Der Messerangriff auf einen orthodoxen Juden am Wochenende in Zürich beschäftigt auch den Zürcher Kantonsrat. Politiker verurteilten am Montag den Angriff – und die SVP sorgte für Aufregung bei linken Kantonsrätinnen und Kantonsräten.
Linke Parlamentarierinnen und Parlamentarier verliessen bei der Erklärung der SVP-EDU-Fraktion am Montagmorgen den Saal. Fraktionschef Tobias Weidmann nannte «pflichtschuldige Verurteilungen» heuchlerisch. Antisemitismus trage heute nicht Springerstiefel, sondern Arafat-Tuch und Che Guevara T-Shirt, sagte er.
Der Täter dürfte sich von der «in der linken Stadt Zürich herrschenden anti-israelischen, judenfeindlichen Grundstimmung angestachelt gefühlt haben», so Weidmann. Man dürfe sich nicht wundern, wenn an einer Demo antisemitische Slogans wie «From the river to the sea» gerufen werden. Da würden «beim einen oder anderen» die Hemmungen fallen, «am Abend Jagd auf jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger zu machen».
Justizdirektorin Fehr kündigte volle Aufklärung an
Grünen-Fraktionschef Thomas Forrer verurtelte die Reaktion der SVP auf X aufs Schärfste. «Ich erachte es für sehr verwerflich, dass eine Partei die üble, antisemitische Messerattacke vom Samstag in Zürich für ihre politischen Machenschaften instrumentalisiert. Demokratie geht anders», schrieb er.
FDP-Kantonsrätin Sonja Rueff-Frenkel zeigte sich überrascht vom Verhalten der Linken, auch wenn sie die SVP-EDU-Erklärung wohl «erschreckt» habe. Rueff-Frenkel, die selber jüdisch ist, stellte sich gegen eine Links-Rechts-Debatte. «Antisemitismus ist ein gesellschaftliches Problem», sagte sie. Sollte ihr Sohn, der mit Kippa zur Schule gehe, angegriffen werden, sei es ihr egal, ob der Angreifer rechts oder links denke.
Mehr zur Messerattacke in Zürich
Zum Vorfall geäussert hat sich im Kantonsrat auch Justizdirektorin Jacqueline Fehr (SP). Sie kündigte eine volle Aufklärung des Angriffs auf das friedliche Zusammenleben an. Hass und Ausgrenzung würden nicht toleriert, alle sollen sich hier sicher fühlen können. Es brauche das Engagement von allen gegen Rassismus und Antisemitismus. Bis alle Fakten vorliegen, sei aber Vorsicht geboten bei Teilinformationen, warnte sie. (SDA)