Happy End für grössten Kindernotfall der Schweiz
«So ein schönes Weihnachtsgeschenk – wir sind gerettet!»

Swiss Medi Kids stand vor dem Konkurs, weil grosse Krankenkassen den Geldhahn zudrehten. Jetzt das Aufatmen beim grössten Kindernotfall der Schweiz: Er ist über dem Berg. Für andere Permanencen ist noch keine Rettung in Sicht.
Publiziert: 09:41 Uhr
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Aktualisiert: 09:42 Uhr
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Gute Nachricht für Kinderärzte und kleine Patientinnen: Die grösste Kinderpermanence der Schweiz hat eine Zukunft.
Foto: Facebbok
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Rolf CavalliStv. Chief Content Officer

«Ich bin sehr erleichtert – was für ein schönes Weihnachtsgeschenk», sagt Katja Berlinger (50), CEO von Swiss Medi Kids. Sie bestätigt, was sie ihren 140 Angestellten am Dienstagabend mitteilte: Die Kinder-Permanence mit 80’000 Behandlungen jährlich in Zürich, Winterthur und Luzern ist gerettet.

Berlinger konnte mit Helsana, Sanitas und KPT drei grosse Krankenkassen doch noch überzeugen, eine Abend- und Wochenendpauschale zu zahlen – nach anfänglichem Widerstand. Der Vertrag liegt derzeit zur Genehmigung bei den Gesundheitsdirektionen Zürich und Luzern. Zusammen mit weiteren Kassen wie Swica und CSS seien nun 70 Prozent der ausfallenden Notfallpauschalen gesichert, sagt Berlinger. «Damit können wir die Löhne zahlen und den Betrieb für nächstes Jahr sichern.» 

Viele Permanencen stehen vor dem Aus

Vor zwei Monaten drohte Swiss Medi Kids der Konkurs, wie Blick publik machte. Zwei Bundesgerichtsurteile hatten die Abrechnung von Notfallpauschalen für Permanencen mit angestellten Ärzten und Ärztinnen gekippt. Die Folge: Die Krankenkassen zahlten diese Pauschalen nicht mehr. Für Swiss Medi Kids war das existenzbedrohend, denn viele Eltern kommen gerade abends und am Wochenende in die Permanence.

Das Problem betrifft die ganze Schweiz. Viele Permanencen kämpfen ums Überleben. Die Blick-Berichterstattung löste eine politische Debatte und Vorstösse im Bundesparlament aus. Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider (60) zeigte sich wegen der Kindermedizin besorgt und rief die Beteiligten auf, eine Lösung zu finden. Ein Ausfall der Permanencen würde Spitäler zusätzlich belasten – und die Kosten in die Höhe treiben.

Für Swiss Medi Kids zeichnet sich also ein Happy End ab. Berlinger nennt zwei Gründe für das Einlenken der Krankenkassen: «Wir sind klar günstiger als der Spitalnotfall und transparent. Wir haben den Krankenversicherern alle Zahlen offengelegt.» Helsana stellt auf Anfrage eine langfristige Lösung in Aussicht. Ab 2026 gilt der sogenannte Tardoc, ein neues Tarifsystem für ambulante Leistungen. Für die Permanencen wie Swiss Medi Kids brauche es da noch Anpassungen, so die Helsana.

Kinderärzte drohten mit Streik

Berlinger hofft, dass die Krankenkassen auch bei anderen Permanencen einlenken. «Die Vorteile eines funktionierenden Systems mit Walk-in-Praxen überwiegen für alle Beteiligten, auch für die Versicherer», betont sie.

So weit ist es noch nicht. Kleinere Permanencen wie etwa der Zusammenschluss von Landärzten im Zürcher Weinland sind weiter gefährdet. Eine Notfallpraxis in Sursee musste bereits schliessen. In Genf wollten die Kinderärzte ab diesem Freitag streiken. Nach einer Aussprache mit der Genfer Regierung lassen sie davon ab und protestieren mit reduzierten Öffnungszeiten über die Feiertage.

Die Situation bleibt angespannt. Ob es wie bei Swiss Medi Kids auch für andere Permanencen ein Happy End gibt, steht in den Sternen.

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