Doris Leuthard war mit 43 bei ihrer Wahl eine junge Bundesrätin, und entsprechend munter wird sie mit 55 sein, wenn sie Ende Jahr aus dem Bundesrat ausscheidet. Auch wenn sich die Aargauerin früher schon auf ihrem Hometrainer fotografieren liess, ist es unvorstellbar, dass sie sich nun zurückzieht und ihre Autobiografie schreibt.
«Ich lasse es auf mich zukommen», sagte die CVP-Magistratin am Donnerstag vor den Medien. Sie habe viele Interessen – auch etwas Gemeinnütziges könne sie sich vorstellen. Hauptsache, ihre Agenda sei nicht mehr so dicht.
Doch der Ehrgeiz Leuthards dürfte nicht mit zweitklassigen Verbandspräsidien gestillt sein. So betonte sie auch, sie rechne mit einer Auswahl und werde «sicher nicht nur privatisieren».
Erhält sie eine Funktion beim Weltwirtschaftsforum (WEF)?
Vielmehr ist zu erwarten, dass die Juristin und gewiefte Strategin ihre internationale Vernetzung für eine zweite Karriere nutzt. Seit langem wird spekuliert, dass sie in zwei Jahren in die Fussstapfen von WEF-Präsident Klaus Schwab (80) treten könnte. Zu ihm pflegt sie schon länger freundschaftliche Beziehungen.
Klappt es da nicht, wäre es auch möglich, dass Leuthard in das Board of Trustees – eine Art WEF-Verwaltungsrat – berufen wird. Es wacht mit einflussreichen Persönlichkeiten wie Ex-Nestlé-Boss Peter Brabeck (73), der deutschen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (59) und IWF-Chefin Christine Lagarde (62) über die Mission des WEF.
Verwaltungsratsmandate locken
Auch wenn die Aargauerin ein gemeinnütziges Amt bevorzugt, locken Mandate in der Wirtschaft. Frühere bürgerliche Bundesräte wie Kaspar Villiger (77, FDP) und Flavio Cotti (78, CVP) sammelten gleich mehrere Verwaltungsratsmandate bei grossen Schweizer Konzernen. So soll sich Leuthard im Frühling auch den Posten der Verwaltungsratspräsidentin bei Raiffeisen überlegt haben – woraus bekanntlich nichts wurde.
Oder schlägt Leuthard den Weg Adolf Ogis (75, SVP) ein und sucht ein internationales Amt? Als Wirtschaftsministerin während sechs Jahren sowie als Umwelt- und Verkehrsministerin während acht Jahren verfügt sie garantiert über eine lange Kontaktliste auf ihrem Smartphone.