Die Berner und Walliser dürfen jubeln! Der Bundesrat will den Lötschberg-Basistunnel durchgehend auf zwei Spuren ausbauen und möchte ihn nachträglich in den Ausbauschritt 2035 aufnehmen. Dafür wird der bisherige Kredit um 640 Millionen Franken aufgestockt.
Einem Berner und einem Walliser kommt dabei eine besondere Rolle zu: Der Berner SVP-Bundesrat Albert Rösti (56) ist als neuer Verkehrsminister für den Vollausbau zuständig, der Walliser Mitte-Nationalrat Philipp Matthias Bregy (45) hat den Vollausbau mit einem Vorstoss im Parlament angestossen. Würde es – wie ursprünglich geplant – nur bei einem Teilausbau bleiben, müsste der Basistunnel acht Monate lang gesperrt werden. Für den Tourismuskanton Wallis ein Fiasko, welches nun abgewendet werden kann.
«Um es mit Adolf Ogis Bonmot zu sagen: Freude herrscht!», kommentiert Bregy den Entscheid. «Einen Tunnel baut man ganz oder gar nicht. Der Vollausbau ist daher ein Meilenstein für die Kantone Wallis und Bern.» Ein Teilausbau wäre «nicht mehr zeitgemäss».
Wie wichtig der Doppelspurausbau sei, führe auch der Unfall im Gotthardtunnel gerade wieder vor Augen, so Bregy. «Für eine grösstmögliche Sicherheit braucht es zwei separate Röhren, sonst wird ein Tunnel zum Nadelöhr.» Gibt auch das Parlament grünes Licht, wird Bregy 2034 nochmals die Korken knallen lassen – dann dürfte der zweite Tunnel voraussichtlich in Betrieb genommen werden.
Mehrkosten in Olten, Zürich und Genf
«Ich bin Bahn-Fan», sagt SVP-Magistrat Rösti an der Medienkonferenz zu den Bahnausbauten. Auch ihn freut der Lötschberg-Ausbau besonders, ist er doch unweit des Lötschberg-Nordportals in Kandersteg BE aufgewachsen. Der Basistunnel ist aber nicht das einzige laufende Projekt, welches eine grössere Kreditanpassung benötigt:
- Auf der Strecke Lausanne–Genf soll neu ein 9 Kilometer langer Tunnel zwischen Morges und Perroy gebaut werden. Das bedingt Zusatzinvestitionen von 1,29 Milliarden Franken. «Das ist ein wichtiges Projekt für die Romandie!», so Rösti.
- Für den Ausbau des Bahnknotens Genf sind 510 Millionen Franken zusätzlich nötig.
- Anpassungen braucht es auch beim Vierspurausbau zwischen Zürich und Winterthur (Brüttenertunnel), was Mehrkosten von 310 Millionen Franken verursacht.
- Der Ausbau des Bahnhofs Olten braucht weitere 290 Millionen Franken.
- Beim Zimmerberg-Basistunnel II zwischen Zürich und Zug fallen 205 Millionen Franken zusätzlich am, da anstelle eines Doppelspurtunnels nun zwei separate einspurige Tunnels vorgesehen sind.
- Das vierte Gleis beim Bahnhof Stadelhofen in Zürich benötigt 90 Millionen Franken mehr.
Die bundesrätliche Botschaft liefert einen Überblick über den Stand von Dutzenden laufenden Bahnprojekten. Insgesamt beantragt der Bundesrat dem Parlament dafür 2,6 Milliarden Franken zusätzlich aus dem Bahninfrastrukturfonds zu den bereits bewilligten Mitteln. Bis 2035 werden so über 27 Milliarden Franken in den Bahnausbau investiert.
Zudem will der Bundesrat das Projekt eines multifunktionalen Grimseltunnels weiterverfolgen, weshalb er für die Projektierung 30 Millionen Franken einsetzt. «Ob der Grimseltunnel einst gebaut wird, ist heute offen», machte Rösti aber klar. Der Entscheid werde erst 2026 fallen, wenn die Kosten-Nutzen-Analyse stehe.
