Immer wieder entstehen neue und oft gefährlichere Varianten des Coronavirus. Und die Erfahrung hat gezeigt: Auch wenn das auf der anderen Seite der Erdkugel geschieht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Varianten sich auch hier ausbreiten. So geschehen bei der Delta-Variante, die von Indien nach Grossbritannien und von dort in den Rest Europas gelangte.
Von grün bis grau
Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes schlägt nun eine neue Berechnung dafür vor, was als Risikoland gelten soll. Neu sollen bedenkliche Virusvarianten in die Beurteilung einfliessen und die Länder dann in das folgende Farbschema eingeteilt werden:
- Grün: Länder, in denen die Inzidenz unter 60 liegt, in denen also innert zwei Wochen weniger als 60 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner auftreten.
- Rot: Länder, in denen die Inzidenz bei 60 oder höher liegt.
- Violett: Länder, in denen eine besorgniserregende Coronavariante weitläufig zirkuliert, egal wie hoch die Inzidenz ist.
- Grau: Länder, in denen weniger als 10'000 Tests pro Million Einwohner durchgeführt werden und wo die Inzidenz deshalb unzuverlässig ist.
Alle Ungeimpften, die nicht aus einem grünen Land kommen, sollen einen negativen Test vorweisen müssen, der vor der Abreise in die Schweiz gemacht wurde. Bei violetten Ländern schlägt die Taskforce einen weiteren Test bei der Einreise vor. Jedes positive Resultat soll sequenziert werden – es soll also analysiert werden, um welche Variante es sich handelt.
Quarantäne und Covid-App obligatorisch
Zudem soll die Quarantäne für alle ungeimpften Reisenden aus den nicht-grünen Ländern obligatorisch sein. Und nicht nur die: «Obligatorisch ist zudem die Verwendung der Swiss-Covid-App oder anderer kompatibler Tracking-Apps», heisst es im Papier.
Allerdings: Wie das durchgesetzt werden soll, geschweige denn kontrolliert, lässt die Taskforce offen.
Quarantäne sogar für Geimpfte
Heikel ist auch ein anderer Vorschlag der Taskforce: Nach Meinung der Wissenschaftler müsste selbst für Geimpfte aus violetten Ländern geprüft werden, ob diese nicht zur Quarantäne und zum Testen verpflichtet werden sollten. Denn auch Geimpfte können das Virus übertragen – und Ziel müsse ja sein, dass gefährliche Varianten nicht in die Schweiz gelangen. Denn bei diesen könnte die Impfung allenfalls weniger Schutz bieten.
Stand Juni würden Staaten wie Südafrika und Brasilien als violett eingestuft, da dort die Beta-, respektive Gamma-Variante zirkuliert. Zudem macht die Taskforce deutlich, dass die neuen Regeln für alle Reisenden unabhängig ihrer Nationalität gelten sollen – also auch für reisefreudige Schweizerinnen und Schweizer, die aus violetten Gefahrengebieten in unser Land einreisen.
EM schuld an Delta-Verbreitung
Nicht ganz klar ist, was bei der Delta-Variante gilt. Einerseits ist auch diese laut Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine sogenannt «besorgniserregende Variante», andererseits ist sie in der Schweiz längst dominant. Im Taskforce-Papier ist nur die Rede davon, dass eine verstärkte «genomische Überwachung» und Contact Tracing bei dieser Variante gelten sollen.
Interessant dabei ist, dass für die grosse Verbreitung der Delta-Variante laut der Taskforce die Fussball-Europameisterschaft mitverantwortlich ist. In Kombinationen mit den vielen Lockerungsschritte hat sie in Europa die Delta-Ausbreitung massiv befördert. Wer von Anlässen wie den Massenbesammlungen an der EM in die Schweiz reise, solle daher ebenfalls in Quarantäne müssen – auch, wenn der oder die Betreffende geimpft ist.
Checkliste und nationaler Kontaktpunkt
Zuletzt schlägt die Taskforce vor, dass Einreisende frühzeitig über die Schweizer Regeln informiert werden und bei Einreise eine Symptom-Checkliste ausfüllen sollen. Daneben soll ein «nationaler Kontaktpunkt» das Contact Tracing über die Grenze sicherstellen, sowie bei Corona-Fällen jeweils Passagierlisten von Flugzeugen, Bussen oder Zügen einholen.
Mit Ausnahme von Grenzgängern werden für Einreisende auf ihren Namen ausgestellte Fahrausweise empfohlen, um die Kontaktverfolgung zum Beispiel von Bahnpassagieren zu erleichtern. Und: Schweizer und Schweizerinnen sollen auf Reisen in nicht-grüne Länder verzichten, wenn nicht zwingende Gründe vorliegen.