Konzern-Initiative abgelehnt – trotz Volksmehr!
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Der Wahlsonntag auf Blick TV:«Nein zum Weg, nicht zum Ziel»

Trotz Volksmehr – beide Initiativen gescheitert
So nah und doch vorbei!

Das Volk hätte knapp Ja gesagt zur Konzernverantwortungs-Initiative, doch das Begehren ist am Ständemehr gescheitert. Viel deutlicher war das Nein zur Kriegsgeschäfte-Initiative.
Publiziert: 28.11.2020 um 17:31 Uhr
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Aktualisiert: 29.11.2020 um 22:15 Uhr
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Heute ist Abstimmungssonntag.
Foto: Keystone
Gianna Blum, Daniel Ballmer

So nah und doch vorbei! es stand ein breit abgestütztes Komitee hinter der Konzernverantwortungs-Initiative. Die Kampagne war von langer Hand geplant. Und tatsächlich hat die Initiative das Volksmehr mit 50,7 Prozent der Stimmen erreicht.

Aber eben: Nur 8,5 Stände sagten Ja, 14,5 Stände lehnten das Volksbegehren ab. Zustimmung fand die Initiative in der Westschweiz und in städtischen Kantonen.

Anfänglicher Vorsprung ist weggeschmolzen

Besonders hoch war der Nein-Anteil in den ländlichen Kantonen der Deutschschweiz. Der anfängliche Vorsprung der Initiative in Umfragen schmolz in den vergangenen Wochen förmlich dahin. Schliesslich gewannen die Wirtschaftsverbände, die Mehrheit der bürgerlichen Parteien und der Bundesrat die Oberhand.

Nach dem Nein tritt – wenn kein Referendum zustande kommt – der indirekte Gegenvorschlag des Parlaments in Kraft. Er beinhaltet Berichterstattungspflichten für gewisse Unternehmen. Geht es um Konfliktmineralien und Kinderarbeit, müssen die Unternehmen zusätzlich Sorgfaltspflichten erfüllen.

«Initiative hätte nur Wirtschaft belastet»

Deutlich war hingegen das Nein zur Volksinitiative «Für ein Verbot der Finanzierung von Kriegsmaterialproduzenten (Kriegsgeschäfte-Initiative)» der Gruppe Schweiz ohne Armee (GSoA) und der Jungen Grünen.

Volk und Stände lehnten ab. 57,45 Prozent aller Stimmenden sagten Nein zur Vorlage. Gerade einmal in vier Kantonen fand die Vorlage eine Mehrheit: in Basel-Stadt, Genf, Neuenburg und Jura.

AHV, Pensionskassen, die Schweizerische Nationalbank und Stiftungen dürfen nach dem Nein weiterhin in Unternehmen investieren, die mit Kriegsmaterial Geld verdienen.

«Die Initiative hätte keine Kriege verhindert, aber die Wirtschaft belastet», betont Wirtschaftsminister Guy Parmelin (61). «Auch dem Bundesrat liegt eine friedliche Welt am Herzen.» Das Engagement werde auch auf internationaler Ebene weitergeführt. Aber es werde darauf geachtet, «dass die Rahmenbedingungen unsere Wirtschaft und unsere KMU nicht belasten».

Abstimmungssonntag 29.11.2020

Darum geht es bei der Konzernverantwortungs-Initiative

Am 29. November stimmt die Schweiz über die Konzernverantwortungs-Initiative ab. Sie will, dass Unternehmen mit Sitz in der Schweiz dafür haften, wenn sie, ihre Tochterfirmen oder andere kontrollierte Unternehmen im Ausland gegen Menschenrechte oder Umweltstandards verstossen. Im Rahmen einer Sorgfaltsprüfung müssen Unternehmen künftig mögliche Risiken erkennen und geeignete Massnahmen dagegen ergreifen. Diese Sorgfaltspflicht gilt für alle Unternehmen in der Lieferkette.

Dagegen sind Bundesrat und Parlament. Sie argumentieren, dass ein Ja ein Alleingang der Schweiz wäre, der vor allem dem Wirtschaftsstandort schaden würde. Dem Nein-Lager gehören CVP, FDP und SVP an, dazu kommen die Wirtschaftsverbände, allen voran der Dachverband Economiesuisse. Sie befürchten eine Schwächung der Schweizer Unternehmen, den Rückzug von KMU aus Entwicklungsländern, zu viel Bürokratie und erpresserische Klagen.

Dafür sind neben den über hundert Nichtregierungsorganisationen, welche die Initiative ergriffen haben, SP, Grüne, GLP, EVP und BDP. Dazu kommt ein bürgerliches Komitee mit Vertretern von CVP und FDP.

