Doppelvakanz schürt Wechselgelüste
Flüchtet Sommaruga vor der SVP?

Simonetta Sommaruga könnte sich das Wirtschaftsdepartement schnappen und das undankbare Justizdepartement mit den Themen Zuwanderung und Asyl abgeben. Weitere Rochaden sind trotz Gelüsten unwahrscheinlich.
Publiziert: 27.09.2018 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 10:41 Uhr
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Vom Justiz- ins Wirtschaftsdepartement? SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga werden Wechselgelüste nachgesagt.
Foto: Keystone / GIAN EHRENZELLER
Nico Menzato und Ruedi Studer

Mit dem magistralen Doppelrücktritt werden gleich zwei Departemente frei: das gewichtige Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) von Doris Leuthard (55) sowie das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) von Johann Schneider-Ammann (66).

Der grössere Spielraum macht eine Departementsrochade wahrscheinlich. Im Fokus steht in erster Linie Simonetta Sommaruga (55, SP). Sie hätte nun die Chance, sich jenes Departement zu schnappen, das sie sich bei Amtsantritt 2010 gewünscht hatte: das Wirtschaftsdepartement. Dort wurden Themen vernachlässigt, die ihr liegen: der Konsumentenschutz oder die Problematik älterer Arbeitsloser.

Sommaruga gegen SVP – 5 zu 3

Die Wechselgelüste der Bernerin sind verständlich, hat die Justizministerin doch langsam genug, ständig gegen die SVP antreten zu müssen – bei Themen wie Asyl, Zuwanderung und Völkerrecht. Die Volksabstimmung über die Selbstbestimmungs-Initiative ist bereits das neunte Duell. Gewinnt es Sommaruga, zieht sie mit 6 zu 3 Siegen davon – eine gute Bilanz für einen Wechsel.

Allerdings wird Sommaruga auch ein Interesse an Leuthards Uvek nachgesagt. Doch die Bürgerlichen werden dieses Schlüsseldepartement mit den vielen Herausforderungen kaum aus der Hand geben, wie Insider meinen. Wahrscheinlich ist daher, dass einer der beiden Neo-Bundesräte das Uvek übernehmen wird. Gut möglich also, dass es weiterhin in CVP-Hand bleibt.

Kehrt KKS zu ihren Wurzeln zurück?

Sollte Sommaruga tatsächlich wechseln, stünde für ihr Justizdepartement mit FDP-Frau Karin Keller-Sutter (54) eine passende Anwärterin bereit – wenn sie denn gewählt wird. Damit würde sie nämlich zu ihren Wurzeln zurückkehren – dieses Amt bekleidete sie auf kantonaler Ebene nämlich ganze zwölf Jahre lang.

So gut wie sicher scheint, dass SVP-Finanzminister Ueli Maurer (66) keine Lust mehr an einem Wechsel hat. Auch Ignazio Cassis (57, FDP) wird kaum bereits nach einem Jahr im Aussendepartement die Flucht ergreifen, trotz zäher Verhandlungen ums EU-Rahmenabkommen.

Parmelin bleibt im unwichtigsten Departement

Vom Abstellgleis, dem Verteidigungsdepartement (VBS), wegkommen würde wohl gerne Guy Parmelin (58). Doch auch hier dürften seine Gschpändli dafür sorgen, dass der SVPler den Kampfjetkauf weiter vorantreiben muss.

Offen ist, ob Bundespräsident Alain Berset (46, SP) eine neue Herausforderung sucht. Ihm werden Gelüste auf das Finanzdepartement nachgesagt, aber dieses bleibt vorerst besetzt. Doch selbst wenn er sein Heil im Uvek oder WBF suchen würde, dürften ihm die Kollegen einen Strich durch die Rechnung machen. So tönt es aus bundesratsnahen Kreisen, Berset müsse nun zuerst seine AHV-Reform durchbringen.

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