweiz, hat absolut keine Ahnung, was in 5 Prozent der Betriebe abgeht.» Daran will die Jungpartei mit ihrer Aktion etwas ändern.
Nicht nur die Jungen Grünen mischen im Abstimmungskampf mit. Auch die Junge SVP machte mit einer symbolischen Aktion zur Massentierhaltung von sich reden. (tom)