Die Schweiz sucht einen neuen Bundesanwalt. Sobald der Abgang von Michael Lauber (54) in trockenen Tüchern ist, wird die Gerichtskommission des Parlaments die Stelle ausschreiben und nach einer Triage der Vereinigten Bundesversammlung einen Vorschlag unterbreiten. Doch wer bietet sich an?
Klar ist, dass sich Laubers Stellvertreter Jacques Rayroud (55) und Ruedi Montanari (54) die Bewerbung sparen können. Denn auch ihr Ruf hat in der Affäre Lauber gelitten. So hatte sich Montanari bei der Geschäftsprüfungskommission über die Aufsichtsbehörde (AB-BA) unter Hanspeter Uster (62) beschwert – was schlecht ankam. Während der Disziplinaruntersuchung gegen Lauber haben er und Rayroud zudem gemeinsame Sache mit ihrem Chef gemacht und die Herausgabe von Dokumenten an die AB-BA mit ihm besprochen – obwohl Lauber Partei war.
Eine von aussen
Doch vielleicht kommt eine ehemalige Stellvertreterin Laubers in die Kränze: Die Genferin Maria-Antonella Bino (54) wird als mögliche Bundesanwältin genannt. Einige Unterstützer hat sie schon: Die Genfer FDP um Nationalrat Christian Lüscher (56) wolle sie installieren, heisst es.
Bino verliess die Bundesanwaltschaft 2013 und war bis vor Kurzem Chefjuristin beim Schweizer Ableger der französischen Grossbank BNP Paribas. Sie gilt als juristisches Schwergewicht in den Bereichen internationale Finanzkriminalität, Terrorismusfinanzierung und organisierte Kriminalität. Erst im Juni wurde Bino zur nebenamtlichen Richterin am Bundesstrafgericht gewählt. Allerdings galt Lauber vielen als zu bankennah. Ob Bino ihre Paribas-Erfahrung im Weg steht, muss sich weisen.
Externe Lösung gefordert
Parlamentarier – die Laubers Nachfolger ja bestimmen werden – drängen auf eine externe Person, die möglichst unbefleckt ist von der Ära Lauber. Das würde auf kantonale Staatsanwälte zutreffen. Doch für die ist der Posten nicht sonderlich erstrebenswert: Die Verfahren sind schwierig, die Aussichten auf Erfolg gering – und als Bundesanwalt ist man extrem exponiert.
Der Ruf nach einer externen Bewerbung hat noch einen anderen Grund: Keiner der Bundesanwälte der letzten Jahrzehnte hat überzeugt. Nun fordern Politiker eine Restrukturierung der Behörde. «Die Bundesanwaltschaft muss auf stabilere Beine gestellt werden», sagt etwa SP-Nationalrat Matthias Aebischer (52). Die Gerichtskommission arbeitet bereits daran. Sie will daher jemanden mit strafrechtlicher Erfahrung und politischem Gespür, um das umzusetzen.