Es ist eine scheussliche Tat, die sich am Samstagabend auf den Strassen Zürichs ereignet hat. Ein 15-Jähriger griff kurz nach 21.30 Uhr einen orthodoxen Juden (50) an und verletzte diesen mit einem Messer lebensbedrohlich.
Mittlerweile sind erste Informationen über den genauen Ablauf der Tat bekannt. Wie der Schwager des Opfers gegenüber «20 Minuten» sagt, seien die Kinder und die Ehefrau des 50-Jährigen zu dem Zeitpunkt bei ihren Eltern zu Besuch gewesen. Später am Abend hätte dann auch der Familienvater dazustossen sollen.
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Opfer stand vor der Haustür seiner Verwandten
Dieser läutete zwar an der Eingangstüre seiner Schwiegereltern, jedoch kam minutenlang niemand in die Wohnung. Gemäss dem Schwager hat sein Vater anschliessend einen Blick aus dem Fenster geworfen und seinen Schwiegersohn unten vor dem Gebäude sitzen gesehen. «Mein Vater dachte, dass er umgefallen sei und schickte deshalb den 14-jährigen Sohn, um nach ihm zu sehen.»
Als dieser kurz darauf seinen Vater aus der Nähe erblickt, sei das Ausmass der Situation ersichtlich gewesen. Sofort sei die ganze Familie aus dem Haus gestürmt, erzählt er 20 Minuten. Unten seien sie jedoch nicht nur auf den Familienvater gestossen, sondern auch auf den Täter. «Er wurde von zwei Personen festgehalten. Am Boden neben ihm lag ein Messer.»
Täter bekennt sich zu Al-Aksa-Brigaden
Als der 15-Jährige realisierte, wer da vor ihm stand, habe er der Familie gedroht. «Zu meinem Vater sagte er ‹wotsch au?›» An die 19-jährige Tochter des Opfers gerichtet, meinte er, dass er zu den Al-Aksa-Brigaden gehöre und lediglich seine muslimische Pflicht ausführe. «Es sei seine Aufgabe, alle Juden zu töten», habe er gesagt.
Minuten später traf dann auch die Polizei und der jüdische Rettungsdienst Hazoloh ein. Wie genau der 15-jährige Angreifer seinen Verwandten verletzt hat, weiss der Schwager nicht. «Der Täter muss aber etliche Male zugestochen haben. Mein Schwager ist mit Stichwunden übersät.»
«Wir sind stolz, jüdisch zu sein»
Ihm zufolge wurden bei dem Angriff sowohl die Hauptschlagader als auch die Lunge des Opfers verletzt. «Er hat sehr viel Blut verloren. Dass mein Schwager noch lebt, ist ein Wunder Gottes.» Aktuell befinde sich dieser immer noch auf der Intensivstation und sei nicht ansprechbar. «Wir beten für ihn», so der Schwager. Ausgesprochen dankbar sei die Familie den Passanten, die den Angreifer festhielten, der Polizei, den Rettungskräften und dem Spitalpersonal.
Besonders schwer sei die Situation für die Kinder des 50-Jährigen, schreibt 20 Minuten. «Sie haben grosse Angst, auf die Strasse zu gehen. Am Sonntag wollten sie nicht in die Synagoge laufen.» Doch auch beim Rest der Familie hat der Angriff Spuren hinterlassen. «Dass er einfach auf den Strassen Zürichs niedergestochen wurde, ist unglaublich.»
Trotzdem hält der Schwager fest: «Wir sind stolz, jüdisch zu sein. Das wollen und werden wir auch nicht verstecken.» (ced)