BLICK beantwortet hier die wichtigsten Fragen zur Initiative.

Am 29. November stimmt die Schweiz über die Konzernverantwortungs-Initiative ab. Sie will, dass Unternehmen mit Sitz in der Schweiz dafür haften, wenn sie, ihre Tochterfirmen oder andere kontrollierte Unternehmen im Ausland gegen Menschenrechte oder Umweltstandards verstossen. Im Rahmen einer Sorgfaltsprüfung müssen Unternehmen künftig mögliche Risiken erkennen und geeignete Massnahmen dagegen ergreifen. Diese Sorgfaltspflicht gilt für alle Unternehmen in der Lieferkette.

Dagegen sind Bundesrat und Parlament. Sie argumentieren, dass ein Ja ein Alleingang der Schweiz wäre, der vor allem dem Wirtschaftsstandort schaden würde. Dem Nein-Lager gehören CVP, FDP und SVP an, dazu kommen die Wirtschaftsverbände, allen voran der Dachverband Economiesuisse. Sie befürchten eine Schwächung der Schweizer Unternehmen, den Rückzug von KMU aus Entwicklungsländern, zu viel Bürokratie und erpresserische Klagen.

Dafür sind neben den über hundert Nichtregierungsorganisationen, welche die Initiative ergriffen haben, SP, Grüne, GLP, EVP und BDP. Dazu kommt ein bürgerliches Komitee mit Vertretern von CVP und FDP.

BLICK beantwortet hier die wichtigsten Fragen zur Initiative.

Darum geht es bei der Kriegsgeschäfte-Initiative

Die Schweizer Nationalbank, Stiftungen sowie Vorsorgewerke (AHV/IV/EO) sollen nicht mehr ins Kriegsgeschäft investieren dürfen. Das verlangt die Initiative «Für ein Verbot der Finanzierung von Kriegsmaterialproduzenten» der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) und der Jungen Grünen. Sie werden unterstützt von Grünen, SP, EVP sowie rund 30 Organisationen.

Als Kriegsmaterialproduzenten gelten demnach Unternehmen, die mehr als 5 Prozent ihres Jahresumsatzes mit der Herstellung von Kriegsmaterial erzielen. Verboten würden Kredite, Darlehen, Schenkungen oder der Kauf von Aktien. Bereits bestehende Finanzierungen wären innert vier Jahren abzustossen.

Für die Befürworter ist die Initiative ein Schritt zu einer friedlicheren Welt. Investitionen in Kriege und Konflikte stünden im Widerspruch zur humanitären Tradition der neutralen Schweiz. Viele Finanzunternehmen setzten schon heute auf ethische Anlagen.

Der Bundesrat und die bürgerliche Mehrheit im Parlament lehnen die Initiative ab. Für sie hätte diese negative wirtschaftliche Folgen für Nationalbank, Stiftungen und Vorsorgewerke. Betroffen sein könnten zudem die Finanzbranche sowie die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Der Schweizer Standort würde an Attraktivität verlieren.

Nationalbank oder Pensionskassen sollen nicht mehr in Produzenten von Kriegsmaterial investieren dürfen, fordert die Initiative.
Keystone

Die Schweizer Nationalbank, Stiftungen sowie Vorsorgewerke (AHV/IV/EO) sollen nicht mehr ins Kriegsgeschäft investieren dürfen. Das verlangt die Initiative «Für ein Verbot der Finanzierung von Kriegsmaterialproduzenten» der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) und der Jungen Grünen. Sie werden unterstützt von Grünen, SP, EVP sowie rund 30 Organisationen.

Als Kriegsmaterialproduzenten gelten demnach Unternehmen, die mehr als 5 Prozent ihres Jahresumsatzes mit der Herstellung von Kriegsmaterial erzielen. Verboten würden Kredite, Darlehen, Schenkungen oder der Kauf von Aktien. Bereits bestehende Finanzierungen wären innert vier Jahren abzustossen.

Für die Befürworter ist die Initiative ein Schritt zu einer friedlicheren Welt. Investitionen in Kriege und Konflikte stünden im Widerspruch zur humanitären Tradition der neutralen Schweiz. Viele Finanzunternehmen setzten schon heute auf ethische Anlagen.

Der Bundesrat und die bürgerliche Mehrheit im Parlament lehnen die Initiative ab. Für sie hätte diese negative wirtschaftliche Folgen für Nationalbank, Stiftungen und Vorsorgewerke. Betroffen sein könnten zudem die Finanzbranche sowie die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Der Schweizer Standort würde an Attraktivität verlieren.

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