Hayek poltert gegen deutsche «Anti-Rassismus-Kurse»
«Wir sind kein Hausmeister, der Lektionen erteilt»

Swatch-Chef Nick Hayek provoziert in einem Interview mit kontroversen Aussagen. Er kritisiert Börse und Banken und äussert sich zur politischen Kultur in Deutschland. Für Anti-Rassismus-Workshops in deutschen Uhrenfirmen hat er kein Verständnis.
Publiziert: 23.03.2025 um 13:12 Uhr
|
Aktualisiert: 23.03.2025 um 19:05 Uhr
1/5
Mag das Provozieren: Swatch-Boss Nick Hayek (70).
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Swatch-Chef Nick Hayek gibt provokantes Interview im Spiegel
  • Hayek will keine Anti-Rassismus-Kurse für seine Mitarbeitenden in Deutschland
  • Was Mitarbeitende wählen, interessiert ihn nicht: «Wir sind keine Schnüffelpolizei»
Die Blick KI ist noch am lernen und kann Fehler machen. Fragen zum Sport und Wetter können noch nicht beantwortet werden.
LucienFluri05.jpg
Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

Interviews mit Swatch-Boss Nick Hayek (70) haben oft Unterhaltungswert: Der Chef des Bieler Uhrenkonzerns macht gerne kernige Aussagen, poltert, gefällt sich als Querdenker.

Nicht anders ist es in einem Interview, das Hayek nun dem deutschen Nachrichtenmagazin Spiegel gab. Er wettert gegen Börse, Banken und kurzfristig denkende Manager. Er erzählt, wie er - bevor seine Familie Swatch besass - von einem Scheich eine Rolex geschenkt bekam und diese als Student verkaufte, um seine Filmproduktionen zu finanzieren.

Auch politisch äussert sich der Konzernchef pointiert und mit Äusserungen, die für Kontroversen sorgen könnten. Als Enfant terrible will sich Hayek dabei nicht verstehen. Er gibt aber zu: Es mache ihm Spass,«im positiven Sinne zu provozieren».

«Wir sind keine Schnüffelpolizei»

Das tut er etwa mit einem Vergleich zwischen der Schweiz und Deutschland. Dort, im ostdeutschen Glashütte, besitzt die Swatch Group zwei Uhrenmarken. Angesprochen darauf, dass an jenem Ort die in Teilen rechtsextreme AfD Rekordergebnisse einfahre und die Konkurrenz Anti-Rassismus-Kurse anbiete, sagt Hayek: «Die Frage klingt nach DDR. Sollen wir unsere Angestellten erst einer Gewissensprüfung unterziehen?»

Ihn interessiere nicht, ob seine Mitarbeitenden gläubig, schwul oder verheiratet sind, «ob sie Kinder haben, ob sie in den Puff gehen, ob sie kiffen». Hayek weiter: «Wir sind keine Schnüffelpolizei oder Moralapostel.»

Die Schweiz habe eine andere politische Kultur als Deutschland, so Hayeks Schlussfolgerung im Spiegel-Gespräch. Als Arbeitgeber sei man kein Hausmeister, der den Mietern Lektionen erteile über die Schuhe vor der Haustüre. «In der Schweiz scheinen wir mehr Vertrauen in unsere eigenen Bürger zu haben als in Deutschland. Ich glaube nicht, dass ich einem Schweizer in einem Workshop erklären muss, was Demokratie ist.»

Für Gespräche mit Putin

Auch weltpolitisch äussert sich der Konzernboss: So kommt das Gespräch auf die Szene, in der Donald Trump (78) den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47) vor laufenden Kameras zusammenstauchte. Hayek findet daran positiv, dass man nicht mehr gelangweilt sei, wenn man Politiker im Fernsehen sehe. Sonst seien immer alle lieb, alles sei immer gut.

Er plädiert im Ukraine-Krieg dafür, mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (72) zu sprechen. «Mit Putin wollen wir nicht reden, aber mit all den anderen Diktatoren oder Despoten reden wir ja dauernd. Man muss mit dem Feind reden, um Frieden zu machen.»

Zwar habe Putin die Ukraine angegriffen, der Westen trage aber eine Mitschuld. Hayek: «Wenn Sie Ihr Haus verlassen, die Tür nicht abschliessen und überall erzählen, dass Sie Schmuck im Haus haben, und jemand bricht ein, dann ist der Einbrecher schuld. Aber der Hausbesitzer hat auch eine Verantwortung.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?