Der Hitze-Hammer hat die Schweiz erreicht. Die Spanien-Luft heizt uns seit dem Wochenende mit Temperaturen über 30 Grad ein. Und auch in den nächsten Tagen wird weiter geschwitzt – ganz besonders auf den vielen Baustellen.
Die Gewerkschaft Unia forderte darum am Montag in einer Medienmitteilung: Für die Gesundheit der Büezerinnen und Büezer und spätestens bei 35 Grad müsse die Arbeit ganz unterbrochen werden.
Für die Arbeit bei grosser Hitze auf Baustellen bestehen zwar schon diverse Sicherheitsbestimmungen. So sind unter anderem regelmässige Pausen im Schatten Vorschrift, um Wasser zu trinken und so eine Überhitzung zu vermeiden: «Doch die Einhaltung dieser Sicherheitsbestimmungen wird zunehmend dem wachsenden Termindruck geopfert», beobachtet Nico Lutz (52), Leiter Sektor Bau und Mitglied der Geschäftsleitung Unia. Die Gesundheit des Baupersonals sei aber wichtiger, als die «unnötig engen» Terminpläne einzuhalten.
Hitze-Regeln im Tessin
Die Schweizerischen Unfallversicherung (Suva) warnte am Montag bereits vor erhöhter Unfallgefahr bei der Arbeit bei Hitze. Eine statistische Analyse zeige, dass sich bei Temperaturen von über 30 Grad sieben Prozent mehr Unfälle ereigneten, als an anderen Sommertagen. Grund dafür könnten Übermüdung und Unkonzentriertheit sein. Insbesondere für Personen, die im Freien arbeiten, könne die Hitze zum Problem werden – beispielsweise für Gärtner, Werkhofmitarbeitende, Dachdeckerinnen oder Strassenbauer.
«In der Schweiz gibt es kein generelles Recht auf Hitzefrei auf Baustellen», sagt Lutz von der Unia. Ausser im Kanton Tessin, dort gibt es eine Lösung für den Strassenbau: «Wenn Meteo Schweiz für drei aufeinanderfolgende Tage Hitze-Warnstufe 3 herausgibt, dann müssen die Arbeiten jeweils ab 13 Uhr eingestellt werden.» Auch im Wallis soll es ab kommendem Jahr eine ähnliche Lösung geben.
Verantwortung bei Arbeitgeber
Alle anderen Bauarbeiter sind auf verständnisvolle Chefs angewiesen. Bereits im vergangenen Sommer forderte SP-Nationalrat und Gewerkschafter Pierre-Yves Maillard (55) vom Bundesrat, dass er angesichts der Folgen des Klimawandels die Sicherheit und Gesundheit der Büezerinnen und Büezer auf Baustellen vermehrt schütze. Dessen Antwort fiel klar aus: «Die primäre Verantwortung für den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmenden trägt der Arbeitgeber», so die Landesregierung in ihrer Antwort.
Auch der Baumeisterverband ist gegen ein generelles Hitzefrei ab 35 Grad auf Baustellen. «Jeder Unternehmer entscheidet täglich mit seinem Team, welche Arbeiten ausgeführt werden, die technisch, wirtschaftlich und gesundheitlich Sinn ergeben», sagt Matthias Engel (44), Mediensprecher des Schweizerischen Baumeisterverbands über Hitzetage.
Die Arbeitssicherheit und der Gesundheitsschutz hätten aber zu jeder Jahreszeit und bei jedem Arbeitsschritt oberste Priorität, so Engel. An heissen Tagen stelle man genügend Trinkwasser, Sonnencreme und immer wieder mal ein Glacé zur Verfügung: «Gerade angesichts des herrschenden Fachkräftemangels ist es vielen Baufirmen sehr bewusst, dass ein gutes Arbeitsklima hilft, die guten Leute auf dem Bau zu behalten.»
Lärmvorschriften verhindern Frühschicht
Der Klimawandel mache sich vermehrt auf den Baustellen mit Hitzetagen bemerkbar, ist man sich beim Baumeisterverband und der Gewerkschaft einig. Früher habe es solche extremen Hitzetage an wenigen Tagen im Jahr gegeben. «Die Situation hat sich verschärft, inzwischen berichten uns die Bauarbeiter von mehreren Wochen hintereinander, in denen sie unter solcher Gluthitze arbeiten», so Lutz.
Ein weiteres Problem: Vielerorts können die Arbeiten nicht einfach auf die kühleren Stunden früh am Morgen verschoben werden. «Gerade in den Städten und den Tourismusregionen darf man vor sieben Uhr keinen Lärm machen», so Engel vom Baumeisterverband.