Ex-Bundesrätin ist neue Swiss-Olympic-Präsidentin
Das schillernde Machtnetz von Ruth Metzler-Arnold

Wie kaum eine andere ist die designierte Präsidentin von Swiss Olympic in der Politik wie in der Wirtschaft vernetzt. Ihr Machtnetz ist breit.
Publiziert: 25.01.2025 um 10:36 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2025 um 17:34 Uhr
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Ruth Metzler-Arnold ist neu gewählte Präsidentin von Swiss Olympic – die erste Frau in diesem Amt.
Foto: Sven Thomann

Auf einen Blick

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Anne-Barbara Luft
Bilanz

Vermutlich hätte Ruth Metzler-Arnold (60) auch als Leistungssportlerin eine grosse Karriere gehabt. Als junge Frau war sie Sprinterin und Hürdenläuferin. Bis heute hält sie den Vereinsrekord über 300 Meter in Willisau. Den New-York-Marathon ist sie schon dreimal gelaufen – sogar unter vier Stunden. Neben dem Laufen geht sie Ski fahren und bergwandern und, wenn die Zeit bleibt, auch tauchen, reiten und Golf spielen.

In ihrem neuen Amt als Präsidentin von Swiss Olympic kann sie sich dieser Passion nun voll und ganz widmen. Schon vor 20 Jahren setzte sie sich als Präsidentin der Sporthilfe für leistungsorientierte Nachwuchstalente ein. In ihrer Amtszeit wurde ein System der Patenschaften für Nachwuchssportler eingeführt – heute ist es gang und gäbe.

Artikel aus der «Bilanz»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Bilanz» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du unter bilanz.ch.

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Bei der Wahl zur Präsidentin von Swiss Olympic hatte die Alt-Bundesrätin aber noch ein weiteres überzeugendes Argument auf ihrer Seite: ihr breites Netzwerk in Politik, Wirtschaft und Verbandswelt. In einem Umfeld, in dem der Kampf um Fördergelder härter wird, sind gute Kontakte nach Bern und in die Chefetagen von Schweizer Unternehmen Gold wert. Metzler ist die erste Frau im höchsten Amt des Schweizer Sportdachverbands – ein positives Signal für mehr Gleichberechtigung in der Welt des Sports.

Die Sport-Connection

Die Idee für das Präsidium von Swiss Olympic kam ursprünglich von Christoph Seiler. Bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Budapest lernte Metzler den Präsidenten von Swiss Athletics an einem Empfang in der Schweizer Botschaft kennen. Seiler konnte Metzler davon überzeugen, sich zur Wahl zu stellen, und nominierte sie. In einem Brief an sämtliche Schweizer Sportverbände pries Seiler die ehemalige Politikerin an als «ideale Person, um den Schweizer Sport als kommunikationsstarke Leaderin und Strategin erfolgreich in die Zukunft zu führen».

Metzler hat als passionierte Sportlerin in der Welt des Sports ein gutes Standing und ist bestens vernetzt. So überrascht es nicht, dass sie bei der Wahl zur Swiss-Olympic-Präsidentin viele Unterstützer hatte. Darunter Fabio Corti, Präsident des Schweizerischen Turnverbands, Nora Willi von Swiss Volley sowie Lucas Landolt von Swiss Sailing; auch auf den Verband Swiss Chess mit André Vögtlin an der Spitze, die Golfer mit Lukas Eisner und den ehemaligen Handballspieler und Verbandspräsidenten Pascal Jenny konnte sie zählen.

«Es war überraschend deutlich»
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«Es war überraschend deutlich»:Matthias Dubach zur Wahl von Ruth Metzler-Arnold

Für das neue Amt wird sich Metzler von anderen Posten zurückziehen, wie dem Stiftungsrat der Päpstlichen Schweizergarde, deren Präsidentin sie seit 2018 ist. In dieser Zeit hat sie einige interessante Wegbegleiter gefunden, wie Raymond Loretan, Verwaltungsratspräsident von Swiss Medical Network, den Headhunter Maurice Zufferey, den ehemalige Präsidenten der Gruppe Grand Casino Luzern, Guido Egli, und Divisionär Germaine Seewer.

Christoph Seiler hat die Idee zu Metzlers Präsidium angestossen.
Foto: Swiss Athletics

Die Familie

Seit 2015 ist Metzler mit dem UBS-Manager Stephan Zimmermann verheiratet. Der 68-Jährige kennt die UBS wie kaum ein anderer – er war bereits bei der Fusion zwischen SBG und SBV dabei. Bis 2023 war Zimmermann Präsident des Verwaltungsrates der UBS Business Solutions. Seit Mai ist er VR-Präsident der VP Bank. Das Ehepaar lebt in einem renovierten Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert in Appenzell Innerrhoden. Obwohl es Metzler im Laufe ihrer Karriere nach Bern, Paris und Basel verschlagen hat, ist das Appenzellerland immer ihr Lebensmittelpunkt geblieben.

