Auch Laubers Vorgänger standen in der Kritik
Pleiten, Pech und Bundesanwälte

Nicht erst seit Michael Lauber gelten Bundesanwälte hierzulande als wenig erfolgreich, aber als Publicity-süchtig. Ihre Aktionen waren umstritten oder wurden gar als illegal beurteilt.
Publiziert: 24.07.2020 um 12:40 Uhr
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Aktualisiert: 24.07.2020 um 14:11 Uhr
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Die frühere Bundesanwältin Carla Del Ponte.
Foto: Keystone
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Es ist ein Amt mit enormen Risikofaktor: Auch alle Vorgänger von Michael Lauber (54) an der Spitze der Bundesanwaltschaft (BA) waren umstritten. So Carla Del Ponte (73), die spätere Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag für die Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien sowie für den Völkermord in Ruanda. Sie leitete die BA von 1994 bis 1998. Ihr wurde immer wieder vorgeworfen, sich zu sehr ins Rampenlicht zu drängen. Gross angekündigte Verfahren verliefen im Sand.

Nach einem Jahr Vakanz übernahm 2000 Valentin Roschacher (60) das Steuer. Er machte kurz vor seinem Abgang im Sommer 2006 Schlagzeilen: Die «Weltwoche» schrieb Anfang Juni, Roschacher sei im Geldwäschereiverfahren gegen Bankier Oskar Holenweger von seinem Informanten, dem kolumbianischen Drogenhändler José Manuel Ramos, hereingelegt worden.

Die V-Mann-Aktion war illegal

Tatsächlich kam das Bundesstrafgericht im April 2011 zum Schluss, der Einsatz von Ramos sei illegal gewesen und die Ermittlungsmethoden der BA unzulässig. Das Gericht sprach Holenweger in allen Punkten frei.

Im Herbst 2007 hatte die nationalrätliche Geschäftsprüfungskommission noch vermutet, es habe einen Plan zur Absetzung Roschachers gegeben, an dem neben Holenweger auch der frühere SVP-Bundesrat Christoph Blocher (79) beteiligt gewesen sei. Auch diese Geschichte erwies sich als haltlos.

Auch Beyeler stolpert über Ramos

2007 übernahm Erwin Beyeler (68) die BA. Er machte während seiner gesamten Amtszeit einen unglücklichen Eindruck. Am Ende holte auch ihn die Affäre Ramos ein: Beyeler wurde vorgeworfen, in seiner Zeit als Chef der Bundeskriminalpolizei an der Verpflichtung des V-Manns beteiligt gewesen zu sein. Das wies er weit von sich, räumte aber die Beantwortung eines Schreibens ein, in dem es um die Bezahlung von Ramos ging.

Kritiker sahen darin die Bestätigung dafür, dass Beyeler im Fall Holenweger voreingenommen war. Beyeler hielt es für möglich, dass so seine Wiederwahl verhindert werden sollte. Und tatsächlich verweigerte ihm das Parlament im Juni 2011 die Wiederwahl. Und hievte Michael Lauber ins Amt, der nun, nach neun Jahren, ebenso kläglich scheitert.

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