Auf einen Blick
- Politiker wollen KI-Übersetzungen für Sitzungen
- Bei der FDP werden jetzt sogar Namen wortwörtlich übersetzt
- Blick gibt (nicht ganz ernst gemeinte) Beispiele von Namen, die bald auf den Wahllisten stehen könnten
Der Schweizer Politikbetrieb strapaziert die Sprachkenntnisse unserer Volksvertreter zuweilen arg. Sinnbildlich dafür steht der Röstigraben. Jetzt wollen sich die Parlamentarier der FDP angeblich nicht einmal mehr bei den Namen über die Sprachgrenzen hinauswagen. Im Sessionsprogramm der Freisinnigen wurde SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr (40, TG) bei ihrem Vorstoss dank KI-Übersetzung kurzerhand zu Frau Bonne année umgetauft.
Ein Armutszeugnis für die mehrsprachige Schweiz? Gar nicht, findet Besagte. «Im Parlament darf es auch mal was zum Schmunzeln geben. Und mein Vorstoss wurde dann tatsächlich auch angenommen!» Im Ausland erkläre sie die Bedeutung ihres Nachnamens auch selbst gerne mal mittels Direktübersetzung. Also Ms. Good year in England, oder Signora Buon Anno in Italien.
Bis zur Übersetzung von Wahllisten dürfte es nur noch ein kleiner Schritt sein – darum täten die Wählenden gut daran, sich bis zur nächsten Parlamentswahl 2027 schon mal mit den latinisierten oder eingedeutschten Namen ihrer Wunschkandidatinnen und Wunschkandidaten vertraut zu machen.
Auf der SP-Liste könnte man etwa Frau Eau de rose (Rosenwasser), Herr Homme du nord (Nordmann) oder Herr Pupitre (Pult) wiederwählen – kumulieren und panaschieren natürlich erlaubt. Bei den Grünen stünden dann Herr Homme de la construction (Baumann) und Frau Pierre de frappe (Klopfenstein) zur Auswahl, bei der SVP Herr Pêcheur (Fischer) und – Achtung eingedeutscht! – der Herr Seite (Page). Für die Mitte würde sich Herr Chevalier (Ritter) wieder aufstellen und ein emotionales Politisieren dürfte man bei der GLP von Herrn Haineux (Hässig) erwarten.
Auch vor der Übersetzung der eigenen Reihen müsste die FDP nicht zurückschrecken: Für die Partei sässen dann etwa wiederum Frau von Vier (de Quattro) oder Herr Chute d'eau (Wasserfallen) in der grossen Kammer.
Verwirrt? Keine Sorge, so geht es – wie erwähnt – auch den Parlamentariern und Parlamentarierinnen!
Mehr News aus dem Parlament
Ganz abgesehen einmal vom Stolperstein Englisch – die «seven thinking steps» sind ja mittlerweile eingebürgert – gibt es Gesetzestexte auf Französisch, Ansprachen auf Italienisch, Korrespondenzen auf Deutsch.
KI für Kommissionssitzungen
Jetzt reichts einigen im Bundeshaus mit Français fédéral und holprigem Hochdeutsch! Und mit der künstlichen Intelligenz im Aufwind wittern sie auch im Polit-Betrieb Morgenluft: Kürzlich haben die Staatspolitiker des Nationalrats vorgeschlagen, zu untersuchen, ob KI genutzt werden könnte, um Kommissionssitzungen in Echtzeit zu übersetzen.
Die Sprachmuffel geben sich zwar Mühe, Traditionen zu achten: Die Mehrsprachigkeit habe «in der Bundespolitik schon immer eine bedeutende Rolle gespielt», merken sie gleich vorneweg an. Aber die Qualität ihrer Arbeit ächzt offenbar doch unter der sprachlichen Vielfalt. Darum soll KI Beistand leisten: Jedermann könnte sich dann in der favorisierten Landessprache ausdrücken. Quai ans fiss in plaschair!