Omikron hat sich in den vergangenen sechs Wochen sehr rasch ausgebreitet, sodass diese Variante inzwischen den Grossteil der neuen Infektionen ausmacht. Schon um Weihnachten machte sie 67 Prozent aller Fälle aus, wie die wissenschaftliche Taskforce in ihrer neusten Lagebeurteilung schreibt. Immerhin: Die Zunahme ist langsamer als in Grossbritannien, was die Taskforce darauf zurückführt, dass in der Schweiz mehr mRNA-Impfstoffe verabreicht wurden.
Besonders befasst sich die Lagebeurteilung mit der Frage, was die Ausbreitung von Omikron nun für die schweren Fälle bedeutet. Die gute Nachricht: Noch geht die Zahl der Spitaleintritte und Todesfälle zurück, um 12 beziehungsweise 30 Prozent. Allerdings weist die Taskforce darauf hin, dass diese Werte das Infektionsgeschehen vor mehreren Wochen widerspiegeln.
Die Menge ist das Problem
Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rechnet damit, dass die Spitaleintritte in den kommenden Wochen stark zunehmen werden. Die Wissenschaft allerdings geht davon aus, dass Omikron-Infektionen höchstens halb so schwer verlaufen wie Delta-Infektionen. Gemäss einer grossen Studie aus den USA liege die Hospitalisierungsrate bei Omikron bei 1,8 Prozent, während sie in der Delta-Kohorte 4 Prozent betrage. Und: Nur 0,3 Prozent der Omikron-Infizierten müssten auf der Intensivstation behandelt werden – bei Delta sind es 0,8 Prozent.
Zu ähnlichen Erkenntnissen kommen auch Studien aus England und Südafrika. Allerdings weist die Taskforce darauf hin, dass verschiedene Faktoren die Analyse erschweren, und geht davon aus, dass sich die Unterschiede zwischen Delta und Omikron mit der Zeit verringern.
Kinder womöglich häufiger hospitalisiert
Schlechte Neuigkeiten aber gibt es für Kinder. Gemäss der Studie aus Südafrika liegt die Hospitalisierungsrate nach Infektionen mit Omikron um 29 Prozent niedriger als in der ersten Welle im Jahr 2020, bei Kindern aber um 20 Prozent höher.
Auch wenn es sich dabei um vorläufige Erkenntnisse aus den ersten Wochen der Omikron-Welle in Südafrika handelt: Die Taskforce-Mitglieder Samia Hurst und Alain de Gallo hielten am Dienstag in der Experten-Medienkonferenz ebenfalls fest, dass Kinder stärker von Omikron betroffen sein könnten. Gemeinsam mit Kinderärzten hatte die Taskforce schon an Silvester Vorschläge für den Schutz der Kinder in den Schulen formuliert.
Problem Personalausfälle
Omikron wird uns noch weiter beschäftigen. Werden die Kontakte nicht reduziert, so die Taskforce, würden die Fälle weiter und schneller zunehmen. Mit drastischen Folgen: «Eine weitere Zunahme der Fälle würde zu vielen Krankheitsfällen und damit auch Arbeitsausfällen in kritischen Bereichen wie dem Gesundheitssystem führen und Testkapazitäten überlasten», so die Wissenschaftler.
Samia Hurst, Vizepräsidentin der Taskforce, warnte davor, dass die Personalausfälle «kritisch» werden könnten. Die Taskforce spricht sich daher für eine Reduzierung der Kontakte, Maskenpflicht in allen Innenräumen sowie die Gratis-Bereitstellung von Selbsttests aus. (sf/gbl)