Zu Land, zu Wasser und in der Luft – und bald auch noch im Weltraum: Die Schweizer Armee hat grosse Ambitionen. Die vom Parlament abgenickte Budgetaufstockung macht es möglich. Bis 2030 soll das Militärbudget schrittweise jährlich um rund 300 Millionen Franken auf weit über sieben Milliarden Franken steigen. Vor kurzem hat Blick die noch geheime Einkaufsliste von Verteidigungsministerin Viola Amherd (60) und Armeechef Thomas Süssli (55) bekannt gemacht.
Wer die 21-seitige Präsentation des Armeestabs genauer studiert, kommt plötzlich ins Staunen. Bei den «mittelfristigen Beschaffungen» für die Jahre 2028 bis 2031 fällt ein Schlagwort auf, das aber nicht weiter erklärt wird: Weltraum.
Projekt steckt noch in den Kinderschuhen
Was hat es damit auf sich? Plant die Schweizer Armee mit todbringenden Laser-Satelliten, wie sie der Kinobesucher aus James-Bond-Filmen kennt? Oder geht es um ein «Star Wars»-Programm zur Abwehr von Interkontinentalraketen, wie es der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan (1911–2004) während des Kalten Kriegs geplant hatte?
Noch zeigen sich Verteidigungsdepartement und Armee zurückhaltend. Das Projekt stecke noch in den Kinderschuhen, heisst es.
«Im Bereich Weltraum werden Möglichkeiten für Leistungen im Bereich Aufklärung, Telekommunikation, Präzisionsnavigation, aber auch Eigenschutz analysiert», lässt Armeesprecher Daniel Reist durchblicken. In den nächsten Jahren würden Forschungen und Erprobungen getätigt, um Entscheidungsgrundlagen für das weitere Vorgehen zur Verfügung zu haben.
Es geht um verbesserte Satelliten-Aufklärung
Fragen nach den Weltraumplänen der Armee sind auch in der nationalrätlichen Sicherheitskommission (SiK) aufgetaucht. Denn bis anhin hatten sogar die Sicherheitspolitiker im Parlament noch nie davon gehört. Dort liess sich die Armeespitze denn auch etwas tiefer in die Karten blicken.
Konkret soll es in erster Linie um die Software-Entwicklung von Satelliten gehen. Damit wolle die Armee nicht nur ihre Aufklärungs-, sondern gleichzeitig auch ihre Kommunikationsmöglichkeiten verbessern. «So soll etwa die Lagebilder-Auswertung verbessert werden», verrät ein Kommissionsmitglied.
Nötiger Kreditantrag ist bereits geplant
Bis anhin sei die Schweiz im Satellitenbereich auf Kooperationen angewiesen, etwa mit Frankreich. Mit einem eigenen Programm aber wäre die Schweizer Armee weniger abhängig, könnte weniger leicht von der Kommunikation abgeschnitten werden und sei dadurch weniger verwundbar, kommentiert ein Militärexperte. Weil er selbst regelmässig mit der Armee zusammenarbeitet, will er seinen Namen nicht in der Zeitung lesen.
Klar ist: Bereits mit der Armeebotschaft 2023 wollen Amherd und das Militär einen Projektierungs-, Erprobungs- und Beschaffungskredit beantragen. Voraussichtlicher Kostenpunkt: ein einstelliger Millionenbetrag. «Ob längerfristig Investitionen getätigt werden, hängt von den erzielten Resultaten ab», präzisiert Armeesprecher Reist.