Hat Verkehrsminister Albert Rösti (57) wohl schon «ROESTI 007» ins Auge gefasst? Oder malt er sich eher die Aufschrift «WOLVERINE» an seinem Auto aus? Selten lösen Blechschilder so viel Enthusiasmus aus, wie als Kontrollschilder am Fahrzeugheck. Das zeigte sich erst kürzlich, als «Andy2» bei einer Online-Auktion sage und schreibe 299'000 für die Nummer «ZH 24» zahlte.
Die Emotionen um die Nummernschilder könnten schon bald ganz neue Dimensionen annehmen. Derzeit prüft das Bundesamt für Strassen (Astra) nämlich die Möglichkeit von personalisierten Kennzeichen – sogenannte «vanity plates» (wörtlich übersetzt «Eitelkeitsplatten»), also mit einer frei wählbaren Kombination aus Buchstaben und Zahlen. Das schreibt der Bundesrat in einer Antwort an Lega-Nationalrat Lorenzo Quadri (49), der in einer Motion die Zulassung ebensolcher Wunschschilder verlangte.
Schimpfwörter nicht erlaubt
Grund für die Prüfung sind bevölkerungsreiche Kantone, allen voran Zürich. Ihnen gehen nämlich schon bald die verfügbaren Zahlenkombinationen aus. Das Astra beugt sich also über verschiedene Möglichkeiten zur Neugestaltung der Schilder, darunter auch die «vanity plates». Wie diese genau aussehen könnten, lässt der Bundesrat in der Antwort offen. Auch auf Anfrage von Blick äussert sich das Astra nicht viel genauer und sagt lediglich, die neue Gestaltung soll umsetzbar und gut lesbar sein. Mit den neuen Autonummern könne bis 2027 gerechnet werden.
Quadri würde sich selbst zwar kein personalisiertes Schild kaufen, wünscht diese Möglichkeit aber anderen Fahrerinnen und Fahrern. Ganz frei sollen sie dabei nicht sein. «Namen sollen sicher drinliegen», sagt er. «Schimpfwörter dürften aber nicht erlaubt sein». Auch weitere Vorgaben sind naheliegend, zum Beispiel, dass das Kantonskürzel obligatorisch am Anfang des Nummernschilds stehen muss.
«AMEN» für Bestatter
In Deutschland und Österreich gibt es die personalisierten Kennzeichen schon. Dort gibt es aber klare Vorgaben zur Anzahl Buchstaben und Ziffern. Weiter dürfen keine Kombinationen verwendet werden, die als Beleidigung oder Obszönität interpretiert werden können. Kombination wie «SS» oder «HJ» sind verboten, da sie an den Nationalsozialismus erinnern.
Auch in Belgien können Autofahrer und Autofahrerinnen seit zehn Jahren ein personalisiertes Schild erhalten. Seither erfreuen sie sich dort grosser Beliebtheit – allein 2023 wurden laut «VRT Nieuws» fast 13'000 Schilder verkauft. Auch Kurioses lässt sich auf belgischen Strassen sehen: Ein Bestattungsunternehmer entschied sich etwa für die Buchstabenkombination «AMEN».
Staatskasse klingelt
Ob sich die Wunschschilder in der Schweiz tatsächlich durchsetzten, wird sich erst noch zeigen. Das Astra gab keine Auskunft über die anderen Möglichkeiten zur Neugestaltung, die es in Betracht zieht. Allerdings dürften sich zumindest die Kantone über «vanity plates» freuen.
Denn wie schon beim heute erlaubten Kauf von gewünschten Nummern würden die Einnahmen weiterhin den Kantonen zugutekommen, schreibt das Astra. Der Kanton Tessin hat bei Nationalrat Quadri inoffiziell schon Interesse am Verkauf von personalisierten Kontrollschildern angekündigt.
In Belgien lassen die Autokennzeichen jedenfalls die Staatskassen klingeln. Ein Schild auf Wunsch kostet 1000 Euro – allein im letzten Jahr haben die Behörden also fast 13 Millionen Euro einkassiert.