Sprachen-Zoff in Freiburg
Welsche wollen kein Deutschschweizer Logo

Sprachenstreit in Freiburg: Das neue Stadtlogo soll zweisprachig werden. Kritiker sehen darin ein Manöver der «deutschsprachigen Lobby». Die Stadtregierung verteidigt die Zweisprachigkeit als kulturellen Reichtum.
Publiziert: 02.01.2025 um 15:09 Uhr
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Aktualisiert: 02.01.2025 um 16:24 Uhr
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Die Stadt Freiburg soll einen neuen visuellen Auftritt erhalten. Er soll zweisprachig sein. Das gefällt nicht allen.
Foto: swiss-image.ch

Auf einen Blick

  • Freiburg sucht ein neues zweisprachiges Logo
  • Die Stadtregierung verteidigt die Zweisprachigkeit als kulturellen Reichtum
  • Für das Projekt wurden 50'000 Franken budgetiert
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Die Stadt Freiburg sucht nach einem neuen «Corporate Design». Doch der Drang nach einem neuen Logo entflammt einen bereits seit längerem schwelenden Zwist. Für Gegnerinnen und Gegner ist klar: Freiburg ist nicht zweisprachig – und soll es auch nicht werden.

So stösst der zum Silvestertag 2024 ausgeschriebene Wettbewerb zur Auffrischung der visuellen Identität der Saanestadt auf laute Kritik. Die Communauté romande du Pays de Fribourg (CRPF) – ein Zusammenschluss von Gegnerinnen und Gegnern einer zweisprachigen Gemeinde – beklagt die Absicht, in einer zu über 85 Prozent französischsprachigen Gemeinde «auf die Schnelle» ein zweisprachiges Logo durchzusetzen.

Laute Kritik an der Stadtregierung

Bereits im November kündigten die Behörden der Kantonshauptstadt an, den offiziellen Auftritt aus dem Jahr 2003 auffrischen zu wollen. Denn er entspreche nicht mehr den Bedürfnissen. «Ob es sich um das Design, die Schriftart oder insbesondere die fehlende Zweisprachigkeit handelt: Die aktuelle Version genügt den Anforderungen nicht mehr.» Der Wettbewerb richtete sich an Fachleute, die auf dem Stadtgebiet ansässig sind. Bis im nächsten Sommer sollte die neue visuelle Identität umgesetzt werden.

Gegnerinnen und Gegner fragten in einer Mitte Dezember veröffentlichten Mitteilung, «welche Mücke den Gemeinderat gestochen hat». So müsse die visuelle Identität einer Gemeinde «ihren offiziellen sprachlichen Status widerspiegeln». Das Logo der Stadt Freiburg könne daher auf keinen Fall zweisprachig sein.

Wird Deutsch bald zur zweiten Amtssprache?

Für die Anti-Zweisprachler ist der Fall klar: Das alles ist bloss ein Manöver der «deutschsprachigen Lobby» in der Stadtregierung. Sie habe die Mehrheit und möchte daher Deutsch als zweite Amtssprache der Stadt durchsetzen, schreibt die CRPF. Und dies, obwohl die Freiburger Verfassung für jede Gemeinde eigentlich nur eine Amtssprache vorsehe.

Die Regierung verteidigt dagegen den Entscheid: «Wir sind überzeugt, dass die Zweisprachigkeit ein Reichtum ist, den es zu kultivieren gilt», sagte Stadtpräsident Thierry Steiert (61) – selbst zweisprachig – kürzlich in der Zeitung «La Liberté». Die Exekutive zeige sich daher besonders sensibel für den gemeinsamen Gebrauch der beiden Kantonssprachen in ihrer Kommunikation, erklärte der Politiker.

Logo-Entscheid kommt aus dem Gemeindeparlament

Dabei wurden Steiert und seine Kollegen im Gemeinderat auch vom Stadtparlament dazu gedrängt: In einem Postulat, das 2022 mit deutlicher Mehrheit angenommen wurde, wurden sie aufgefordert, das Logo zweisprachig zu machen. Und auch 2013, als der Gemeinderat ein neues, rein französisches Logo präsentierte, wehrte sich die Legislative bereits einstimmig dagegen. Für das aktuelle Änderungsprojekt wurden letztlich für dieses Jahr 50'000 Franken budgetiert.

Das offiziell französischsprachige Freiburg mit rund 38'000 Einwohnerinnen und Einwohnern lebt also eigentlich zweisprachig. Die Gemeinde wendet im Alltag eine «pragmatische Zweisprachigkeit» an, übersetzt ihre offiziellen Dokumente und sorgt dafür, dass die Gemeindezeitung in Französisch und Deutsch verfasst wird. Und das, obwohl der Anteil der Deutschsprachigen in den letzten 30 Jahren drastisch gesunken ist. «Die Stadt befindet sich seit ihrer Gründung auf der Sprachgrenze», argumentiert Stadtpräsident Steiert.

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