Fabio Regazzi ist «alarmiert». Der Mitte-Nationalrat und Präsident des Gewerbeverbandes SGV sagte, der Preishammer beim Strom sei für viele Unternehmen unerträglich, ja sogar existenzgefährdend. Auch bei ihm selbst hat der Preishammer zugeschlagen: Der Tessiner Unternehmer soll 1600 Prozent mehr für seinen Strom bezahlen. Daher müssten nun die «administrativen Hürden fallen», forderte er.
Konkret verlangt der SGV, dass der Bau von Kleinanlagen aller nachhaltigen Technologien für Haushalte bewilligungsfrei werden muss. Zudem will der Verband Grossprojekte der Wasser- und Windkraft vom Einspracheverfahren ausnehmen.
Zurück in die Grundversorgung
Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer forderte seinerseits, dass Unternehmen, «die im sogenannten freien Strommarkt sind, die Rückkehr in die Grundversorgung» ermöglicht wird – mit gewissen Auflagen wie etwa einem zeitlichen Mindestverbleib in der Grundversorgung nach einem Wechsel.
Er verteidigt diese Forderung mit konkreten Beispielen – etwa jenem eines Berghotels, dass bis anhin jährlich rund 5000 Franken Stromkosten hatte. Der Stromproduzent habe dem Hotel ein Angebot für einen neuen 5-Jahres Vertrag unterbreitet. Eine erste Offerte hätte laut Platzer Energiekosten von über 162’000 Franken bedeutet.
SGV-Präsident direkt betroffen
In einem zweiten Beispiel verwies Platzer auf eine mittelgrosse Firma im Metallbau, die nun eine Offerte mit Kosten für den Energieanteil von 925'670 Franken erhalten hat - 16 Mal höhere Kosten als heute.
Dabei handelt es sich um das Unternehmen Regazzi SA von SGV-Präsident Regazzi. Was er machen werde, habe er noch nicht entscheiden, antwortete Regazzi auf entsprechende Fragen. «Das einzige, was ich nicht machen will, ist, einen solchen Vertrag zu unterzeichnen.»
Wer zahlt die höheren Kosten
Sowohl Platzer wie auch SGV-Direktor Hans-Ulrich Bigler verteidigten ihren Vorschlag und wiesen darauf hin, dass der Energiemarkt in der Schweiz nicht der freien Marktwirtschaft unterliege, sondern ein Oligopol sei. Ausserdem, so die beiden, gehörten die meisten Energieanbieter der öffentlichen Hand. Schaue man sich zudem die Rechtsgrundlagen an, sagte Bigler weiter, dann stehe dort nicht: «Einmal gewechselt, nie mehr wechseln.»
Bei einem Wechsel in die Grundversorgung würden die Unternehmen von der Preisexplosion auf dem freien Markt verschont. Doch die hohen Preise verschwinden nicht einfach. Die Grundversorger, gerade in kleineren Gemeinden, müssten den zusätzlichen Strom für die Unternehmen einkaufen. So würde möglicherweise der Strompreis für alle Verbraucher in der Grundversorgung steigen. Die privaten Haushalte und kleinen Unternehmen würden also für die grösseren Verbraucher, die zurückkehren, die Mehrkosten übernehmen.
Bigler fordert Sparvereinbarungen
Ausserdem schlägt der SGV eine zusätzliche Eskalationsstufe vor, für den Fall, dass der Bund wegen Strommangel eingreifen muss. Gemäss SGV-Direktor Hans-Ulrich Bigler soll diese nach dem freiwilligen Sparen und vor dem Eingreifen des Bundes durch sogenannte Bewirtschaftungsmassnahmen zur Lenkung des Stromverbrauchs greifen, wird er laut Redetext in der Mitteilung zitiert.
Mehr zur Energiekrise
Unternehmen und Branchen sollen dann mit der wirtschaftlichen Landesversorgung Energie-Sparvereinbarungen eingehen. Grundlage der Vereinbarungen wären von den Unternehmen und Branchen selbst erarbeitete Pläne. Dabei müsse es einer Branche freigestellt sein, wie sie die Vereinbarung umsetze, so Bigler weiter.
Laut Bigler ist der Bund damit einverstanden. Denn bereits Ende August hatte der SGV diesen Vorschlag bereits in einem Brief den Bundesräten Guy Parmelin und Simonetta Sommaruga unterbreitet.
(SDA/tom)