Als das Radio in der Schweiz vor rund hundert Jahren auf die Welt kam, tummelte sich in dieser Szene eine reichlich unübersichtliche Schar von lokalen Sendern. Die mit einer Konzession des damaligen Postdepartements drahtlos Worte oder Musik mit beschränkter Reichweite durch den Äther jagten – und die Zeitungsverleger lobbyierten damals erfolgreich dafür, dass die neue Konkurrenz ihre Informationssendungen stark einschränken müsse.
Die Politik ebnete den Weg zum Mediengiganten
Im Jahr 1930 wurde das neue Medium in geordnete Bahnen überführt: Eine neue nationale Radiopolitik entschied, dass dieses nicht den freien Marktkräften überlassen und in eine föderalistische Struktur überführt werden sollte – es war die Geburt der Schweizerischen Rundspruchgesellschaft (SRG), welche die regionalen Radio-Organisationen unter einem nationalen Dach vereinigte.
Vom Bundesrat erhielt die SRG die alleinige Konzession für Radiosendungen in der Schweiz. In Sottens VD, Beromünster LU und Monte Ceneri TI nahmen sprachregionale Landessender ihren Dienst auf; im Land waren bereits 150'000 Empfangsbewilligungen gelöst.
Das markierte den Beginn einer rasanten Entwicklung, in der die SRG-Radio- und später auch TV-Sender das Land mit der Zeit bis in die hintersten Kapillaren durchdrangen. Ab 1938, nachdem das Volk die vierte Landessprache anerkannt hatte, gingen erste Radio-Sendungen auf Rätoromanisch über den Sender.
Die Fernseh-Revolution beginnt
Und schon zeichnete sich am Horizont eine neue Konkurrenz für die Zeitungsverleger ab. An der «Landi 39» zeigte die ETH Zürich erstmals öffentlich die TV-Technik – das Spiel einer Schauspieltruppe wurde von einer Kamera gefilmt und auf den Bildschirm eines Fernsehapparats übertragen: der Vorbote eines neuen, revolutionären Mediums.
Bis daraus ein Massenmedium wurde, dauerte es jedoch noch bis in die 1950er-Jahre hinein. Dann jedoch ging es Schlag auf Schlag: 1953 sendete die SRG an wöchentlich fünf Abenden versuchsweise ein einstündiges TV-Programm aus dem Studio Bellerive in Zürich.
Fünf Jahre später erhielt die SRG eine definitive Fernsehkonzession und wurde in Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft umgetauft – der Start zum TV-Zeitalter in der Schweiz. Am 1. Februar 1965, mitten im Wirtschaftsboom der Nachkriegszeit, flimmerte der erste TV-Spot in die Wohnzimmer von Herrn und Frau Schweizer. Minutenpreis: 6000 Franken. Damit war die Zukunft der SRG als alleinig konzessionierter, gebühren- und teilweise werbefinanzierter Radio- und TV-Anbieter im Land zementiert.
Immer mehr, immer vielfältiger
Was folgte, war eine immer stärkere Segmentierung des Angebots bei gleichzeitig stark anwachsender Zahl an Konzessionären – 1968 wurde die millionste TV-Empfangsbewilligung gelöst, beim Radio summierten sich diese auf 1,8 Millionen Bewilligungen. Um die gleiche Zeit führte das Radio die zweiten Programme ein, die in Musik, Unterhaltung und Information höheren Ansprüchen zu genügen hatten, im TV wurde das Programm mit dem Farbfernsehen bunter.
Die SRG war zur Klammer des schweizerischen Föderalismus geworden, und wer diese nationale Institution präsidierte, war ein einflussreicher Mann im Land – so etwa Leo Schürmann in den 1980ern, Armin Walpen um die Jahrhundertwende oder bis vor kurzem Roger de Weck.
Die Privaten durften erst spät ran
Wer diesen Job anvisierte, benötigte gute Kontakte in die Politik, oftmals stammten die Anwärter aus Verwaltung oder Politik. In diese zementierte Radio- und TV-Welt durften Private erst 1983 und auch nur in dosiertem Masse einbrechen: Lokales Radio und TV wurden möglich, während die SRG ihren Aktionsradius immer weiter ausbreitete: etwa durch dritte Radioprogramme, einer vierten Sendekette oder einem in der Konzession festgeschriebenen Kulturauftrag.
Heute sind die insgesamt 17 Radio- und 7 TV-Programme zur SRG SSR fusioniert. Zusätzlich betreibt das Unternehmen Internetplattformen, darunter Swissinfo für Auslandschweizer in zehn Sprachen und diverse Online-Radioprogramme. Mit rund 6000 Mitarbeitenden ist die SRG der grösste Medienbetrieb im Land: Jährlich 150'000 Stunden Radio- und knapp 70'000 Stunden TV-Sendungen stammen aus deren Studios.
Praktisch jeder Haushalt zahlt 451 Franken pro Jahr für die Nutzung von Radio und Fernsehen. Doch was passiert mit dem Geld eigentlich? Das ist nicht ganz einfach herauszufinden. BLICK hat den Geschäftsbericht der SRG untersucht und auf die einzelne Billag-Gebühr umgerechnet.
Nicht die ganze Summe geht zur SRG: Von den 451 Franken kommen 42 Franken privaten Radio- und TV-Sendern zugute. Von den restlichen 409 Franken fliesst mehr als die Hälfte in die SRG-Angebote in der Westschweiz, im Tessin und dem rätoromanischen Teil Graubündens. Deutschschweizer subventionieren mit ihrer Billag also die anderen Landesteile.
Das Deutschschweizer Radio und Fernsehen (SRF) bekommt selbst 178 Franken. Davon fliessen 128 Franken ins TV, 50 Franken ins Radio. Fernsehen machen ist aufwendiger als Radio. Der Löwenanteil des SRF-Budgets für die Produktion von Sendungen – 69 Franken – fliesst in die Information. Dazu gehören etwa die «Tagesschau», «10 vor 10» oder das «Echo der Zeit».
Teuer ist auch der Sport: Allein für das Recht, Sportereignisse zu zeigen, zahlte die SRG im Jahr 2016
51,2 Millionen Franken. Moderatoren, Kommentatoren und Kameras sind da noch nicht drin.
Praktisch jeder Haushalt zahlt 451 Franken pro Jahr für die Nutzung von Radio und Fernsehen. Doch was passiert mit dem Geld eigentlich? Das ist nicht ganz einfach herauszufinden. BLICK hat den Geschäftsbericht der SRG untersucht und auf die einzelne Billag-Gebühr umgerechnet.
Nicht die ganze Summe geht zur SRG: Von den 451 Franken kommen 42 Franken privaten Radio- und TV-Sendern zugute. Von den restlichen 409 Franken fliesst mehr als die Hälfte in die SRG-Angebote in der Westschweiz, im Tessin und dem rätoromanischen Teil Graubündens. Deutschschweizer subventionieren mit ihrer Billag also die anderen Landesteile.
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