Sei es gegen das Covid-Gesetz, gegen Zuwanderung, gegen die SRG oder gegen woke Linke – David Trachsel (27) ist für markige Worte bekannt. Das ist dem Präsidenten der Jungen SVP Schweiz und einigen Parteikollegen nun zum Verhängnis geworden. Nach ihrer Delegiertenversammlung vom Samstag in Basel wollten sich rund 20 Parteimitglieder noch ein Feierabendbier genehmigen – unterhalb des Münsters, in der Sommerbar Fährlibödeli direkt am Rhein.
Es ist beim Versuch geblieben. «Wir wurden gefragt, von welcher Organisation wir sind», schildert Trachsel. Als sie sich als Junge SVPler zu erkennen gegeben hätten, hätten sie prompt eine Abfuhr kassiert: «Euch bedienen wir hier nicht!»
«Finde eine solche Haltung bedenklich»
Auf Twitter zeigt sich die Jungpartei empört. Mehrere SVP-Politiker kritisieren, dass die Bar von der Stadt eine Konzession erhält, obwohl gewisse Gruppen ausgeschlossen würden.
«Ich finde eine solche Haltung bedenklich», sagt Trachsel. Die Jungpolitiker hätten in keiner Form provoziert. «Dafür stehe ich mit meinem Ehrenwort», versichert er. So etwas sei ihm auch zum ersten Mal passiert. Für Trachsel ist dies eine Folge sogenannter «Woke-Kultur», die Toleranz vorspiele, Andersdenkende aber kategorisch ausgrenze.
Erst kürzlich hatte der Abbruch eines Konzerts in Bern für Schlagzeilen gesorgt. Leute im Publikum hatten kritisiert, dass eine weisse Band Reggae-Musik spielte und Bandmitglieder Rastalocken trugen. Verschiedene Konzertbesuchende sollen dies als kulturelle Aneignung empfunden und bei den Veranstaltern reklamiert haben. Die Junge SVP erstattete daraufhin Anzeige wegen Verstosses gegen die Rassismus-Strafnorm.
Lebhafte Diskussionen in den sozialen Medien
Nun sind die Jungen SVPler selber die Leidtragenden. Und erneut entbrennt in den sozialen Medien eine lebhafte Debatte. «Ich weiss grad nicht, was mich mehr erschreckt … dass eine Beiz Gäste abweist wegen deren politischer Gesinnung, oder dass die Beiz hierfür gefeiert wird», kommentiert etwa der Zürcher Mitte-Nationalrat Philipp Kutter (46).
Kein Mitleid darf die Junge SVP hingegen von der politischen Konkurrenz erwarten. Sie brauchten sich nicht zu wundern, findet der ehemalige Basler SP-Präsident Pascal Pfister: «Da hetzen sie dauernd und diskriminieren Menschen, und dann erwarten sie, mit offenen Armen empfangen zu werden. Actio -> reactio.»
JSVP-Präsident Trachsel will diesen Vorwurf nicht auf sich sitzenlassen. «Wir kämpfen pointiert für unsere politische Haltung, aber stets im Rahmen eines demokratischen Diskurses», betont er. «Wir akzeptieren zudem andere Meinungen – und das erwarten wir auch von der Gegenseite.»
Die Barbetreiber wollen von der Darstellung der Jungen SVPler hingegen nichts wissen. Sein Personal habe lediglich nach einer Reservation gefragt und darauf hingewiesen, dass es keine freien Tische mehr gebe, sagt Inhaber Roger Greiner gegenüber «20 Minuten». «Meine Leute haben darauf verwiesen, dass sich jeder mit seinem Getränk auf die Mauer am Rhein setzen kann.»
Dem wiederum widerspricht die Junge SVP in aller Deutlichkeit. So habe nicht nur eine bestätigte Online-Reservation vorgelegen. Auch sei ihm direkt ins Gesicht gesagt worden, dass die Junge SVP nicht bedient werde. Begründung: «Ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.» Dass nun andere Argumente genannt werden, erachtet Trachsel vor allem als eines: feige.
Zumindest zu einem Drink hat es für die Jungpolitiker am Samstagabend dann doch noch gereicht – allerdings in einer andern Beiz.