Mit Walliserdeutsch gebodigt
Reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist: Davon träumte SVP-Nationalrat Lukas Reimann (41). Er schlug vor, dass Nationalrätinnen und Nationalräte ihre Voten im Rat künftig auch auf Schweizerdeutsch halten dürfen. Nicht nur die Westschweizer fanden das gar keine gute Idee. Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (45) aus dem Oberwallis führte gleich einmal vor, was da auf den Rat zukommen könnte – und rezitierte in breitestem «Wallisertiitsch» ein Gedicht:
«Fascht üsser Atu heintsch alli glosut,
was ds Tunisch Ettro da verzellt;
und ds Tschifru-Muri het nim’ gitosut,
und ds Kathri unner ds Chritz schi gstellt.
Und d’Müehma Sänza faht schwär a churru,
sälbscht d’Luwisa äschubleichi chunt;
wils z’glicher Zit vam Chilchuturru
grad zwelfi schlaht, di Geischerstund!»
Der Saal tobte. Und Reimanns Vorstoss wurde mit 164 zu 20 Stimmen versenkt.
Auf ein Gläschen mit Amherd
Eine Diskussion über das Informationssicherheitsgesetz verspricht nicht unbedingt beste Unterhaltung. Kommen aber ein paar Flaschen Wein ins Spiel, sieht das schon anders aus. Der grüne Glarner Ständerat Mathias Zopfi (40) versprach seinem Ratskollegen Hans Wicki (59, FDP) aus Nidwalden während der Debatte vergangenen September «nicht nur eine Flasche Wein», sondern «einen Sechserkarton mit einem goldenen ‹Mäscheli› daran und noch eine Uhr dazu», wenn er ihm zeige, wo im neuen Gesetz geschrieben stehe, was Wicki behauptet hatte.
Dieser liess sich davon nicht verunsichern. «Die Wette gilt», sagte er. Würden die Gerichte einst so entscheiden, wie er das jetzt vorhersehe, dann «erwarte ich die Flasche, aber nur eine Flasche mit Masche». Bei so süffigen Versprechen bekam die Walliser Bundesrätin Viola Amherd (61) gleich Durst: «Ausser Protokoll möchte ich doch sagen: Wenn die Flaschen dann geöffnet werden, wäre ich auch gerne dabei!»
Die eigene Verabschiedung verpasst
SVP-Nationalrat Roger Köppel (58), inzwischen zurückgetreten, glänzte im Nationalrat vor allem mit Abwesenheit. Wiederholt führte er die unrühmliche Liste der grössten Schwänzer im Bundeshaus an. Ja, er verpasste sogar seine eigene Verabschiedung! Wie es die Tradition will, würdigte Nationalratspräsident Martin Candinas (43) am letzten Sessionstag der alten Legislatur alle zurücktretenden Parlamentarierinnen und Parlamentarier persönlich. Als die Sprache auf den «Weltwoche»-Chefredaktor kam, grosses Gelächter: «Roger Köppel ist für die heutige Sitzung entschuldigt», so Candinas. Man kann sagen: immerhin konsequent.
Köppel und die Technik
Köppel hat 2023 jedoch auch in Anwesenheit für grosse Heiterkeit gesorgt. Um die Redezeitbeschränkung nicht zu überschreiten, hatte sich Köppel während einer EU-Debatte in der Frühlingssession auf dem Handy einen Timer gestellt. Dieser ging natürlich prompt ab – und liess sich irgendwie nicht mehr beenden.
«Warten Sie kurz, ich muss dieses Natel abstellen und weiss gerade nicht, wie das geht», sagte er zu SP-Kollege Roger Nordmann (50), als dieser eine Rückfrage stellen wollte. «Ich bin völlig überfordert. Aber nur technologisch.» Nordmann meinte dazu nur: «Vielleicht ist es ja Brüssel.»
Papi, der Telefonist
Der abtretende Bundeskanzler Walter Thurnherr (60) ist bekannt für seine humorvollen und geistreichen Reden. Vor Glarner Gymischülern hielt er 2022 eine Maturarede mit dem Titel «Fart proudly!» («Furze stolz!»). Auch seine Abschlussrede am Tag der Bundesratswahlen sorgte für herzliche Lacher im Saal. Als sein Sohn sieben Jahre alt war, habe er während des Essens stolz erzählt, er wolle mal Baggerführer werden, erzählte Thurnherr. «Ich nickte zustimmend und fragte ihn, ob er eigentlich wisse, was ich von Beruf sei. ‹Ja, Papa›, antwortete er ohne zu zögern, ‹du bist Telefonist›.»
Bundesrat abgeklemmt
Als Ständeratspräsidentin hatte Brigitte Häberli-Koller (65) dieses Jahr die Aufgabe, die Sitzungen in der kleinen Kammer zu leiten. Rednerinnen das Wort erteilen, die Zeit im Blick behalten und für Ruhe im Saal sorgen: Es ist ein Job, der manchmal an die Aufgaben einer Lehrerin erinnert. Für Lacher sorgte, als Häberli im September unabsichtlich Bundesrat Albert Rösti (56) das Wort abklemmte. Sie war der Meinung, dass Rösti nach 15 Minuten sein Votum über den nächsten Ausbauschritt der Nationalstrassen beendet hatte – dabei hatte der Bundesrat nur Luft geholt. «Darf ich noch zum Fazit kommen?», fragte Rösti belustigt. Na gut, aber drücken Sie aufs Gas!