Er wollte eine Bahn von Elm nach Laax bauen
Bundesrat lässt Seilbahn-Träume von «Bergkönig» Gurtner platzen

Reto Gurtner, Herr über das Skigebiet Flims-Laax-Falera, hat die Vision einer Seilbahn, die sein Skigebiet mit dem Glarnerland verbindet. Doch der Bundesrat macht seinem Plan einen Strich durch die Rechnung.
Publiziert: 19.08.2022 um 17:31 Uhr
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Peter Gurtner, Bergkönig von Laax GR, will sein Königreich vergrössern.
Foto: Andrea Brunner

Er wird «Alpenvisionär» genannt, oder auch der «Bergkönig» von Laax: Reto Gurtner (67), Präsident der Weisse Arena Gruppe, die das Skigebiet Flims-Laax-Falera betreibt.

Eine seiner Visionen ist, sein Königreich zu erweitern – und bis ins Glarnerland vorzustossen. 2019 präsentierte Gurtner seine Idee, eine Seilbahn von Elm GL auf den Vorab-Gletscher zu bauen und von da weiter nach Laax GR. Zürcher Touristen wären so viel schneller im Skigebiet. Zudem wäre es eine Riesenchance für das «darbende Glarner Sernftal», zeigte sich der Unternehmer überzeugt.

Bundesrat erteilt Plan eine Abfuhr

Doch aus dem Traum dürfte keine Realität werden. Trotz seines royalen Übernamens kann Gurtner nicht allein entscheiden, was gebaut wird und was nicht. Die Behörden haben da ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Und nun hat sich die höchste politische Instanz eingeschaltet: der Bundesrat.

Er erteilt den Plänen Gurtners eine Abfuhr. Dass sich die Regierung überhaupt damit beschäftigt, hat damit zu tun, dass die kantonalen Richtpläne jeweils dem Bundesrat zur Genehmigung vorgelegt werden müssen. Am Mittwoch segnete er einen Zusatz des Glarner Richtplans ab, in dem es spezifisch um geplante Verkehrs- und Tourismusprojekte geht.

«Grösste Bedenken»

In einigen Punkten äusserte die Regierung aber ihre Vorbehalte. So unter anderem, was die Idee einer Bergbahn von Elm auf den Vorab-Gletscher betrifft. Der Bundesrat wird deutlich: Aus Bundessicht bestünden «grösste Bedenken», dass die Seilbahn genehmigungsfähig sei. Glarus sollte das Projekt deshalb nicht weiterverfolgen, rät der Bund eindringlich.

Der Bund kann mitreden, weil er die Bahn bewilligen müsste. Doch aus Sicht der Behörden verstösst die Idee gegen Bundesrecht. Hochgebirge und Gletscher dürfen nämlich nur erschlossen werden, wenn sie sich «im Bereich grösserer Tourismusorte befinden und überdurchschnittlich geeignet sind», hält das Bundesamt für Raumentwicklung in einem Bericht fest. Elm sei kein solcher grösserer Tourismusort, und die Bergflanke, die mit der Seilbahn erschlossen würde, sei derzeit noch praktisch komplett infrastrukturfrei.

Unesco-Kulturerbe in Gefahr

Zudem handle es sich laut Richtplan um eine Landschaft von regionaler Bedeutung, die bebaut würde. In der Nähe befindet sich das Unesco-Welterbe «Tektonikarena Sardona». Das Bundesamt für Umwelt warnt, dass sie aus der Unesco-Liste gestrichen werden könnte, wenn das Projekt so realisiert wird, wie es angedacht ist.

Auch im Kanton Glarus waren bereits Bedenken laut geworden. Befürchtet wird massiver Mehrverkehr im Tal.

Gurtners Seilbahn-Projekt ist damit zum Scheitern verurteilt. Doch der «Bergkönig» hat bereits einen Plan B in petto: Statt über den Vorab-Gletscher soll die Seilbahn über die Tschinglenalp führen. Es handle sich um ein «Jahrhundertprojekt», wie Gurtner im Juli gegenüber der «Linth-Zeitung» ankündigte. Doch: «Erst müssen alle damit einverstanden sein.» (lha)

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