Als die Strassen leergefegt waren
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Rückblick auf Corona-Pandemie:Als die Strassen leergefegt waren

Fünf Jahre nach Pandemie-Beginn
Das machen die Gesichter der Corona-Krise heute

Die Corona-Pandemie jährt sich zum fünften Mal. Blick zeigt, was aus den wichtigsten Personen der Krise geworden ist.
Publiziert: 17.02.2025 um 07:16 Uhr
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Aktualisiert: 17.02.2025 um 12:55 Uhr
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Alain Berset hat die Schweiz durch die Pandemie geführt – jetzt ist er in Strassburg.
Foto: Philippe Rossier

Auf einen Blick

  • Fünf Jahre nach Pandemie-Beginn: Rückblick auf wichtige Personen und Ereignisse
  • Daniel Koch wurde zum «Mr. Corona», Alain Berset zum Star der Krise
  • Rund 65 Milliarden Franken wurden für Covid-Massnahmen in der Schweiz bewilligt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Fünf Jahre ist es jetzt her. Im Februar 2020 verdichteten sich die Meldungen zu einem neuartigen Virus. In Italien stieg die Zahl der Ansteckungen bereits. Am 25. Februar wurde der erste Corona-Fall in der Schweiz gemeldet, am 5. März starb die erste Person.

Am 16. März dann rief der Bundesrat den Notstand aus, schloss Läden, verbot Veranstaltungen und mobilisierte die Armee. Es folgten Monate der Einschränkungen - und Lockerungen - und erneuten Einschränkungen. Der Bundesrat regierte das Land mit Notverordnungen ohne Parlament - um die Bevölkerung zu schützen. Die Folgen waren einschneidend: Die Grosseltern im Altersheim durften nicht mehr besucht werden, Personen starben alleine auf der Intensivstation, mehr als fünf Personen durften sich nicht treffen. Masken, Impfungen und Zertifikate sorgten für Gräben im Land. 

Blick blickt zurück! Erinnerst du dich an diese Köpfe, die zeitweise auf allen Kanälen präsent waren? 

Mister Corona: Daniel Koch (69)

Was für ein Beamter! «Mr. Corona» Daniel Koch führte im Bundesamt für Gesundheit eine Abteilung, die nie in der Öffentlichkeit stand. Das änderte sich mit Covid. Koch wurde zum Pandemie-Erklärer der Schweiz. Das Land hing an seinen Lippen. Unglaublich klar sprach er. Um den Ernst der Lage zu beweisen, sprang er gar in die Aare. Sein Spruch «Die Aare wird bebadbar sein», wurde gar auf T-Shirts gedruckt.

Die Aare wurde zum Markenzeichen von Daniel Koch (hier im Bild mit Reto Scherrer 2024).
Foto: Daniel Künzli

Allerdings hatte Koch auch den Nutzen von Masken heruntergespielt. Schlicht, weil man keine hatte. Er wurde während der Pandemie pensioniert und eröffnete dann ein Beratungsbüro.

Die Stimme des Bundesrates: André Simonazzi (†55)

Die Covid-Pressekonferenzen des Bundesrates wurden in der Pandemie zum kollektiven Anlass, an dem sich die Schweiz vor dem Bildschirm versammelte. Jeder wollte sofort wissen, was nun neu gilt (oder nicht mehr gilt). Das machte Bundesratssprecher André Simonazzi landesweit bekannt. «Bienvenue à cette conférence de presse», hiess es jeweils zur Begrüssung. Der Walliser verstarb am 10. Mai 2024 unerwartet auf einer Wanderung.

Im kalten Wasser schwimmen: Anne Lévy (53)

Anne Lévy trat ihren neuen Job im Auge des Sturms an: Im Oktober 2020 wurde sie Chefin des Bundesamts für Gesundheit und löste Pascal Strupler ab. Lévy sass oft in der ersten Reihe, wenn es darum ging, die Entscheide des Bundesrats zu begründen.

Anne Levy ist Direktorin des Bundesamtes für Gesundheit geblieben – jetzt unter Elisabeth Baume-Schneider.
Foto: keystone-sda.ch

Auch nachdem sich der Sturm gelegt hatte, blieb sie beim Bundesamt und kümmert sich heute unter anderem um Antibiotikaresistenzen und die digitale Krankenkasse.

