Auf einen Blick
- Bundesverwaltung will Abfall reduzieren und besser trennen
- Dafür gibt es ein Konzept
- Für bis zu zwei Millionen Franken werden neue Abfallbehälter angeschafft
Beim Bund läuft derzeit die grosse Güselreform. Die Verwaltung will ungetrenntem Müll die Abfuhr erteilen. Überhaupt sollen die Beamten künftig weniger Abfall produzieren.
Der Bund hat darum ein eigenes Entsorgungskonzept entwickelt: 2021 wurde es erstmals verabschiedet, aktuell wird es gerade überarbeitet. Das schreibt das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) auf Anfrage von SonntagsBlick.
An ihren Arbeitsplätzen trennen Beamte zwar bereits heute Papier von sonstigem Abfall. Gemäss dem neuen Konzept sollen zusätzlich auch PET, Alu- und Nassabfälle gesammelt werden.
Bis zu zwei Millionen Franken für neue Eimer
Damit das Konzept nicht für die Tonne genehmigt wurde, braucht es für die richtige Trennung nun auch neue Abfalleimer. Das BBL greift dafür tief in die Tasche: Für bis zu 1,6 Millionen Franken werden 2600 neue Abfallsortierbehälter gekauft. Der Zuschlag wurde auf der Beschaffungsplattform Simap publiziert.
«Es ist nicht vorgesehen, alle Abfallbehälter gleichzeitig und ohne sorgfältige Prüfung zu ersetzen», betont das BBL. Sämtliche Produkte seien optional ausgeschrieben und würden nur bei effektivem Bedarf beschafft. Die Verwaltung kann die Kübel also in den nächsten fünf Jahren kaufen, ist aber nicht verpflichtet, den gesamten Vertrag von 1,6 Millionen Franken auszuschöpfen.
Weiter werden auch Abfallhaie für maximal 410'000 Franken, Kehrichtcontainer für maximal 145'000 Franken und bis zu 3000 Papierkörbe für maximal 61'000 Franken gekauft. Eigentlich wollte das BBL auch halbrunde Treteimer aus Edelstahl besorgen – allerdings konnte mit Blick auf Preis, Funktion und Nachhaltigkeit kein passender Anbieter gefunden werden, so das BBL. Darum habe man die Ausschreibung abgebrochen.
Im Ganzen könnte der Bund also über zwei Millionen Franken für die neuen Abfalleimer zahlen.
Weniger Abfall zum Ziel
Der neue Güselplan soll die Beamten nebst der Abfalltrennung auch dazu motivieren, möglichst wenig Müll zu generieren. Er wurde darum speziell für die Anforderungen des aktuellen Bürokonzepts entwickelt, das vom Bundesrat genehmigt wurde. Es berücksichtigt neue Arbeitsformen wie zum Beispiel Homeoffice, Teilzeitarbeit oder Jobsharing.
Das Bundespersonal erhält etwa keine persönlichen Arbeitsplätze mehr. Stattdessen können die Plätze flexibel von verschiedenen Mitarbeitenden genutzt werden. Zudem erhält nicht jeder Beamte einen eigenen Abfallkübel: Mehrere Arbeitsplätze teilen sich neu eine Abfallsammelstation ausserhalb der Büroräume – sie müssen also aktiv zum nächstgelegenen Entsorgungspunkt gehen.
Ob das die Angestellten tatsächlich davon abhält, ihren Güsel in den Räumlichkeiten des Bundes zu entsorgen? Das BBL begründet folgendermassen: «Dies fördert ein bewussteres Abfallmanagement und motiviert zur Reduktion von unnötigem Müll.» Zusätzlich sollen so mit der Zeit weniger Abfallbehälter in den Büros stehen, was auch weniger Reinigungsaufwand bedeute.
Bundesbudget in Schieflage
Federführend beim Küderkübelkonzept ist das BBL, das dem Finanzdepartement von Karin Keller-Sutter (61) untersteht. Keller-Sutter hat eigentlich gerade das grosse Sparen ausgerufen: Das Budget des Bundes ist in Schieflage. Um das Loch in der Kasse zu stopfen, hat der Bundesrat ein Sparpaket mit 59 Massnahmen vorgeschlagen. Es soll die Bundesfinanzen bis 2027 um 2,7 Milliarden Franken entlasten.
Beim Finanzdepartement gibt man sich zur kostspieligen Anschaffung gelassen: «Die Anschaffung neuer Materialien ist gerechtfertigt, wenn diese für die Erfüllung der Aufgaben des Bundes erforderlich ist. Eine umsichtige Verwaltung der öffentlichen Finanzen bedeutet nicht, alle Ausgaben einzustellen», schreibt eine Sprecherin auf Anfrage.