Der Erfolg war bescheiden. Zwar haben sich etliche Kantone und der Bund bei der nationalen Impfwoche ins Zeug gelegt, indem sie Impfbusse auf die Strassen schickten und Impfnächte abhielten. Die Behörden in Appenzell Ausserrhoden versuchten gar, den Ängstlichen mit Hypnose zur Corona-Impfung zu verhelfen. Doch nur gut 35'000 Personen liessen sich während der Impfwoche die Erstimpfung verabreichen. Selbst die zahlreichen Impfkonzerte nützten wenig.
Während die Impfzahlen niedrig blieben, waren die Kosten hoch: Mindestens 27 Millionen Franken warf der Bund für die Woche auf.
Transparenz hatte keinen Vorrang
Allein für die Informations- und Konzerttour mit national bekannten Künstlerinnen und Künstlern wie Stress (44) und Stefanie Heinzmann (32) waren 2,5 Millionen Franken budgetiert. Der Musikertrupp machte sogar zusammen mit Bauernpräsident und Mitte-Nationalrat Markus Ritter (54) Werbung für die Impfung.
Was die einzelnen Musiker für ihren Einsatz und ihre Auftritte als Gage bekommen, wollte der Bund allerdings nicht bekannt geben. «Die Künstlerinnen und Künstler erhalten eine marktübliche Entschädigung. Alle erhalten gleich viel Geld», machte Impfoffensive-Projektleiter Michael Beer auf Blick-Anfrage letzte Woche nur allgemeine Angaben. Um die Privatsphäre der Betroffenen zu schützen, gebe man die Höhe der Gagen nicht bekannt.
Bund musste Klarheit schaffen
Gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz verlangte Blick die Budgetaufstellung – und nun muss der Bund die Daten nachliefern. Die Aufstellung zeigt, dass das Budget von 2,5 Millionen Franken für die Konzerttour nicht ganz ausgeschöpft wurde. Allerdings ist auch ersichtlich: Insgesamt sind für die Musiker und ihre Bands 614'250 Franken veranschlagt. Die elf Künstler erhalten dabei eine Abgeltung für «Proben, Auftritte, Aufwandentschädigung, Testimonialfee, Managementfee».
Da die jeweiligen Gagen der Musiker geschwärzt sind, bleibt weiterhin im Dunkeln, wie viel Steuergeld welcher Künstler für sein Engagement während der Impfwoche vom 8. bis zum 14. November 2021 einstreichen konnte. Naheliegend ist, dass Stress, Heinzmann, Danitsa (26), Dabu und Kunz (36), die in der gesamten Woche bei der Informations- und Konzerttour «Back on Tour» durchs Land reisten und bei Open Airs auftraten, mehr erhielten als Gäste mit Kurzauftritten – wie etwa Baschi. So dürfte sich das Engagement vor allem für Stress und Co. gelohnt haben.
Prioritäten richtig gesetzt?
Zieht man die Aussage von Gesundheitsminister Alain Berset (49) zur Bewertung der Impfwoche heran, überwiegt auch für den Bund der Nutzen. «Mit 150 Impfungen kann eine Hospitalisierung auf der Intensivstation vermieden werden», argumentierte der Bundesrat. In dieser Rechnung wären bei 35'000 Erstimpfungen und der Annahme, dass sich die Leute auch die zweite Dosis verabreichen lassen, 233 Einweisungen auf die Intensivstation verhindert worden.
Damit wurde sicher viel Leid verhindert, das Pflegepersonal entlastet – und ja, Gesundheitskosten gespart. Allerdings: Wegen der Impfwoche mussten über 65-jährige noch länger auf die Booster-Impfung warten. Somit wurden Impfdurchbrüche riskiert.