Lange Schlangen vor der Schweizer Botschaft in der kosovarischen Hauptstadt Pristina werden bald der Vergangenheit angehören. Am Montag fällt mit Beginn des neuen Jahres die Visumspflicht für Kosovarinnen und Kosovaren. Ab dann können sie für kürzere Aufenthalte von maximal 90 Tagen ohne ein Visum in den Schengen-Raum – und somit auch in unser Land – einreisen.
Ohne Visum in europäische Staaten zu reisen, habe für die Menschen im Kosovo eine grosse Bedeutung, unterstreicht der FDP-Politiker Përparim Avdili (36) gegenüber Radio SRF. Der Zürcher hat selbst albanische Wurzeln. Er verfügt über zahlreiche Kontakte in den Kosovo.
Einfacher die Familie besuchen
«Viele junge Menschen fühlten sich gefangen in einem Käfig inmitten von Europa», sagt Avdili. Mit dem Schritt würde nun eine Ungerechtigkeit korrigiert. «Die Menschen können entsprechend den europäischen Werten jetzt auch frei reisen.» Künftig ist es für sie viel einfacher, Familienangehörige und Freunde in der Schweiz zu besuchen.
Wenig verwunderlich, hat die Neuerung, dass kosovarische Staatsbürger ab dem 1. Januar 2024 kein Visum mehr benötigen, in rechtsbürgerlichen Kreisen die Befürchtung geweckt, dass bald zahlreiche Kosovaren illegal in den Schengen-Raum einwandern und auch in der Schweiz schwarz arbeiten.
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) sagt, es habe das im Blick, wie Sprecher Samuel Wyss gegenüber dem Radiosender ankündigte. Die Schweiz unterhalte sehr gute bilaterale Beziehungen mit dem Kosovo. «Auch im Bereich der Rückkehr funktioniert die Zusammenarbeit hervorragend, und so können allfällige Probleme rasch angegangen werden», so Wyss.
14 Stellen weniger
Der Wegfall der Visumspflicht hat Folgen für die Schweizer Botschaft in Pristina. Bislang waren dort 58 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt. Aufs neue Jahr hin werden davon nun aber 14 Stellen gestrichen, wie das Aussendepartement (EDA) in Bern auf Anfrage von SRF mitteilt. Betroffen seien Stellen in der Sektion für konsularische Angelegenheiten.
Die vier Schweizer unter den Botschaftsmitarbeitenden, deren Stelle wegfällt, werden vom EDA an neue Einsatzorte versetzt. Auf Stellensuche gehen müssten dagegen die zehn lokalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Arbeitsplatz verlieren. Man unterstütze die entlassenen kosovarischen Mitarbeiter jedoch bei der Stellensuche, etwa indem man Empfehlungsschreiben für sie ausstellt und ihnen Sprachkurse finanziert.