Seit einer Woche kommt es im Sudan zu blutigen Kämpfen zwischen der sudanesischen Armee unter Machthaber Abdel Fattah Burhan (63) und der paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) unter Mohammed Hamdan Daglo (47). Auch die russische Söldnergruppe Wagner soll dort aktiv sein.
Mittlerweile werden selbst Privathäuser von Raketen angegriffen, es sollen knapp 200 Menschen getötet worden sein. Die Lage wird immer gefährlicher – auch für die rund 100 Schweizerinnen und Schweizer, die sich im Land aufhalten.
Schweizer Residenz getroffen
Evakuiert werden können diese aber nicht, wie Serge Bavaud, Chef des Krisenmanagementzentrums des Aussendepartements, am Freitag im Bern sagte. «Die Lage ist gefährlich und unvorhersehbar», sagte er. Und die Schweizer sind zum Teil inmitten der Kampfhandlungen, die im Zentrum der Hauptstadt Khartum stattfinden.
Wie dramatisch die Lage ist, zeigt sich daran, dass auch die Residenz des Schweizer Botschafters getroffen wurde. Fenster sind zu Bruch gegangen. Auch Häuser, in denen Botschaftspersonal wohnt, wurden beschossen. Nicht absichtlich, wie Bavaud erklärte, sondern als Kollateralschaden.
Verlegung in Botschaft zu gefährlich
«Die Sicherheit unseres Personals hat oberste Priorität», so Bavaud. Im Moment bedeute das, dass die Botschaftsangestellten von dort aus arbeiten, wo sie sich derzeit befinden. Sie in die Botschaft zu verlegen, sei zu gefährlich, weil es auch im diplomatischen Viertel zu Kampfhandlungen kommt.
Für das EDA befinden sich aktuell sieben Schweizer im Sudan, hinzukommen zwei Angestellte des Verteidigungsdepartements, die sich im Rahmen einer Uno-Mission im Land aufhalten. Ausserdem sind fünf Begleitpersonen des EDA-Personals im Sudan.
«Hoffen auf einen Waffenstillstand»
Laut Bavaud prüft das EDA alle Optionen, um die Schweizer ausser Landes zu bringen. Dazu sei man auch in Kontakt mit anderen Staaten und der EU. Stand heute gebe es höchstens die Möglichkeit, diese mit einem militärischen Transportflugzeug auszufliegen. Doch selbst das ist aktuell unmöglich: Auch der Flughafen in Khartum in unmittelbarer Nähe zur Botschaft ist umkämpft und darum nicht operationell.
Um eine Evakuierung des Personals und eine organisierte Ausreise der rund 100 Schweizerinnen und Schweizer durchzuführen, die im Land gemeldet sind, bräuchte es eine Waffenruhe und Sicherheitsgarantien der Konfliktparteien. Diese lägen aber nicht vor. «Trotz internationalem Druck gibt es keine Anzeichen für eine Einstellung der Gefechte», so Bavaud weiter. «Wir hoffen auf einen Waffenstillstand – sodass wir die Gelegenheit haben, zu evakuieren.»
Mehr zur Lage im Sudan
Von den rund 100 Schweizer Bürgerinnen und Bürgern, die im Sudan leben – darunter auch Doppelbürger –, hat etwa ein Dutzend Interesse an einer organisierten Ausreise bekundet. Auch von den sechs Reisenden, die sich laut der EDA-Travel-App Itineris im Sudan aufhalten, ist bis jetzt kein Assistenzgesuch eingegangen. Es liegen auch keine Informationen über durch die Kämpfe verletzte Schweizerinnen und Schweizer vor. (sf)