Er ist Umweltwissenschaftler, lancierte als junger Grüner die Stopp-Offroader-Initiative mit und engagierte sich als Greenpeace-Aktivist. Der Zürcher Nationalrat Bastien Girod (42) gilt in der grünen Fraktion als «Mr. Klima» – und damit eigentlich als idealer Bundesratskandidat.
Blick: Herr Girod, schon 2019 haben Sie sich eine Bundesratskandidatur überlegt, angetreten ist Regula Rytz. Packen Sie diesmal die Gelegenheit beim Schopf?
Bastien Girod: Damals war die Ausgangslage für eine Kandidatur nach unserem historischen Wahlsieg klarer als jetzt. Ich habe nicht erwartet, dass wir so stark verlieren werden. Nachdem wir aber in der Fraktion beschlossen haben, wieder anzutreten, habe ich mir eine Kandidatur nochmals ernsthaft überlegt.
Mit welchem Ergebnis?
Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich diesen Winter für eine Kandidatur nicht zur Verfügung stehe. Mit Gerhard Andrey steht ein guter Kandidat mit ähnlichem politischen Profil zur Verfügung, das hat den Entscheid vereinfacht.
Dabei würden Sie von Ihrer beruflichen Erfahrung her und als früherer Präsident der Umwelt- und Energiekommission als «Mr. Klima» den grünen Anspruch geradezu verkörpern.
Ja, dem kann ich zustimmen. Aber auch mein Parteikollege Andrey verkörpert diesen Anspruch. Er wird die Umwelt- und Klimafahne im Bundesrat hochhalten. Und er bringt mit seinem digitalen Background weitere wichtige Expertisen mit. Er ist ein super Kandidat, um die Grünen zu repräsentieren.
Oder Sie sind einfach froh, dass sich ein anderer verheizen lässt. Die Wahlchancen sind gleich null.
Es gibt bestimmt wieder einmal eine Gelegenheit, sich verheizen zu lassen (lacht). Aber ernsthaft: Natürlich ist die Ausgangslage schwierig und bei einer FDP-Vakanz wären unsere Wahlchancen grösser, weil die Mitte keine amtierenden Bundesräte abwählen will. Mit einer grünen Kandidatur betonen wir aber unseren Anspruch auf eine Vertretung im Bundesrat. Rein rechnerisch ist unser Anspruch auf einen Sitz deutlich grösser als jener der FDP auf zwei Sitze. Die FDP ist massiv übervertreten.
Trotzdem ist es doch vermessen, nach einer solch krachenden Niederlage einen Bundesratssitz zu fordern.
Isoliert betrachtet, schmerzen die Verluste. Davon dürfen wir uns aber nicht blenden lassen! Die Grünen haben mit fast zehn Prozent das zweitbeste Ergebnis ihrer Parteigeschichte erreicht, während die FDP ihr historisch schlechtestes Ergebnis eingefahren hat. Schaut man sich den Trend über die letzten ein, zwei Jahrzehnte hinweg an, gibt es einen grünen Aufwärtstrend. Wobei man eines nicht vergessen darf...
Was denn?
Mit der GLP ist eine weitere Partei nicht im Bundesrat vertreten, die ökologische Anliegen besonders stark gewichtet. Dieser grüne Klima-Block – und damit ein grosser Teil der Bevölkerung – wird in der Landesregierung nicht repräsentiert. Im Bundesrat fehlt damit eine Sensibilität und Balance in Umweltfragen, was die soeben beschlossene Abschussfreigabe auf Wölfe bestens illustriert. Das muss sich ändern.
Bisher stellt sich mit Andrey nur eine einzige Person zur Verfügung. Ist das nicht zu schwach für eine Partei mit Regierungsanspruch?
Es wären einige weitere Personen bereit für eine Kandidatur. Mit seiner Ankündigung hat Andrey den Entscheid vielen aber abgenommen – mir ebenfalls. Die Ausgangslage ist nicht einfach. Umso wichtiger ist, dass wir einen Kandidaten haben, hinter dem alle stehen können und mit dem wir einen motivierten Wahlkampf durchziehen können.