Online-Betrügereien, die sich als Webseiten bekannter Medien ausgeben und das Image von Personen des öffentlichen Lebens missbrauchen, kommen immer wieder vor. Die Strafverfolgung dieser – anonymen und gut versteckten – Kriminellen ist meist eine Sisyphusaufgabe.
Am Montag hat Heidi.news zwei neue Betrügereien dieser Art aufgedeckt. Sie wurden in Form von gesponserter Werbung auf Facebook verbreitet. Darunter eine gefälschte Website der welschen Ausgabe von «20 Minuten» mit dem Titel «Die Schweizer verdienen Millionen von zu Hause aus während dieser Coronavirus-Pandemie dank Präsident Guy Parmelin. Die Grossbanken WOLLEN, dass er in den Ruhestand geht», mit einem Bild von Parmelin (63, und nicht von Bundesrat Alain Berset, 51).
Die zweite irreführende Werbung behauptet, dass man 16'000 Euro pro Monat verdienen könne, wenn man 250 Euro investiere ... Wieder mit der Figur des SVP-Bundesrats.
Die Betrüger lieben die SVP
Für den SVP-Wirtschaftsminister ist dies nicht das erste Mal. Auf Anfrage von Blick erklärte seine Kommunikationsabteilung: «Wir haben Kenntnis von dieser Art von irreführender Werbung, die seit zwei Jahren immer wieder auftaucht, vor allem auf Facebook.»
Parmelin (der echte) hat sich letztes Jahr selbst auf dem sozialen Netzwerk zu diesem Thema geäussert: «Diese Werbung ist illegal und falsch. Ich habe deshalb bei der Bundesanwaltschaft Strafanzeige gegen Unbekannt eingereicht.»
Elon Musk (52), Roger Federer (42), Darius Rochebin (56) ... Es ist relativ üblich, dass diese Art von Betrug das Image eines Prominenten missbraucht, wie «Le Matin» in einem Artikel über den Fall, der das Medium selbst betraf, erklärt. Auch Pressetitel sind oft Ziel solcher unlauteren Machenschaften, so auch Blick.
Auf politischer Ebene scheint es, dass die Ganoven hinter diesen Machenschaften eine Vorliebe für Schweizer Bundesräte haben, gerade jener der SVP: Im Jahr 2021 wurde beispielsweise das Bild von Ueli Maurer (72) missbraucht, wie «Watson» berichtete. Einen Monat später traf es Bundesrat Berset.
Kampf gegen Windmühlen
Philippe Favre, Chefredakteur von «20 Minutes», bestätigt, dass diese Betrügereien das Medium seit mehr als zwei Jahren regelmässig betreffen. Aber «seit einigen Wochen oder Monaten ist das nicht mehr vorgekommen».
Der Kampf gegen diese Art von Cyberkriminalität komme jenem gegen Windmühlen gleich. Denn für die Verantwortlichen der sozialen Netzwerke, in denen diese gefälschten Werbeanzeigen zirkulieren können, scheine der Kampf gegen diese Plage nicht prioritär zu sein.
Auch «20 Minutes» reichte vor Jahren in einem ähnlichen Fall Strafanzeige gegen Unbekannt ein. Ohne allzu grosse Illusionen: «Die Wirksamkeit einer Strafanzeige gegen derartige Cyberkriminalität geht gegen null. Vielleicht gelingt es uns eines Tages, zumindest einen der Täter zu schnappen. Aber das ist meiner Meinung nach ziemlich verlorene Liebesmüh.»
Seit Covid im Aufwind
Ob rückverfolgbar oder nicht, die Fédération romande des consommateurs (FRC) nimmt die Betrüger hinter den irreführenden Werbungen ernst. In einem Artikel aus dem Jahr 2021 zitiert die Organisation die Leiterin der Kommunikationsabteilung der Waadtländer Kantonspolizei: «Seit der Covid-Pandemie hatten die Betrüger Zeit, ihre Techniken zu verfeinern.»
Der Verband erklärt auch, worauf diese Betrügereien abzielen und wie man sich am besten davor schützen kann: «Das Szenario ist jedes Mal ähnlich. In sozialen Netzwerken wird ein Posting im Look eines Lokalmediums [...] veröffentlicht, das wie ein redaktioneller Artikel aussieht.»
Meist geht es dabei um unwahrscheinliche Bereicherungsmethoden. Die FRC empfiehlt daher «jedem, seinen kritischen Geist zu schärfen, vor allem online».