Zwar sind viele Massnahmen der laufenden Ausbauschritte auf Kurs und werden gemäss Zeitplan umgesetzt, wie der Bundesrat in seiner Botschaft betont. Trotzdem zeichnen sich teils jahrelange Verzögerungen ab. Betroffen von Verzögerungen seien beispielsweise die Ausbauten der Bahnknoten Bern, Zürich-Stadelhofen, Lausanne und Genf oder der Bau des Zimmerberg-Basistunnels II. Gründe dafür seien Einsprachen, nachträgliche Projektänderungen, knappe Zeitfenster für Bauarbeiten und die Tatsache, dass den Fahrgästen im Rahmen der Bauarbeiten nicht zu viele Betriebseinschränkungen zugemutet werden können.
Perspektive für Bahn 2050
Weiter skizziert die Landesregierung mit ihrer Perspektive Bahn 2050 die Zielsetzung für künftige Ausbauschritte. Mit Blick auf die Klimaziele und Verkehrsprognosen soll das Bahnangebot primär auf kurzen und mittleren Distanzen verbessert werden. Will heissen: Das S-Bahn-Angebot wird weiter ausgebaut, in Agglomerationen werden neue Durchmesser- und Tangentiallinien geschaffen, kleinere und mittelgrosse Städte besser an die grossen Agglomerationen angebunden und Vorstadt-Bahnhöfe mit mehr Interregio- und Regioexpress-Halten aufgewertet. Damit soll ein Teil des Strassenverkehrs auf die Bahn verlagert werden.
Der nationale und internationale Fernverkehr soll mit Fahrzeitverkürzungen dort verbessert werden, wo die Bahn bei der Reisezeit gegenüber der Strassen- und Flugverkehr derzeit im Nachteil ist. «Wo die Bahn konkurrenzfähig ist, bringt es nichts, Milliarden in die Bahn zu investieren, um 2 Minuten zu gewinnen», sagte Rösti mit Verweis auf die Strecke Zürich-Bern.
Eine Botschaft für weitere Ausbauschritte will der Bundesrat in den Jahren 2026 und 2030 vorlegen. Darin sollen etwa die ersten Etappen für langfristige Grossprojekte wie beispielsweise die Direktverbindung Aarau-Zürich sowie den Ausbau der Knoten Luzern und Basel enthalten sein. Festhalten will der Bundesrat auch an einer Reisezeitverkürzung auf den Strecken zwischen Lausanne und Bern oder Winterthur und St. Gallen.
Züge zwischen Olten und Zürich sollen schneller fahren
Sollen die Züge zwischen Olten und Zürich nicht schneller fahren? Doch, macht Rösti klar, deshalb soll die Bahn ja auch zwischen Aarau und Olten ausgebaut werden. Das sei bereits aufgegleist. Was seine Zwei-Minuten-Aussage betrifft, habe er sich auf die Perspektive Bahn 2050 bezogen. Man solle aber nicht dort massiv investieren, wo die Bahn bereits konkurrenzfähig sei.
Die Medienkonferenz ist damit beendet.
ÖV-Anteil soll steigen
Mit der Bahn 2050 soll der ÖV-Anteil am Verkehr steigen. «Zur Bewältigung de zusätzlichen Verkehrs haben wir mit der Bahn Vorteile», sagt Rösti. Beispielsweise bezüglich Flächenverbrauch oder Klimaziele. Die Bahnausbauten seien deshalb nötig.
1,3 Milliarden für neuen Tunnel
Nun läuft die Fragerunde. Gegenüber der Vernehmlassung vom letzen Jahr sind die Kosten nochmals deutlich gestiegen. Ausschlaggebend sind dafür der Tunnel zwischen Morges und Perroy (1,3 Milliarden) sowie die Zusatzkosten für den Bahnhof Olten (290 Millionen).
Rösti verweist auf künftige Projekte
Rösti verweist auf künftige Projekte, die priorisiert werden sollen. Das beinhaltet etwa die Knoten Basel und Luzern oder die Direktverbindung Aarau – Zürich oder die Reisezeitverkürzungn auf den Strecken Lausanne – Bern und Winterthur – St. Gallen.