Der Corona-General: Alain Berset (52)

Alain Berset ist hoch geflogen während der Pandemie – und danach fast abgestürzt, nur um jetzt in fremden Ländern für Frieden und Menschenrechte zu sorgen. Aber der Reihe nach: Zu Beginn der Pandemie war Berset der Hauptdarsteller. In verschiedenen Sprachen erklärte er die Massnahmen gegen die Pandemie und wurde zum Star: T-Shirt wurden gedruckt, unzählige Memes fluteten das Internet. «Wash your hands till they shine like this», hiess es als Anspielung auf die fehlende Haarpracht des alt Bundesrates. 

Doch schon bald wuchs die Kritik, an den harten Massnahmen. Die SVP nahm Berset ins Visier. Als im Nachgang auch eine Erpressung durch seine Ex-Geliebte, ein misslungener Privatflug in französisches Sperrgebiet und der Vorwurf von bewussten Leaks während der Pandemie ans Tageslicht kamen, schien die Skandal-Akte Berset voll. 

Alain Berset ist nun Generalsekretär des Europarats.
Foto: Philippe Rossier

Doch all das konnte ihm nichts anhaben. Im vergangenen Jahr wurde Berset zum Generalsekretär des Europarats gewählt. Statt für Covid-Zertifikate kämpft er nun für Frieden in der Ukraine. 

Der Triathlet: Divisionär Raynald Droz (58)

Perfekt gestylt, der Körper durchs Triathlon-Training gestählt. Und dann trat er noch wortgewandt in drei Sprachen auf! Brigadier Raynald Droz koordinierte den Armeeeinsatz während Covid - und hatte rasch eine kleine Fangemeinde.

Raynald Droz wurde mittlerweile befördert.
Foto: keystone-sda.ch

Der Musteroffizier übernachtete im Feldbett im Büro. Drei bis vier Stunden Schlaf mussten reichen, um das Land zu retten. Sein schneidiges Auftreten beeindruckte die Schweizerinnen und Schweizer. Bald kursierten Witze, die die unendlich scheinende Kraft des adretten Berufsmilitärs thematisierten. Droz kommandierte bis Ende 2024 die Militärpolizei. Auf Anfang 2025 wurde er zum Divisionär befördert. Er führt nun die Territorialdivision 1. 

Die Wissenschaftlerin: Tanja Stadler

Tanja Stadler leitete bis zur Auflösung der Covid-Taskforce das Beratergremium des Bundes. Gleichzeitig baute sie das Abwasser-Monitoring auf. Aktuell forscht sie an der ETH Zürich an Biosystemen und ist Mitglied der Europäischen Organisation für Molekularbiologie.

Tanja Stadler hat den Bund beraten.
Foto: Keystone

Der Fax-Beseitiger: Sang-Il Kim

Sang-Il Kim hatte im April 2020 die Abteilung Digitale Transformation im Bundesamt für Gesundheit übernommen. Rund ein Jahr später war er krankgeschrieben. Sein Schicksal war sinnbildlich: Covid legte offen, wie sehr die Schweiz bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens hinterherhinkte. Per Fax wurden noch Daten übermittelt. Sang-Il Kim ist heute Professor an der Abteilung Technik und Informatik an der Berner Fachhochschule. 

Der App-Entwickler: Marcel Salathé (49)

Mit der Pandemie kam auch Marcel Salathé ins Rampenlicht. Immer wieder erklärte der Epidemiologe an den Medienkonferenzen die Situation – und half bei der Entwicklung der Contact-Tracing-App. Danach ging es zurück zu seinen Wurzeln: «Ich beschäftige mich schon viel länger mit KI als mit Viren», sagte er kürzlich im Blick-Podcast «Prompt Zero». Er ist Co-Direktor des EPFL AI Centers und forscht zur künstlichen Intelligenz. 

Der Impf-Chef: Christoph Berger (62)

Als Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen stand der Arzt Christoph Berger im Fokus. Das Impfen war die umstrittenste Frage, es gab Kritik von Impfgegnern ebenso wie von Leuten, denen das Impfen zu langsam vorwärts ging. Der Chefarzt Infektiologie am Kinderspital Zürich sagte später, die Massnahmen am Anfang der Pandemie seien richtig gewesen, ebenso das vergleichsweise rasche Beenden der Einschränkungen. Heute würde er den Fokus aber stärker darauf legen, wie man zur Normalität zurückkehren könne. Zudem seien im zweiten Winter die unterschiedliche Behandlung von Geimpften und Nicht-Geimpfte «zunehmend schwierig» geworden. 

Im März 2022 wurde Berger entführt. Ein hochverschuldeter Impfgegner versuchte so, an 300'000 Franken zu gelangen. Berger liess er wieder frei, der Täter selbst griff bei der Festnahme zur Waffe, erschoss seine Freundin - und wurde dann selbst von einer Polizeikugel getötet. 

