Gegen Jugendarbeitslosigkeit
Was nicht rentiert, wird nicht mehr studiert!

Die Corona-Krise führt zu steigender Arbeitslosigkeit. Gerade bei Jungen. Dagegen kämpfen Jungparteien mit mehreren Massnahmenpaketen. Die Forderungen bergen Zündstoff.
Publiziert: 02.06.2020 um 12:44 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2021 um 17:07 Uhr
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Die Corona-Krise hat Folgen für den Schweizer Arbeitsmarkt. Gerade die Jugendarbeitslosigkeit dürfte weiter steigen.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer

Die Corona-Krise schlägt sich erbarmungslos auf den Schweizer Arbeitsmarkt nieder. Im April stieg die Arbeitslosenquote deutlich von 2,9 auf 3,3 Prozent. Über 150'000 Personen sind betroffen, fast 18'000 mehr als im Vormonat. Tendenz steigend.

Düster sind auch die Perspektiven für die junge Generation zwischen 15 und 24 Jahren. Im April ist die Jugendarbeitslosigkeit gleich um 18,1 Prozent auf rund 17'200 Personen gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht dies sogar einem Anstieg um 61,3 Prozent. Und Experten rechnen für den Sommer mit weiter steigenden Zahlen.

«Junge dürfen nicht Hauptverlierer der Krise sein»

Gerade Jungparteien zeigen sich alarmiert. «In einer Zeit, in der x-tausende kleine und mittlere Betriebe um ihre Existenz kämpfen, stehen auch ebenso viele Lehrstellen und Jobs auf der Kippe», sagt David Trachsel (25), Präsident der Jungen SVP (JSVP). Die Erfahrung zeige, dass gerade jungen Menschen in Krisenzeiten schneller gekündigt werde.

Die aktuellen Zahlen haben auch die Jungen Grünliberalen (JGPL) aufhorchen lassen. Um gegen die ansteigende Jugendarbeitslosigkeit anzukämpfen, haben beide Jungparteien jeweils Massnahmenpakete erarbeitet. «Wir Jungen sind die Zukunft. Die Jugend darf nicht im Stich gelassen werden und zu Hauptverlierern des Corona-Lockdowns gemacht werden», betont Trachsel.

Studiengänge streichen, welche der Wirtschaft nicht nützen

Die Forderungen enthalten einigen Zündstoff. So verlangt etwa die JSVP, dass an den Universitäten «wertschöpfungsferne» Studiengänge gekürzt oder gleich ganz gestrichen werden sollen. Im Auge hat die Jungpartei etwa «Gender Studies» im Bereich der Geisteswissenschaften. «Solche Angebote werden an den wirtschaftlichen Bedürfnissen vorbei betrieben», zeigt sich Trachsel überzeugt. Sie seien deshalb in einer Gesamtschau kritisch auf ihren Nutzen hin zu überprüfen.

Gleichzeitig soll unter anderem für Firmen ein Anreiz geschaffen werden, weiterhin Lehrstellen anzubieten und junge Menschen bis 25 Jahre anzustellen. Der JSVP schwebt dabei jeweils eine «spürbare Steuererleichterung» vor – bis zu 20 Prozent. «In dieser schweren Wirtschaftsphase, die sie zu unpopulären Massnahmen zwingt, um das eigene Überleben zu sichern, sind die Rahmenbedingungen so zu verbessern, dass belohnt wird, wer jungen Menschen Arbeit gibt und Zukunft schenkt», findet Trachsel.

Corona-Kredite sollen erlassen werden

Auch die Jungen Grünliberalen wollen auf finanzielle Anreize setzen. Werden Lehrlinge oder junge Arbeitnehmer angestellt, sollen Firmen allfällige Corona-Kredite im Umfang der jeweiligen Lohnkosten nicht zurückzahlen müssen. «Gleichzeitig sollen 150 Millionen Franken bereitgestellt werden, damit Lehrende die Ausbildung auch dann beenden können, wenn der Lehrbetrieb existenziell bedroht ist», sagt JGLP-Co-Präsident Tobias Vögeli (24).

Und das ist längst nicht alles: Die Jungparteien fordern eine einfachere Gestaltung der Lehrlingsausbildung, antizyklische Investitionen der öffentlichen Hand sowie eine verstärkte Digitalisierung. Auch Investitionen von privater Seite sollen steuerlich begünstigt werden.

Vertrauen in die Corona-Generation nicht verlieren

Parallel dazu sollen trotz der Corona-Krise alle Matura- und Lehrabschlussprüfungen durchgeführt werden, findet die JSVP. Unternehmen müssten wissen, welche Voraussetzungen Schul- und Studienabgänger erfüllen. Wo Prüfungen bereits abgesagt wurden, sei im Zeugnis transparent auszuweisen, welche Leistungen erbracht wurden. Die Wirtschaft dürfe das Vertrauen in die Corona-Generation nicht verlieren.

Damit die Forderungen nicht graue Theorie bleiben, sollen erste bereits in der am Dienstag startenden Sommersession von Vertretern der jeweiligen Mutterpartei ins Bundesparlament eingebracht werden.

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