Darum öffnen die Clubs noch nicht
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Trotz Öffnungsentscheid:Darum öffnen die Clubs noch nicht

Problem mit Corona-Zertifikat
Darum bleiben die meisten Clubs noch zu

Nach über acht Monaten Zwangsschliessung dürfen Clubs ab Samstag wieder ihre Türen öffnen. Doch die meisten Tanzflächen werden zumindest am ersten Wochenende leer bleiben. Das Problem ist das Covid-Zertifikat.
Publiziert: 24.06.2021 um 18:37 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2021 um 08:58 Uhr
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Im Vegas-Club bei Luzern können bis 1000 Menschen feiern. Bis auf Weiteres bleibt der Club aber zu.
Foto: VEGAS Dance Club AG
Lea Hartmann, Gianna Blum

In der Schweiz darf wieder Party gemacht werden – mit bundesrätlichem Segen. Die Regierung hat am Mittwoch einen Grossteil der Corona-Massnahmen gelockert. Zum ersten Mal seit acht Monaten dürfen ab Samstag auch Nachtclubs und Diskotheken wieder öffnen. Zumindest für jene Partygäste, die ein Covid-Zertifikat haben.

Im Berner Le Ciel, im Zürcher Kaufleuten oder dem Vegas-Club in Kriens LU und in vielen weiteren Clubs in Schweizer Städten bleiben die Türen zur Tanzfläche dieses Wochenende aber geschlossen. Ursprünglich waren die Öffnungen erst für nächste Woche angekündigt, für die Clubs kommt der Entscheid nun zu kurzfristig. Zudem können sie einen grossen Teil ihres Publikums noch gar nicht einlassen. Gerade einmal zwölf Prozent der 20- bis 29-Jährigen sind bisher vollständig geimpft. Und das Zertifikat für negativ Getestete steht laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) erst ab 28. Juni grossflächig zur Verfügung.

«Es geht uns fast zu schnell»

«Es geht uns fast zu schnell», sagt Philipp Waldis (40), der neben dem Vegas-Club in Kriens einen weiteren in Zug betreibt. «Es hat sich herausgestellt, dass die Testkapazitäten nur schon aufgrund all der Leute, die jetzt in die Ferien wollen, völlig ausgeschöpft sind», sagt er. «Selbst diejenigen, die schon zweimal geimpft sind, sind teilweise noch nicht in Besitz des Zertifikats.»

Einer der wenigen Clubs, die schon dieses Wochenende ihre Türen öffnen, ist das Zürcher Hive. Doch auch dort erwartet man nicht das übliche Publikum: «Wir schätzen, dass nur 20 Prozent unserer Zielgruppe bereits zweimal geimpft sind», sagt Betreiber Anatol Gschwind (43) zum «Tages-Anzeiger».

Zertifikat soll möglichst rasch weg

«Drauflegen kann in der aktuellen Situation niemand, die Kosten müssen gedeckt sein», gibt Max Reichen von der Berner Bar- und Clubkommission zu bedenken. Zudem stünden – Publikum hin oder her – Personal und Vorräte nicht unbedingt auf Abruf bereit. «Um Bier zu verkaufen, muss man erst auch welches haben.»

Längerfristig sei es vor allem wichtig, dass genügend Testkapazitäten zur Verfügung stünden, sagt Reichen. «Sonst ist das ein Impfzwang durch die Hintertür.» Akzeptabel seien die Einschränkungen nur als Übergangslösung. Auch Clubbetreiber Waldis sagt: «Die Zertifikats-Pflicht kann keine dauerhafte Lösung sein.»

Nebst den Clubs scheinen auch einige Kantone vom Bundesratsentscheid überrumpelt worden zu sein. So gibt es noch Unklarheiten, was Getestete anbelangt. Luzern beispielsweise teilt mit, dass man dieses Wochenende als Übergangslösung auch einfach das Testergebnis vorzeigen könne, um in einen Club zu kommen. Laut dem BAG aber geht das nicht. «Alternative Nachweise sind nicht möglich, sonst wäre der Prüfaufwand erheblich gross», so das BAG. Mancherorts scheint das noch nicht angekommen zu sein.

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