Sie war gerade mal sechs Wochen als Premierministerin in Grossbritannien im Amt. Dann trat Liz Truss (47) von ihrem Posten zurück. Seither hat die konservative Politikerin wieder mehr Zeit und verbrachte ein paar Tage in der Schweiz. Hier besuchte sie diese Woche das Swiss Economic Forum (SEF) in Interlaken.
Dort erzählte sie der «Neuen Zürcher Zeitung», dass sie wenig von der Haltung der Schweiz halte, was den Russlandkrieg angehe: «Die Schweizer Neutralität ist keine gute Idee. Ich verstehe nicht, wie man zwischen China und Russland einerseits und Europa andererseits neutral sein kann», sagte sie am Rande des SEF zur Schweizer Zeitung.
«Wir müssen mehr tun»
Auch wenn es Truss ausdrücklich begrüsse, dass sich die Schweiz an den Sanktionen gegen Russland beteiligt, so reicht das aus ihrer Sicht nicht aus. «Die Bedrohung für die freien Demokratien ist so gross wie seit vielen Jahren nicht. Wir alle müssen mehr tun. Dies ist der wichtige Kampf unserer Zeit», sagt sie.
Ob der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis (62) ihr später die Schweizer Haltung erklären konnte, ist nicht bekannt. Was man aber weiss, ist, dass es zum Treffen zwischen den beiden kam. Davon zeugt auch ein Tweet von Cassis. Dem Vernehmen nach sollen sie sich auch ausgezeichnet verstehen. Im Tweet vom Mittwoch schrieb Cassis, dass es ihm «eine Freude» gewesen sei, seine ehemalige britische Amtskollegin zu treffen.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Schweizer Neutralität unter Beschuss vom Ausland gerät. Immer wieder müssen sich die Schweizer Bundesräte im Ausland den Vorwurf anhören, zu wenig zu tun. (sie)