Fast sieben Jahre sass der Wolhuser Pirmin Müller für die SVP im Luzerner Kantonsparlament. Am Montag wurde er verabschiedet – weil er aus dem Rat zurücktrat. Mit der Art und Weise, wie er verabschiedet wurde, war er aber gar nicht einverstanden.
Zwar erhielt er zum Dank das Luzerner Prunksiegel und warmen Applaus seiner Ratsgspänli. Aber keine Standig Ovations! Besonders beleidigend fand Müller dies angesichts der Tatsache, dass diese kurz darauf den grünen Kantonsrat Andreas Hofer stehend und klatschend verabschiedeten.
«Bürgerliche werden verdreckelt!»
Seinen Unmut darüber postete Müller umgehend auf Facebook: «Das ist ein Paradebeispiel für das Verhalten des wortführenden Teils der Linken. Es wird nicht politisiert, sondern moralisiert. Andersdenkende – die Regierung, bürgerliche Parteien und deren Vertreter – werden geringgeschätzt, ins Unrecht gesetzt und häufig zumindest unterschwellig verdreckelt», schrieb er sich seinen Frust von der Seele. «Aber sie kommen damit durch – auch bei den Wählern. Oder hat jemals ein Medium über dieses Verhalten berichtet?»
Wahrlich, gerecht ist dieses Verhalten nicht. Andererseits war Hofer doppelt so lange im Kantonsrat aktiv und 2016/17 gar dessen Präsident – also höchster Luzerner.
Aufstehen nur für besondere Amtsträger
Die Luzerner Ratspräsidentin Ylfete Fanaj (SP) reagierte überrascht auf Müllers Vorwurf der bewussten Ungleichbehandlung: «Ich habe die Verabschiedungen immer gleich behandelt, egal welcher Fraktion sie angehören», versicherte sie gegenüber Zentralplus.
Eine «Standing Ovation» sei für sie in erster Linie für ehemalige Fraktions- und Kommissionspräsidenten sowie für ihre Vorgängerinnen und Vorgänger im Amt des Kantonsratspräsidiums reserviert: «Diese Ämter sind mit zusätzlichen Verpflichtungen und Aufwänden verbunden und sollten entsprechend gewürdigt werden.»
Sie verweist zudem darauf, dass der Impuls zu einer Standing Ovation praktisch immer von der jeweiligen Fraktion ausgehe. Ein Blick auf ein Video von Müllers Verabschiedung auf Youtube zeigt zudem: In seiner SVP war die Lust, sich für ihn zu erheben, wohl ebenfalls gering. Als Müller wieder an seinem Platz ankam, war der Applaus schon verstummt. (sf)