Wie die Auswertung der Wahlergebnisse durch die Staatskanzlei Aargau am Montag weiter aufzeigt, sind die gewählten Frauen im Durchschnitt ein Jahr älter als die gewählten Männer: Die Grossrätinnen haben statistisch ein Alter von 49,8 Jahren – die 98 gewählten Männer sind im Durchschnitt 48,7 Jahre alt.
Der Frauenanteil bei den insgesamt 1023 Kandidierenden lag mit knapp 39,6 Prozent deutlich höher. Vier Jahre zuvor hatte der Frauenanteil 37,9 Prozent betragen. Am Sonntag sind zwar mehr Frauen zur Wahl angetreten – aber es wurden weniger Frauen ins Parlament gewählt.
Weniger neue Gesichter als 2020
Das Volk wählte 8 Frauen und 14 Männer neu ins Parlament, also insgesamt 22 Personen. Vor vier Jahren hatte es mit 31 Neugewählten mehr frische Köpfe gegeben. Nicht wiedergewählt wurden am Sonntag 3 Frauen und 8 Männer. Die Hälfte der nicht Wiedergewählten gehören der Fraktion der Grünen an. Die Partei verlor vier Sitze.
In absoluten Zahlen erhielt am Sonntag SVP-Grossrat Stefan Giezendanner (Baden) am meisten Stimmen, nämlich 9918 Stimmen. Der wiedergewählte Giezendanner war während der laufenden Amtsperiode vom Bezirk Zofingen in den einwohnerstärksten Aargauer Bezirk Baden umgezogen.
Mit nur 615 Stimmen wurde im Bezirk Aarau Roland Haldimann (Oberentfelden) auf der Liste der Kleinpartei Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) neu ins Parlament gewählt. Haldimann ist Präsident der Kantonalpartei. Die EDU gewann im Bezirk Aarau einen Sitz hinzu.
Bezirke ausschlaggebend für Sitzverteilungen
Der Grund ist das Wahlsystem «doppelter Pukelsheim»: Demnach werden zuerst die Wähleranteile der Parteien im gesamten Kanton ausgerechnet. In einem zweiten Schritt werden die gewonnenen Sitze je Partei auf die elf Bezirke verteilt.
Kleinparteien müssen mindestens einen Wähleranteil von fünf Prozent in einem Bezirk oder drei Prozent im ganzen Kanton erreichen, um überhaupt einen Sitz zu erobern. Die EDU steigerte ihren kantonalen Wähleranteil um 0,21 Prozentpunkte auf 1,81 Prozent.
Bei den Kleinparteien erreichte nur die EDU das Quorum
Im kleinen und ländlich-konservativen Bezirk Kulm erreichte die EDU einen Wähleranteil von 6,3 Prozent – und wurde daher bei der Sitzverteilung miteinbezogen. Anders erging es sieben weiteren Listen von kleinen Gruppierungen wie Piratenpartei, Massvoll oder Musikpartei: Sie blieben aussen vor, weil sie das notwendige Quorum weder in einem Bezirk noch im Kanton erreichten.
Die 140 Sitze im Grossen Rat sind in der Amtsperiode 2025/2028 wie folgt verteilt: SVP 48 (+5), SP 23 (0), FDP 22 (+1), Mitte 18 (0), Grüne 10 (-4), GLP 11 (-2), EVP 5 (-1) und EDU 3 (+1). Seit der Verkleinerung des Parlaments im Jahr 2005 von 200 auf 140 Sitze hatte die SVP noch nie so viele Mandate.