«Es gibt einen massiven Ausbau bis 2035»
Insgesamt werden bis 2035 über 27 Milliarden Franken in Ausbauprojekte investiert. Die Ausbauten würden auf Hochtouren laufen. Allerdings komme es zu gewissen Verzögerungen, betont er. Für gewisse Projekte müsse mehr Zeit eingeräumt werden. «Das ist nicht zu verhindern», sagt Rösti. Es sei auch nicht einfach, das ganze Fachpersonal zu erhalten. Er macht aber auch klar: «Der Fahrplan 2035 wird nicht schlechter sein als heute. Wir werden mehr Züge und bessere Verbindungen haben. Das Angebot wird massivst ausgebaut.» Die heute getätigten Investitionen würden sich morgen lohnen.
Achtmonatige Lötschberg-Sperrung wird verhindert
Beim Lötschberg-Vollausbau verweist er darauf, dass ohne diesen eine achtmonatige Sperre für den Teilausbau nötig geworden wäre. Diese Sperre könne man nun verhindern. Ein solche wäre eine grosse Belastung für die Bevölkerung gewesen.
Weiter verweist er auf dem Grimseltunnel, welche projektiert werden soll. «Ob der Grimseltunnel einst gebaut wird, ist heute offen», betont er. Der Entscheid werde erst 2026 fallen, wenn die Kosten-Nutzen-Analyse stehe.
«Das ist ein wichtiges Projekt für die Romandie!»
Rösti kommt auf konkrete Projekte zu sprechen, welche grössere Anpassungen und Optimierungen benötigen. So beispielsweise den nun neu geplanten Tunnel Lausanne und Genf. «Das ist ein wichtiges Projekt für die Romandie!»
Bahn 2050 fokussiert auf Ballungsräume
Rösti blickt zuerst auf die Perspektive Bahn 2050. Diese legt die langfristige Vision fest. Der Ausbau des ÖV sei nicht Selbstzweck, betont Rösti. Man wolle das Potenzial der Eisenbahn nutzen – auch mit Blick auf die Wirtschaft. Den grössten Nutzen habe die Bahn dort, wo am meisten Menschen leben würden – also in den Ballungsräumen. Dabei soll der Fokus auf kurzen und mittleren Strecken liegen. Das sei das Kosten-Nutzen-Verhältnis am besten.
Im Fernverkehr wolle man da nachbessern, wo die Bahn gegenüber Strasse und Flugzeug nicht konkurrenzfähig sei. «Wo die Bahn konkurrenzfähig ist, bringt es nichts, Milliarden in die Bahn zu investieren, um 2 Minuten zu gewinnen», sagt Rösti – und verweist etwa auf die Strecke Zürich-Bern.
Die Perspektive Bahn 2050 werde nun weiter konkretisiert und soll Grundlage für kommende Ausbauschritte sein.
Strasse und Bahn sollen sich ergänzen
Strassen- und Eisenbahnverkehr müssten sich gegenseitig ergänzen, erklärt Rösti. Mit der jetzigen Vorlage gehe es um die Zukunft der Eisenbahn. Die Bahninfrastruktur werde rollend ausgebaut, so das Anpassungen und Optimierungen immer wieder möglich seien.
«Ich bin froh, dass es keine Verletzten gegeben hat»
«Ich bin froh, dass es keine Verletzten gegeben hat», sagt er zum Gotthard-Unfall. Er sei vom Bahnchef direkt informiert worden. Die SBB seien daran, den Verkehr durch den Gotthard-Tunnel so schnell wie möglich wieder herzustellen. Er selber bleibe in engem Kontakt mit den SBB. Man setze alles daran, dass der Tunnel wieder sicher eröffnet werden könne.
Man müsse moderne Transportwege weiterentwicklen, betont Rösti. Der Gotthard-Unfall zeige hochaktuell, wie wichtig sichere Bahnverbindungswege seien.