Hilfe für Spitäler
«Schweizer Greta» steigt ins Masken-Geschäft ein

Marie-Claire Graf (24) hat als eines der Gesichter der Schweizer Klimastreikbewegung Bekanntheit erlangt. Nun hilft die Aktivistin Spitälern, Firmen und Behörden, günstig an Schutzmasken zu kommen.
Publiziert: 26.07.2020 um 19:52 Uhr
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Marie-Claire Graf (vorne links) hat die Klimastreiks in der Schweiz ins Leben gerufen.
Foto: Zvg
Lea Hartmann

Corona- statt Klimakrise: Die Corona-Pandemie hat der Klimastreik-Bewegung einer harten Dämpfer verpasst. Nicht nur, weil die Klimaaktivisten ihren Protest ins Netz verlagern mussten – sondern vor allem auch, weil der Klimaschutz auf der öffentlichen Prioritätenliste in den vergangenen Monaten plötzlich wieder nach hinten gerückt ist.

Nun mischt ein prominentes Gesicht der Klimajungend auch bei der Bewältigung der Corona-Pandemie mit. Klimaaktivistin Marie-Claire Graf (24), die als Gründerin der Schweizer Klimastreik-Bewegung gilt und deshalb auch als «Schweizer Greta» bezeichnet wird, ist ins Geschäft mit den Schutzmasken eingestiegen.

Nachfrage ist riesig

Gemeinsam mit dem Ostschweizer Unternehmer Oliver Fiechter (48) hat sie eine Initiative ins Leben gerufen, über die sie Spitälern, Firmen und der öffentlichen Hand helfen will, zu fairen Preisen an Schutzmasken zu kommen, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Das Prinzip: Kunden können bei ihnen gratis Maskenmaschinen beziehen, auch die benötigten Materialien gibts umsonst. Als Gegenleistung ziehen Graf und Fiechter 20 bis 80 Rappen pro Schutzmaske ein.

Das Geschäftsmodell entwickelt hat Fiechter. Er habe in der Krise Einblick in das «abstruse Masken-Geschäft» bekommen, sagt er zu BLICK. «Da machen Broker unglaublich viel Geld, obwohl sie bloss einmal das Telefon in die Hand nehmen.» Der «Business-Aktivist», wie er sich selbst bezeichnet, wollte eine dezentrale Lösung aufbauen, bei der beispielsweise ein Spital in der Schweiz nicht mehr abhängig von der Produktion in Asien ist. Den Aufbau des Systems inklusive der ersten Maschinen hat er mit Partnern durch Eigenmittel und Banken finanziert.

In einem weiteren Schritt wollen Fiechter und Graf zudem eine Recycling-Lösung entwickeln, damit die benutzten Hygienemasken nicht in den Kehrichtverbrennungsanlagen landen.

Demokratisierung der Masken-Produktion

Noch haben die Klima- und der Businessaktivist aber mit dem Aufbau der Organisation und der Auslieferung der ersten Maschinen alle Hände voll zu tun. Die Nachfrage nach den Leih-Maschinen, die in Deutschland eingekauft werden, ist laut eigenen Angaben riesig. Seit dem Projektstart vor knapp zwei Monaten seien bereits 65 Maschinen bestellt worden, sagt Fiechter. Die Kunden kommen aus diversen Staaten. Nun sollen die Maschinen bald auch in der Schweiz stehen. Laut Fiechter führt man derzeit Gespräche mit verschiedenen Unternehmen aus dem Gesundheitswesen, aber auch mit Unispitälern, Privatkliniken, Bund und Kantonen.

Graf und Fiechter wollen mit ihrem Geschäftsmodell die Maskenproduktion ein Stück weit demokratisieren. Ganz selbstlos ist ihr Engagement aber nicht. Noch läuft die Initiative über Fiechters Investmentfirma, bald soll aus ihr aber eine eigene Aktiengesellschaft werden, an der beide Geschäftspartner Anteile haben. Man nehme schliesslich das unternehmerische Risiko auf sich, rechtfertigt sich der Investor.

Die beiden planen aber, dass ein Teil der Einnahmen in einen Solidaritätsfonds fliesst. Mit diesem soll die Maskenproduktion in Entwicklungsländern unterstützt werden. Klimastreik-Gründerin Graf steht bereits mit Nichtregierungsorganisationen wie dem Uno-Kinderhilfswerk Unicef in Kontakt.

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