Die Berner Regierungsrätin Evi Allemann (45) ist «voller Energie und Gestaltungswillen» für den Job im Bundesrat. «Ich bin bereit», sagte die SP-Frau am Montag vor den Medien in Bern.
Blick: Sie haben bereits vor einem Jahr als Nachfolgerin der zurückgetretenen SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga (63) für den Bundesrat kandidiert. Damals schafften Sie es allerdings nicht aufs Ticket. Was spricht dafür, dass Ihre Chancen jetzt besser sind?
Evi Allemann: Meine Analyse ist vor allem, dass meine Chancen kaum schlechter sind. Ob sie besser sind, werden wir dann sehen.
Es hat sich seit Ihrer letzten Kandidatur also nichts geändert?
Die Ausgangslage ist eine andere. Diesmal ist das Rennen offen für alle Geschlechter. Zudem ist eine Gesamterneuerungswahl etwas anderes als eine Ersatzwahl. Und gleichzeitig habe ich mir gesagt, wenn es mich nach wie vor reizt, auf nationaler Ebene Verantwortung zu übernehmen, dann wage ich es noch einmal. Ich muss mir dann nicht vorwerfen, dass ich den Mut nicht aufgebracht habe, diese Chance zu nutzen. Ich weiss, welche Energie das braucht, welchen Mut, welche Frustrationstoleranz. Ich weiss aber auch, welche Freude das bereiten kann.
Sie sind die erste Frau, die sich für die Berset-Nachfolge ins Rennen bringt. Müssen Sie mit Ihrer Kandidatur den Ruf der SP als Gleichstellungspartei retten?
Klar: Die SP ist eine Gleichstellungspartei. Und die Geschlechterfrage muss sie sich immer auch stellen, diese steht aber aus meiner Sicht dieses Mal nicht im Zentrum. Die Ausgangslage ist diesbezüglich anders als vor einem Jahr. Wir haben heute drei bisherige Frauen im Bundesrat, drei Männer. In dieser Situation darf es für die SP nicht darauf ankommen, ob am 13. Dezember eine Frau oder ein Mann gewählt wird.
Ist es sogar ein Bonus, dass Sie vielleicht die einzige Kandidatin sind und sozusagen einen Ticketplatz schon fast auf sicher haben?
Das werden wir sehen. Sicher ist in der Politik nie etwas.
Trotzdem: Der Kanton Bern stellt mit SVP-Bundesrat Albert Rösti (56) bereits ein Regierungsmitglied.
Das mag für manche als Nachteil wahrgenommen werden. Doch im Bundesrat sollten nicht nur Kantone, sondern auch verschiedene Regionen angemessen vertreten sein, städtische und ländliche. Mit mir hat man jemanden, der aus einer urbanen Gegend kommt. Ich lebe in der Stadt Bern und bringe den städtischen Fokus ein. Das kann auch für Zürich interessant sein.
Sie werden als lösungsorientiert und kompromissbereit beschrieben, so haben Sie sich heute auch angepriesen. Die Kritik an Ihnen lautet, Sie seien ohne Ecken und Kanten, etwas unscheinbar. Reicht das, um Bundesrätin zu werden?
Es ist oft ganz gut zu wissen, wo die eigene Limite liegt. Was auch hilft: Bescheiden aufzutreten, mit dem Anspruch, nicht immer jeden Schritt in der Öffentlichkeit verhandeln zu müssen, sondern in Ruhe und seriös arbeiten zu können. Als Exekutivmitglied kommt dies einem oft sehr zugute.