Der grüne Nationalrat Bastien Girod (42) kontert Vorwürfe gegen seinen Arbeitgeber South Pole. Der Firma werden Geschäfte mit Ölkonzernen und der russischen Gazprom sowie Greenwashing und der Handel mit teils fragwürdigen Zertifikaten vorgeworfen.
Als Chef des Europa-Geschäfts räumt Girod im «SonntagsZeiungs»-Interview ein, South Pole habe mit Gazprom 2015 eine Transaktion im Rahmen des Europäischen Emissionshandels gemacht. Wichtiger sei aber: «Wir begleiten über 1000 Firmen ausserhalb der Erdöl- und Gasbranche eng auf dem Weg zu netto null.» Man unterstützen sie bei der Fussabdruck-Messung, beim Erarbeiten eines CO2-Reduktionsfahrplans und der Umstellung auf erneuerbare Energien.
Weiter gibt Girod Auskunft, persönlich dabei gewesen zu sein, als South Pole unmittelbar nach Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine beschloss, gar nicht mehr mit russischen Firmen zu geschäften.
Nicht sympathisch, aber notwendig
Mit anderen Ölfirmen läuft das Geschäft aber noch. Dazu sagt der Umweltpolitiker, mit dem Verkauf von CO2-Zertifikaten würden auf der ganzen Welt konkrete Klimaprojekte finanziert. «Das Geld der Ölkonzerne fliesst zum Beispiel in den Bau neuer Solar- oder Windanlagen oder in Projekte, die an einem bestimmten Ort die Abholzung des Regenwaldes verhindern.»
Für Griod ist es «wichtig und richtig, dass so viel Geld wie möglich von diesen Ölkonzernen für solche Zwecke abgezweigt wird». Insofern halte er eine Zusammenarbeit mit der Öl- und Gasbranche für notwendig, «auch wenn die Unternehmen mir nicht sympathisch sind».
Hilfe beim Wandel
Und der Grüne begrüsst es, dass die South-Pole-Mitarbetenden darüber diskutieren, wie sinnvoll eine Zusammenarbeit mit solchen Konzernen ist. «Gegen eine Zusammenarbeit mit Ölkonzernen und ähnlichen Unternehmen spricht, wenn ihnen das hilft, so zu tun, als machten sie was fürs Klima, obwohl sie mit ihrem Geschäft dem Klima schaden.»
Hingegen spreche für eine Zusammenarbeit, die Notwendigkeit, deren Profit in Klimaschutz zu investieren. Zudem helfe man solchen Firmen wie etwa Ørsted, sich vom Öl- und Gaskonzern zum grössten Windunternehmen zu wandeln.
Sie tun was
Und die Kritik an den Urwald-Schutz-Zertifikaten für ein Projekt in Simbabwe bezeichnet er als falsch, da sehr wohl Abholzung vermieden und damit CO2 eingespart werde.
Ausserdem findet Girod, die Kritik am Nichtstun müsse lauter sein, als jene, Firmen betrieben Greenwashing. Denn immerhin täten jene, die freiwillig Zertifikate kaufen, etwas fürs Klima. Das sei doch viel besser als die grosse Mehrheit der Firmen, die nichts machen. Und Studien zeigten, diese Firmen täten auch mehr, um ihre direkten Emissionen zu reduzieren. (pt)