Die SVP boykottiert die «Arena». Begründung: Statt eine ausgewogene Debatte zu ermöglichen, habe sich Moderator Sandro Brotz (52) als Richter gegenüber SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi (43) aufgespielt. Brotz hatte festgehalten, dass eine Äusserung Aeschis im Nationalrat rassistisch gewesen sei. Der SVP reichts jetzt: Bis sich die Arena wieder im Rahmen des gesetzlichen Auftrages bewege, sachlich und neutral zu sein, werde die Partei daher auf eine Teilnahme an der Diskussionssendung verzichten.
Auf Twitter muss sich die SVP dafür kritisieren lassen. Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (45) etwa macht sich über die Trotzreaktion lustig und nennt sie «Brötzele».
GLP-Nationalrat Beat Flach (57) wiederum findet, wer austeilt, müsse auch einstecken können, anstatt zu jammern und zu «schwafeln».
In die gleiche Kerbe haut Grünen-Präsident Balthasar Glättli (50). Wer die Hitze, die er selbst verursacht habe, nicht vertrage, gehöre halt nicht in die Küche, so der Zürcher.
Wer hats erfunden? Bodenmann!
Was die Politiker dabei unerwähnt lassen: Fast jede Partei hat die «Arena» schon boykottiert. Am vergangenen Freitag etwa sagte Grünen-Fraktionschefin Aline Trede (38) ihre Teilnahme ab, nachdem Brotz angekündigt hatte, Aeschis Aussagen zu thematisieren. Sie protestierte damit dagegen, dass ihr Amtskollege nochmals eine Plattform erhalte.
Erfunden hat den «Arena»-Boykott aber der ehemalige SP-Präsident Peter Bodenmann (69) im Jahr 1995. Weil er nicht die abgemachten Gegner im Studio vorgefunden hatte, verliess er die Sendung nach sieben Minuten. Damals ein Eklat, über den sogar «10vor10» berichtete. Heute schweigt das SRF.
James Bond statt «Arena»
Eine regelrechte Boykott-Orgie gab es vor 20 Jahren. Manchmal verweigerten Politiker die Teilnahme, weil sie nur in der zweiten Reihe hätten stehen dürfen. So begründete etwa die FDP ihr Fernbleiben im März 2000. Nur ein halbes Jahr später musste eine «Arena» gar abgesagt werden, weil sich niemand zur Verfügung stellte, um mit dem damaligen SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli (61) über Rechtsextremismus und Rassismus zu debattieren. Stattdessen lief auf SRF dann «James Bond – im Angesicht des Todes».
2005 setzte der damalige FDP-Präsident Fulvio Pelli (71) zum Frontalangriff auf die «Arena» an. Nachdem seine Partei in einer Sendung wieder aus der ersten Reihe verbannt wurde, verbot er seinen Parlamentariern eine Teilnahme. Und kündigte an, dass er es nicht bei einem Boykott bewenden lassen werde, sollte die FDP in Zukunft nochmals negative Erfahrungen mit der «Arena» machen. Ein Jahr später war es so weit. Wegen eines neuerlichen Streits mit dem SRF forderte Pelli, die Sendung «abzuschaffen» und in der «medialen Grümpelkammer» zu versorgen.
Boykott-Marathon wegen Blocher
Doch auch die SVP hat schon «Arena»-Sendungen boykottiert. So weigerte sie sich Ende 2007, an zwei Sendungen zur Abwahl von Christoph Blocher (81) teilzunehmen – weil sie nicht genauso viele Vertreter entsenden durfte wie alle anderen Parteien zusammen und weil die Sendung so «tendenziös» (SVP-«Polterstil») angekündigt worden sei.
Im Juni 2008 dann drehten die anderen Parteien den Spiess um und wollten nicht mit Blocher und der SVP diskutieren. «Immer, wenn die SVP ruft, macht die Arena für sie eine Sendung», schimpfte Pelli damals, «uns reichts!»
Nun reicht es eben wieder der SVP. Und erstmals boykottiert eine Partei nicht nur eine einzelne Sendung, sondern gleich die gesamte Reihe. Die grosse Frage ist: Wie lange wird es dauern, bis sie wieder im Studio im Leutschenbach steht? (sf)