Berger hat die Impfkommission Ende 2024 verlassen. 

Der Gastro-Verteidiger: Casimir Platzer (62)

Keine Branche wurde so zum Symbol der Pandemie wie die Gastronomie. Kein Wunder: Beizen sind ein öffentlicher Ort, an dem man sich trifft. Ein Symbol für Geselligkeit, Geniessen und Zusammensein. Das war plötzlich nicht mehr möglich. Mal waren sie ganz geschlossen, mal mussten Kontaktdaten aufgenommen werden. Dann wieder erhielten nur Geimpfte Zutritt. Vor allem aber standen die Wirte auch für die wirtschaftlich leidende KMU. Ihr oberstes Sprachrohr war Casimir Platzer, der Präsident von Gastro Suisse. Um klare Worte war er nie verlegen. Platzer blieb bis 2024 Gastro Suisse-Präsident. Er betreibt in Kandersteg das Belle Epoque Hotel Victoria. 

Der Skiflüsterer: Christophe Darbellay (53)

Christophe Darbellay fährt gerne Ski. Während der Corona-Pandemie wurde er vielleicht auch darum zum grossen Verteidiger von offenen Skipisten. Und das erfolgreich. Dank strikter Schutzkonzepte geniesse man «die grösstmögliche Pistenfreiheit in ganz Europa», verkündet er. Heute ist der ehemalige CVP-Präsident noch immer Regierungsrat im Wallis. Und will das auch bleiben: Eine Kandidatur als Nachfolger von Viola Amherd (62) in den Bundesrat lehnt er ab. 

Die Stimme der Kantone: Lukas Engelberger (49)

Der Bundesrat konnte während der Pandemie noch so regieren – seine Entscheide umsetzen mussten die Kantone und Gemeinden. Lukas Engelberger stand als Gesicht dafür. Er war während der Pandemie nämlich Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz. Im Juni 2020 löste er die glücklose Heidi Hanselmann ab – die während der Pandemie wegen eines Handschlags mit Alain Berset in Erinnerung bleiben wird. Der Basler Regierungsrat präsentierte der Bevölkerung die Sicht der Kantone und musste dadurch immer auch den Kantönligeist – oder wahlweise das Massnahmen-Wirrwarr verteidigen. Auch Engelberger hat seine Position behalten. 

Der Informierte: Peter Lauener (54)

Das Wort Leaks gehört zu Covid dazu: Kurz vor den Bundesratssitzungen tröpfelte oft schon durch, was einzelne Bundesräte vorgeschlagen – oder wogegen sie sie gewehrt hatten. Die Leaks waren einige der wenigen Möglichkeiten, dass überhaupt über Massnahmen diskutiert wurde, bevor sie verordnet wurden. Peter Lauener, dem Kommunikationschef von Gesundheitsminister Alain Berset, wurde später alleine der Leaks-Verdacht zum Verhängnis: Er gab seinen Job auf, nachdem er wegen mutmasslicher Indiskretionen sogar in Untersuchungshaft gekommen war. Bis heute allerdings ist nicht bekannt, woher die Leaks stammten.

Der Helfer: Eric Scheidegger

Geschlossene Restaurants, steigende Arbeitslosigkeit, gefährdete Lieferketten: Die Wirtschaft stand während der Pandemie ebenso im Fokus. Zum Gesicht dafür wurde Eric Scheidegger. Er ordnete als stellvertretender Direktor des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) die Entscheidungen ein. Mit den Hilfspaketen wollte der Bund dann unkompliziert Hilfe leisten. Das beschäftigt Scheidegger auch heute noch. Bis Mitte Januar 2025 wurden knapp 72 Prozent zurückgezahlt, so das Seco.

Die Leaderin: Simonetta Sommargua (64)

Eines war klar: Wenn im Jahr 2020 die Bundespräsidentin auftrat, wurden einschneidende Massnahmen verkündet. Dann ging es um Ladenschliessungen und grosse Einschränkungen. Mit viel Ernst, Seriosität und Strenge kündigte Simonetta Sommaruga dem Land harte Entscheide an. «Jetzt muss ein Ruck durch unser Land gehen», war einer dieser Sätze. Die SP-Politikerin blieb bis Ende 2022 im Bundesrat. 

