Gespräche mit Pfizer und MSD
Die Schweiz will die Superpille

Der Bund bestätigt, mit den beiden US-Pharmafirmen Pfizer und Merck (MSD) wegen des Kaufs ihrer neuen Corona-Medikamente in Kontakt zu stehen. Beide Pillen versprechen einen hohen Schutz vor einem schweren Corona-Verlauf.
Publiziert: 12.11.2021 um 18:45 Uhr
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Das Bundesamt für Gesundheit unter der Leitung von Anne Lévy ist in Kontakt mit Pfizer und Merck wegen der antiviralen Corona-Pillen.
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser

Sie soll einen fast 90-prozentigen Schutz vor einer Spitaleinweisung bieten, die antivirale Corona-Pille von Pfizer. Todesfälle soll es nach der Einnahme gemäss einer klinischen Studie gar nicht mehr gegeben haben. Es klingt nach Verkaufs-PR, was verschiedene Medien derzeit berichten.

Doch Studien zu den antiviralen Pillen des US-Pharmariesen Pfizer, aber auch zu jenen des Konkurrenten Merck & Co. sind tatsächlich derart vielversprechend, dass auch die Schweiz auf sie setzen möchte. Das zeigen Blick-Recherchen.

Pfizer hat erst Ende letzter Woche von der Wirksamkeit seiner Pille berichtet. Von der Wirksamkeit des Medikaments der Firma Merck, die in Europa unter Merck Sharp & Dohme (MSD) auftritt, weiss man schon länger.

Bund bestätigt Interesse

Auf Blick-Anfrage bestätigt das Bundesamt für Gesundheit (BAG): «Das BAG steht im Gespräch sowohl mit Pfizer als auch mit MSD bezüglich einer möglichen Anwendung von Paxlovid beziehungsweise Molnupiravir in der Pandemiebekämpfung in der Schweiz.» Mehr will das Amt nicht sagen: «Über laufende Verhandlungen werden keine Auskünfte gegeben.» Auch Pfizer sagt nur: «Wir bestätigen, dass wir mit dem BAG zu Paxlovid in Kontakt sind.» Die Anfrage an Merck blieb unbeantwortet.

Die beiden Präparate, Pfizers Paxlovid und Mercks Molnupiravir, sind die ersten zwei Medikamente, die – sofern die Zulassung erfolgt – in der Schweiz von Corona-Patienten zu Hause eingenommen werden könnten. Mit ihnen könnten schwere Krankheitsverläufe verhindert werden.

Rasch zum Test

So sollen die beiden Produkte angewendet werden: Wer Corona-Symptome verspürt, lässt sich so rasch wie möglich testen. Bei einem positiven Covid-Test nimmt die Patientin oder der Patient die antivirale Pille nach den Vorgaben des Arzts oder Apothekers ein.

Pfizer legt Wert darauf, dass es sich um Zwischenergebnisse handle, schreibt zur Wirksamkeit der Pille aber: «Die gemäss Studienprotokoll geplante Zwischenanalyse zeigte eine 89-prozentige Verringerung des Risikos einer Covid-19-bedingten Krankenhauseinweisung» im Vergleich zu Patienten, die ein Placebo, also ein Scheinmedikament, erhalten hätten. Dies bei ungeimpften Erwachsenen, wenn sie innerhalb von drei Tagen nach Auftreten typischer Corona-Symptome mit der Pille behandelt wurden.

Bei Ungeimpften, die das Medikament innerhalb von fünf Tagen einnahmen, habe sich eine 85-prozentige Wirksamkeit gezeigt. In der gesamten Studienpopulation seien bis zum 28. Tag keine Todesfälle bei Patienten gemeldet worden, die den Wirkstoffkandidaten erhielten, so Pfizer.

50 Millionen Packungen

Das US-Pharmaunternehmen, das zusammen mit Biontech auch einen mRNA-Impfstoff gegen Corona produziert, hat laut eigenen Angaben eine Milliarde US-Dollar in die Herstellung des Wirkstoffs von Paxlovid investiert.

Pfizer rechnet damit, bis Ende 2021 mehr als 180'000 Packungen des Medikaments produzieren zu können. Bis Ende 2022 sollen es mindestens 50 Millionen Packungen sein. Das Unternehmen hofft, seine Produktionskapazitäten rasch steigern zu können.

650 Franken die Packung

Über die Kosten einer Packung Paxlovid schweigt sich Pfizer aus. In verschiedenen Medienberichten ist die Rede davon, dass der Preis in reichen Ländern rund 700 US-Dollar, also nicht ganz 650 Franken, betrage. In ärmeren Staaten soll es weniger sein.

Paxlovid und Molnupiravir sind aber längst nicht die einzigen neuen Medikamente, auf die die Schweiz zur Behandlung von Corona setzt. Wie das BAG schreibt, steht beispielsweise Remdesivir seit dem Juli 2020 Schweizer Patienten zur Verfügung. Dieses Medikament war ursprünglich gegen das Ebolafieber entwickelt worden.

Antikörper-Therapien

Der Bund hat auch verschiedene Reservationsverträge für Arzneimittel gegen das Covidvirus unterzeichnet. Seit Mitte Mai sei hierzulande Ronapreve des Schweizer Pharmamultis Roche als Infusion verfügbar, teilt das BAG mit. Die Antikörper-Therapie eignet sich für Patienten, die hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben.

Seit Ende September sei zudem das Antikörper-Mittel Sotrovimab verfügbar. Beide Arzneimittel sind noch nicht von Swissmedic zugelassen, können aber durch eine spezielle Regelung bereits jetzt Patientinnen und Patienten zur Verfügung gestellt werden.

Vollständige Sicherheit gibt es nicht

Klar ist: Auch mit den neuen Medikamenten gibt es keine hundertprozentige Sicherheit, dass eine Behandlung erfolgreich ist. Wer an Corona erkrankt, dem drohen lang anhaltende Folgeschäden, nach einem schweren Verlauf allenfalls gar Invalidität.

Die für Personen ab zwölf Jahren zur Verfügung stehende Corona-Impfung ist kostenlos. Sie bietet einen hohen Schutz vor einem schweren Verlauf einer Corona-Infektion.

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