Keine Heizung. Kein Licht. Kein Herd zum Kochen. Seit Putin ihre Elektrizitätswerke bombardieren lässt, haben neun Millionen Ukrainer keinen Strom – und deshalb meist auch weder Heizung noch Wasser. So wird der Winter zur Kriegswaffe: Bei Temperaturen unter null drohen Menschen zu erfrieren.
«Ohne Strom ist man wie gelähmt. Man friert. Man kann nicht arbeiten, nicht kochen, nicht waschen, nicht gut schlafen, das Handy nicht laden», sagt Kseniia Priewe. Sie versucht zu helfen: In Opfikon ZH lagert die junge Ukrainerin Güter, die sie mit ihrem Hilfsverein gesammelt hat.
Die Sprachwissenschaftlerin lebt seit sechs Jahren in der Schweiz. Kurz nach Kriegsausbruch gründete sie den Verein ukrainehilfe.ch. Mit ihrem Ehemann Thorsten reiste sie in eine slowakische Gemeinde an der Grenze zum Kriegsgebiet, verteilte Kleiderspenden, sortierte Isomatten und empfing Flüchtende. «Heute fehlt es den Menschen in der Ukraine vor allem an Strom, um heizen zu können. Warme Kleidung hilft nur bis zu einem gewissen Punkt.» Thorsten Priewe, Ingenieur bei einem Schweizer Elektrizitätswerk, hievt mit Kollegen einen grossen Karton in seinen Lieferwagen: «Was es dringend braucht, sind Generatoren.»
Zehn Generatoren im Kofferraum
An diesem Mittwoch bricht Priewe in Richtung Ukraine auf. Im Kofferraum hat er zehn mittelgrosse Generatoren im Wert von rund 8000 Schweizer Franken. «Eine Familie spendete sogar das für ihre Weihnachtsgeschenke gedachte Geld», erzählt Kseniia Priewe gerührt und blickt mit feuchten Augen in den Himmel. Ihre Verwandten wohnen unweit der Krim unter russischer Besatzung.
Der Bund schickte kurz vor Weihnachten mehrere Lastwagen mit 40 mobilen Heizgeräten und 40 Generatoren von Bern aus in die Ukraine. Und während die allgemeine Spendenbereitschaft in der Bevölkerung seit einiger Zeit zurückgeht, halten Schweizer aus allen Kantonen ihr Engagement in kleinerem Rahmen aufrecht. Vereine sammeln Powerbanks, Taschenlampen, Thermoskannen, Kerzen und Winterjacken.
Übergabe in Polen
«Hau ruck» – und der letzte Generator ist im Laderaum. Minuten später dreht Priewe den Zündschlüssel und fährt los. Morgen sollte er in der grenznahen polnischen Stadt Przemysl ankommen. Dort will er die Ladung einer lokalen Hilfsorganisation übergeben, welche die dringend benötigten Geräte in ländliche Gebiete der Ukraine transportiert.
Auf der Rückfahrt wird er nicht alleine sein. «Eine Bekannte von uns ist nach Polen geflüchtet und kommt mit.»