Studie der Uni Bern zeigt
Tausende Jugendliche bleiben dieses Jahr ohne Lehrstelle

Die Corona-Krise trifft die Schwachen am Arbeitsmarkt: Jugendliche finden keine Lehrstelle. Die Krise wird sich auch im nächsten Jahr noch auswirken.
Publiziert: 30.04.2020 um 09:42 Uhr
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Aktualisiert: 02.06.2020 um 12:28 Uhr
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Elektro-Lehrling: In diesem Jahr sind gute Stellen noch rarer als sonst.
Foto: Keystone

Stellensuche mitten in der Corona-Krise: Das ist fast unmöglich. Und doch Realität für Zehntausende Jugendliche. Die Folge: Tausende bleiben im Sommer ohne Vertrag. Das zeigen neue Berechnungen der Universität Bern. Die Zeitungen von CH Media berichten in der heutigen Ausgabe darüber.

Die Berechnungen stützen sich auf Erfahrungen aus vergangenen Rezessionen und auf die Prognose des künftigen Wirtschaftswachstums. Auf dieser Grundlage ist zu erwarten, dass dieses Jahr zwischen 2200 und 3000 weniger Lehrverträge unterschrieben werden als im Vorjahr.

Und es kommt noch schlimmer. Eine Besserung ist vorerst nicht absehbar. Im nächsten Jahr soll die Wirtschaft zwar wieder wachsen. Jedoch wird es länger dauern, bis die Betriebe wieder mehr Lehrstellen schaffen. Auch 2021 werden 2000 bis 3000 Lehrverträge weniger unterschrieben.

Bis zu 6000 Lehrstellen weniger

Unterm Strich kostet die Krise also bis zu 6000 Jugendlichen die Lehrstelle. Der Verlust, sagt Bildungsökonom Stefan Wolter, könnte am Ende sogar noch höher ausfallen. Der Professor an der Uni Bern sagt: «In den Zahlen, die wir analysiert haben, ist kein vergleichbarer Wirtschaftseinbruch zu finden. Das Ausmass ist dieses Mal grösser, das Timing schlechter.»

Wolter rät zu Flexibilität. «In diesem Jahr sollten die Jugendlichen etwas weniger wählerisch sein, vor allem jene, die jetzt noch nichts haben.»

Der Rat gilt auch für jene, die ihre Ausbildung gerade abschliessen. Sie haben es schwer auf dem Arbeitsmarkt. Die ersten Zahlen von März zeigen bereits, dass Jugendliche besonders unter den Folgen der Ausbreitung des Virus leiden.

Zeit nutzen

Das Muster ist altbekannt: Wenn der Arbeitsmarkt einbricht, bekommen das junge Leute ohne Berufserfahrung besonders zu spüren. Dieser Situation muss man sich anpassen.

«Der Lohn sollte nicht das erste Kriterium sein», rät Daniel Reumiller. Er ist Präsident der Schweizerischen Konferenz der Leiter der Berufs- und Studienberatung. Man müsse Erfahrung sammeln. Das lohnt sich.

Wenn nötig, so Reumiller, können Junge vorübergehend in einer anderen, von der Rezession weniger betroffenen Branche, arbeiten. So könne man künftigen Arbeitgebern zeigen, dass man die Zeit genutzt habe – vielleicht auch mit einem eigenen Projekt. (ise)

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