Eine Milliarde Dosen – so viel Corona-Impfstoff soll Lonza für das US-Pharmaunternehmen Moderna herstellen. Darauf haben sich beide Firmen im Mai 2020 geeinigt. Geschehen soll das im Lonza-Werk in Portsmouth USA sowie in Visp VS. Hier will Lonza auf drei Produktionslinien 400 Millionen Dosen produzieren.
Gewaltige Mengen, die das Unternehmen unter grossen Druck setzen, wie ein Unternehmenssprecher sagt. Und den spüren die Angestellten. So berichtet es der «Walliser Bote» in seiner Freitagsausgabe. Die Situation sei schwierig, teilweise unübersichtlich, die Koordination mangelhaft und die Stimmung gereizt.
Straffe Zeitpläne machen Lonza zu schaffen
Rekrutierte Fachkräfte würden den Betrieb wieder verlassen, die Fluktuation sei hoch. Personal aus anderen Abteilungen müsse zugezogen werden, um die Wirkstoff-Produktion aufrechterhalten zu können, was wiederum in diesen Bereichen zu Verzögerungen von Projekten führe. «Lonza läuft derzeit am Limit», so die Zeitung.
Das Unternehmen dementiert das, bestätigt aber, dass der Aufbau der Produktionslinien wegen sehr enger Zeitpläne eine Herausforderung sei. «Das bedeutet konkret die Beschaffung von Ausrüstung und Rohstoffen sowie die Einstellung und Schulung von neuem Personal in Rekordzeit – und dies zu einer Zeit, in der alle Pharmaunternehmen versuchen, ihre eigenen Lieferketten als Reaktion auf mögliche Unterbrechungen der Covid-19-Lieferkette zu sichern», sagt Mathias Forny, Mediensprecher von Lonza Visp.
Die Fluktuationsraten seien aber nach wie vor sehr tief. Lonza hat in den letzten drei Jahren über 1000 neue Stellen geschaffen und entsprechend Mitarbeitende rekrutiert.
Politik will staatliche Produktion
Geht es nach der Politik, sollen es noch mehr werden. Am Donnerstag wurde bekannt, dass Lonza dem Bund den Aufbau einer staatlichen Impfstoffproduktion angeboten haben soll. Dabei sollten für rund 70 Millionen Franken rund 100 Millionen Impfdosen produziert werden. Doch der Bund lehnte ab – es gebe keine gesetzliche Grundlage für die staatliche Impfstoffproduktion.
Was umgehend Protest auslöste. So schickte die FDP ein geharnischtes Communiqué, indem sie den Entscheid als «skandalös» kritisierte und forderte, dass die Geschäftsprüfungskommissionen des Parlaments die Sache untersuchen müssten. Notfalls brauche es gar eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK). Es könne nicht sein, dass der Bund per Notrecht ganze Branche schliesse, bei der Impfstoff-Produktion aber auf fehlende Gesetze verweise.
Gesundheitskosten sind jetzt egal
Gemeinsam mit weiteren Parlamentariern fordern die Oberwalliser Nationalräte Franz Ruppen (50, SVP) und Philipp Matthias Bregy (42, Mitte) zudem, dass der Bund prüfen soll, ob das Angebot von Lonza noch gilt, und wenn ja, dieses anzunehmen.
Ironie der Forderung: Die staatliche Impfstoffherstellung würde 70 Millionen Franken kosten. Bregys Partei hat eine Volksinitiative eingereicht, die stattdessen eine Kostenbremse im Gesundheitswesen fordert. Das war allerdings vor Corona. (sf)