Bundespräsident Ignazio Cassis (61) nutzte den grossen Auftritt für eine Klarstellung. Am Montag eröffnete der Aussenminister das WEF. Seine Rede drehte sich natürlich um den Krieg – und um die Haltung der Schweiz dazu.
Dass sich unser Land den Russland-Sanktionen angeschlossen hatte, war im Ausland mit Verwunderung aufgenommen worden. Die verbreitete Interpretation: Die Schweiz hat ihre Neutralität aufgegeben. Cassis versuchte diesen Eindruck zu korrigieren. Dafür erfand er einen Begriff, den man selbst in der Schweiz noch nie gehört hatte: den der «kooperativen Neutralität».
Cassis' Ziel: Lugano
Damit wolle er sagen, dass die Schweiz ihre Neutralität «in einer kooperativen Art und Weise umsetzt», versuchte Cassis später zu erklären. Das bedeute, dass sich die Schweiz für gemeinsame Grundwerte und gemeinsame Friedensbemühungen einsetze. Der Begriff sei «relativ spontan entstanden», so der Bundesrat. «Er hat mir gefallen. Er hat mir das Gefühl gegeben: Das ist genau das, was wir tun.»
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Der Bundespräsident ist noch bis Dienstagabend in Davos GR. Er trifft unter anderen den ukrainischen Aussenminister Dmytro Kuleba (41). Sein Ziel sei klar: Cassis will das WEF nutzen, um die Ukraine-Konferenz Anfang Juli in Lugano TI aufzugleisen und dafür die Werbetrommeln zu rühren. Ob der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski kommt, wird laut Cassis aus Sicherheitsgründen erst wenige Stunden vor Beginn der Konferenz klar sein. Aber: «Entweder der Premier oder der Präsident wird kommen.»