Der Herbst steht vor der Tür, und die Schweiz erwartet im schlimmsten Fall eine Energiekrise. Das lässt in der Genfersee-Region alte Pläne wieder neu aufleben.
Die bürgerlichen Parteien SVP und FDP fordern, dass die Waadt eine Energie-Taskforce einsetzt. Insbesondere solle diese ein Projekt zur Gasförderung in der Region vorantreiben. Eine entsprechende Resolution haben die Parteien am Dienstag im Kantonsrat eingereicht, berichten die Tamedia-Titel.
Es könne nicht sein, dass die Schweiz aus den USA und anderswo für viel Geld Flüssiggas importiere, während sie eigene Gasvorkommen habe, sagte der Waadtländer FDP-Präsident und Kantonsrat Marc-Olivier Buffat (61).
Probebohrungen unweit der Sehenswürdigkeit Schloss Chillon zeigten, dass in einer Tiefe von rund 4000 Metern Gas vorkommt. Dieses wollen die Bürgerlichen nun anzapfen.
Noch gibt es ein Förderverbot
Eigene Gasförderung sieht Buffat nicht im Widerspruch zum Entscheid der Waadtländer Regierung, schrittweise aus der fossilen Energie auszusteigen. Neben dem Gasprojekt sollen nämlich auch Projekte zu Wasserkraft, Fotovoltaik und Windenergie an die Hand genommen werden.
Gegen die Gas-Idee laufen die Grünen bereits Sturm. Sie künden das Referendum an, sollte das Parlament in der Frage um die Förderung fossiler Energieträger zurückkrebsen.
2018 stimmte das Waadtländer Parlament nämlich einem Verbot der Schiefergasförderung sehr deutlich zu. Seit 2011 verbietet ein Moratorium die Vergabe von Fördergenehmigungen. Doch die Bürgerlichen glauben, dieses Verbot kippen zu können, auch aufgrund der aktuellen Energiekrise.
So schnell fliesst kein Gas
Hierzulande wurde immer wieder nach Öl- und Gasvorkommen gesucht. Doch bislang wurde erst ein nennenswertes Gasvorkommen ausgebeutet. In Finsterwald LU wurde nach Öl gesucht und Gas gefunden. Das Vorkommen wurde zwischen 1985 und 1994 ausgebeutet, das Gas in die nahe Transitpipeline eingespeist. Geld wurde damit keines verdient.
Doch auch wenn unter dem Genfersee ein wertvolles Gasvorkommen lagert, wird das keine Erleichterung für den befürchteten Energie-Engpass diesen Winter bringen. So gehen selbst die bürgerlichen Politiker davon aus, dass frühestens in zehn Jahren das Genfersee-Gas fliessen könnte.
Bei der Umweltorganisation Greenpeace kritisierte man die Pläne schon 2008. Ein Sprecher bezeichnet Erdgas damals als «Energie der Vergangenheit» und die Suche danach als «unsinnig».