Die Politik-Karriere

Sie war der Shootingstar der Schweizer Politik. Im Alter von nur 34 Jahren und in der Bundespolitik bis dahin kaum bekannt, wurde Ruth Metzler 1999 Bundesrätin und übernahm den Vorsitz des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements. Eine Schlüsselrolle bei ihrer Wahl spielten die damalige CVP-Nationalrätin Ruth Grossenbacher und der CVP-Nationalrat und Direktor des Bauernverbands, Melchior Ehrler. Zur Mitstreiterin und Freundin wurde auch Brigitte Hauser-Süess, die bei Metzlers Wahl Präsidentin der CVP-Frauen war. Auch die Mitte-Politikerinnen Doris Leuthard, Viola Amherd und Isabelle Chassot zählen zu Metzlers Netzwerk.

Einer ihrer Mitstreiter wurde zudem FDP-Bundesrat Kaspar Villiger, sie war seine Stellvertreterin im Finanzdepartement. Beide verliessen die Politik 2003 und reüssierten in der Privatwirtschaft. Doch bei Metzler war es ein unfreiwilliger Abgang und wahrscheinlich der grösste Rückschlag ihrer Karriere. Während sie bereits für das Bundespräsidium 2004 gehandelt wurde, verpasste sie im Dezember die Wiederwahl gegen Christoph Blocher. Über ihre Zeit als Bundesrätin schrieb sie nach ihrer Abwahl das Buch «Grissini & Alpenbitter». Einige nannten diesen Rückblick eine «Abrechnung in Buchform» – die Verkaufszahlen übertrafen alle Erwartungen.

Mitte-Politikerin Isabelle Chassot zählt zu Metzlers Netzwerk.
Foto: Keystone

Der Gegenspieler

Die Wahl für das Swiss-Olympic-Präsidium fiel eindeutig aus: Ruth Metzler erhielt 329 der 495 gültigen Stimmen. Auf ihren Konkurrenten, den Bündner Markus Wolf, entfielen 162 Stimmen. Wolf hatte seine Kandidatur im Mai – drei Monate nach Metzler – bekannt gegeben.

Nominiert wurde er von Swiss-Ski, dem Verband, dessen Direktor er war. Unterstützt wurde der 50-Jährige zudem von den Verbänden Swiss Cycling, Swiss Unihockey und Swiss Hockey. Der ehemalige Unihockeyspieler und Nationaltrainer kann eine umfangreiche Erfahrung in der Sportförderung und in Sportverbänden vorweisen, zuletzt führte er das Tourismusunternehmen Weisse Arena Gruppe. Für einen Wahlsieg reichte das aber nicht. 

Markus Wolf konkurrierte mit Metzler ums Präsidium.
Foto: keystone-sda.ch

Das Business-Netzwerk

Fast nahtlos an ihre Politik-Karriere schloss sich für Metzler eine steile Laufbahn in der Wirtschaft an. Zuerst bei Novartis, wo sie angeblich auf persönlichen Wunsch von Daniel Vasella innerhalb kürzester Zeit Chefin für Investor Relations wurde. In den folgenden Jahrzehnten baute sie sich als Beraterin und bei Verbänden ein grosses Netzwerk auf.

Im Verwaltungsrat der Axa Winterthur knüpfte sie Kontakte mit Versicherungsmanager Antimo Perretta, der Multi-Verwaltungsrätin Wanda Eriksen-Grundbacher und Mirjam Bamberger, mit der sie auch bei FehrAdvice im Verwaltungsrat sitzt. Bei der Beratungsfirma steht sie zudem im Austausch mit den Firmengründern Ernst Fehr, Gerhard Fehr und der ehemaligen Ascom-Chefin Jeannine Pilloud. Seit 2011 ist Metzler Präsidentin des Verwaltungsrats von Switzerland Global Enterprise (ehemals OSEC). Ihre Sparringspartner sind hier Jean-Marc Probst, François Gabella, Thomas Staehelin und Simone Wyss Fedele.

Auch zu Economiesuisse hat sie einen engen Draht: Der ehemalige Präsident Heinz Karrer sowie der heutige, Christoph Mäder, sind wichtige Mitstreiter. Zu ihrem «Inner Circle» zählen zudem die CSS-Chefin Philomena Colatrella, Monika Ribar, André Lüthi und Corine Blesi, Geschäftsführerin des Swiss Economic Forum.

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