Simonetta Sommaruga ist als Bundesrätin zurückgetreten.
Foto: Keystone

Ueli, der Skeptiker

Als Finanzminister war Ueli Maurer (74) für die Milliardenkredite zuständig, die Unternehmen in Form von Krediten, Kurzarbeitsentschädigungen oder Härtefallhilfen ausbezahlt wurden. Maurer liess mehrfach durchblicken, dass ihm als Finanzminister die Höhe der Summe (rund 65 Milliarden Franken wurden für die Covid-Massnahmen bewilligt) Bauchweh bereitet. «Wir verteilen zum ersten Mal in der Geschichte der Schweiz einfach so Geld.» Vor allem aber liess Maurer auch durchblicken, dass er selbst mit vielen Massnahmen haderte. Er provozierte etwa, indem er sich mit Trychlern fotografieren liess. Damit ritzte Maurer zwar immer wieder am Kollegialitätsprinzip. Er gab Personen mit skeptischer Haltung damit aber auch die Gewissheit, dass auch ihre Haltung im Bundesrat vorgebracht wird. Maurer trat Ende 2022 aus dem Bundesrat zurück. Er macht weiterhin mit provokanten Auftritten von sich reden. 

Der Kämpfer: Nicolas A. Rimoldi (30)

Ein Parlament, das aussen vor gelassen wird. Ein Bundesrat, der mit Notrecht ins Leben der Menschen regiert. Das sorgte für Widerstand. Zu einem der bekanntesten Köpfe der Massnahmenskeptiker wurde rasch Nicolas Rimoldi. Seine Bewegung Massvoll gewann rasch an Zuspruch. Sie zeichnete Skepsis gegen Medien und Behörden aus, organisiert über die App Telegram wurden teils auch Verschwörungstheorien verbreitet. 

Nicolas Rimoldi demonstriert weiter – hier beim Besuch von Ursula von der Leyen in Bern.
Foto: keystone-sda.ch

Der Flieger: Antonio Horta-Osorio (61)

Nur kurz dauerte die Karriere des Credit Suisse-Verwaltungsratspräsidenten. Im April 2021 war er ins Amt gekommen, im Januar 2022 trat er zurück. Zum Verhängnis geworden war ihm das Fliegen im Privatjet an das Tennisturnier und die Fussball-EM. Dabei brach er Quarantäne-Regeln. Das Vertrauen in ihn war damit weg, der Verwaltungsrat berief ihn ab. Rückblickend steht das Nichteinhalten von Regeln symbolisch für die Credit Suisse. Auch dies führte zu ihrem Untergang. Die serbelnde Grossbank wurde dann zu einer der nächsten grossen Krisen, die die Schweiz nach Covid bewältigen musste. 

Die Freiheitstrychler

Ein Phänomen, das während er Covid-Pandemie aufkam: Die Freiheitstrychler. Mit - wortwörtlich - viel Lärm und Getöse protestieren sie gegen die Einschränkungen und wurden zum Symbol für den Protest gegen die Massnahmen. 

Die Pflegenden

Am 20. März 2020 um 12.30 Uhr klatschte die Schweiz. Als Dank und Anerkennung für das Pflegepersonal. Doch was ist davon geblieben? Im November 2021 stimmte die Schweiz der Pflegeinitiative zu. Die sollte dafür sorgen, dass die Pflegenden angemessen bezahlt werden und vernünftige Arbeitsbedingungen bekommen.

Yvonne Ribi ist die oberste Pflegerin im Land: Die Situation habe sich nicht entschärft.
Foto: Thomas Meier

Umgesetzt ist bisher nur ein Teil davon, das spürt auch die Pflegenden. «Nach der Pandemie gab es zwei ganz unterschiedliche Strömungen: Ein Teil der Pflegenden ist ausgestiegen, weil die Zeit sehr anstrengend war. Gleichzeitig sind Leute in den Beruf gekommen, die durch die Pandemie gesehen haben, wie wichtig und interessant der Job ist», sagt die Geschäftsführerin des Schweizer Pflegeverbands. «Der Mangel an Pflegekräften hat sich aber nicht entschärft.» Sie spüre eine «gewisse Resignation», so Ribi.

Die Umsetzung des zweiten Teils der Pflegeinitiative laufe schleppend. «Es braucht aber dringend Massnahmen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Schon jetzt könnten Betriebe griffige Sofortmassnahmen ergreifen – aber das findet leider viel zu wenig statt.»

Desinfektionsmittel, WC-Rolle

Nein, kein Gesicht der Covid-Pandemie. Aber es sind zweifellos Gegenstände, die ebenso wie die Masken für die Pandemie stehen. Plötzlich fehlte das WC-Papier in den Läden. Es war zu Hamsterkäufen gekommen. Und überall standen nun die Ständer mit Desinfektionsmittel. Fast jede und jeder hatte ein solches in der Tasche dabei.

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