Hundeliebhaberin und Beinahe-Tierärztin
Als Kind besass Karin Keller-Sutter (61) Meerschweinchen, Kanarienvögel und Hamster. Gerne wäre sie Tierärztin geworden. «Doch weil ich kein Blut sehen kann, war Tierärztin dann doch nicht der richtige Beruf für mich», sagte sie einst in einem Gespräch mit Kindern in den CH-Media-Zeitungen.
Lange Zeit hatte sie Hunde, ihr letzter war ein Jack-Russel-Terrier und hiess Picasso. Ihr Schwiegervater schaute zum Vierbeiner, wenn sie politische Termine hatte. Seit Picassos Tod aber (und dem zeitraubenden Amt als Bundesrätin) streichelt die Ostschweizerin nur noch einen Patenhund, einen riesigen Bernhardiner, der Zeus heisst.
Frühaufsteherin
Abendtermine sind Keller-Sutters Sache nicht. Die Bundesrätin geht früh zu Bett. Dafür steht sie bereits zwischen 4.30 und 5.30 Uhr auf und liest Zeitungen. Auch am Wochenende und in den Ferien, wie ihr Mann gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sagte. Die beiden lesen auch gemeinsam Zeitungen. «Dann geht das so hin und her: Hesch das gse? Hesch das gse?»
Der Mann
Karin Keller-Sutter ist seit 1989 mit Morten Keller (60) verheiratet. Der Gerichtsmediziner leitete bis zu seiner Frühpensionierung vor wenigen Monaten die städtischen Gesundheitsdienste in Zürich. «Mein Mann und ich haben früh geheiratet, und zwar mit nichts», hatte Keller-Sutter einst der NZZ gesagt. Das damalige Interview wurde zur Liebeserklärung an ihren Mann. «Ich bin die Ehe eingegangen mit dem klaren Willen, dass das für immer sein soll.» Mit ihrem Mann habe sie gelernt, «was den Reichtum des Lebens ausmacht».
Mal eben die Finanzwelt gerettet
Als Justizministerin war Karin Keller-Sutter schon in der Corona-Zeit gefordert. Die schwerste Krise ihrer Bundesratszeit war aber wohl doch der Untergang der Credit Suisse im März 2023. Keller-Sutter war noch nicht einmal drei Monate im neuen Departement und von ihrem Vorgänger schlecht informiert worden. Da musste sie bereits in einem Wochenende den Konkurs der Bank abwenden. Die Notfusion mit der UBS wurde zum Beweis, warum Keller-Sutter als mächtigste Frau in Bern gilt. Innert Kürze lieferte sie ab, was nötig war.
Perfekt gestylt
Als während der Covid-Pandemie alles zu war, da fragten sich einige, ob die Bundesrätin nicht heimlich zum Coiffeur gehe. Denn «KKS» trat auch während der Pandemie immer perfekt gestylt auf. Es ist eines ihrer Markenzeichen: Alles sitzt, am Handgelenk trägt sie eine teure Schweizer Uhr und ihre Kleider stammen oft vom St. Galler Luxuslabel Akris. Es gilt beim Auftritt wie auch sonst bei Keller-Sutter: Am liebsten alles perfekt unter Kontrolle.
Das Hobby: Boxen
Dass sie mit harter Hand regieren kann, ist bekannt. Als Finanzministerin in Zeiten schlechter Budgetzahlen braucht es das auch. Aber Keller-Sutter setzt die harte Hand auch in ihrer Freizeit ein: Einmal pro Woche geht sie boxen.
«Blocher mit Juppe»
Politisch hat Keller-Sutter die Ochsentour gemacht, wenn auch deutlich schneller als andere: Sie war Gemeinderätin in Wil SG, Kantonsrätin, bald schon Regierungsrätin. Als St. Galler Sicherheitsdirektorin schaffte sie es, in der ganzen Schweiz bekanntzuwerden. Denn im Kampf gegen Fussball-Hooligans oder im Asylwesen gab sie eine harte Linie vor. Das prägte ihr Image auf Jahre hinaus, das brachte ihr damals das Etikett «Blocher mit Juppe» ein. Als Regierungsrätin setzte sie aber auch schon früh neue und innovative Massnahmen gegen häusliche Gewalt um.
2010 trat Keller-Sutter zur Bundesratswahl an, verlor aber gegen Johann Schneider-Ammann (72). 2011 wurde sie dann in den Ständerat gewählt – und 2018 als Nachfolgerin von Schneider-Ammann in den Bundesrat.
Weltgewandt und dennoch immer mit Wil SG verbunden
Keller-Sutter hat drei deutlich ältere Brüder. Ihre Eltern betrieben in Wil SG ein Restaurant. In der Gemeinde lebt sie bis heute, dort startete sie ihre politische Karriere. Allerdings lebte sie auch in Neuenburg, London und in Kanada. Auch deshalb spricht die gelernte Konferenzdolmetscherin und Mittelschullehrerin perfekt Französisch und Englisch. Eindruck hinterliessen ihre Auftritte in den englischen Finanzmedien, als es um die Abwicklung der Credit Suisse ging. Was für ein Gegensatz zu Ueli Maurer (74), der sich in einem CNN-Interview einmal völlig verhaspelt hatte.
Am liebsten Käse
Geht es ums Essen, zeigt Wirtstochter Karin Keller-Sutter keine Allüren. Bodenständig-schweizerisch heisst da die Devise. Gegenüber Schulkindern nannte sie als Lieblingsessen Fondue, Raclette, Pizza, Spaghetti. «Das tönt jetzt wie ein Kindermenü. Aber ich habe sehr gerne Käse», so Keller-Sutter damals. Bei den Getränken setzt sie auf Cola Zero.
Revolution, aber nur kontrolliert
Man gäbe es ihr nicht gleich, aber tatsächlich hört Keller-Sutter seit ihrer Studienzeit Punk. Als rebellisch im kontrollierten Rahmen bezeichnete sie sich deshalb einst. Tatsächlich dürfte ihre Parteiwahl revolutionärer gewesen sein als die Wahl der Musikrichtung: Keller-Sutter wuchs im katholisch-konservativen Ostschweizer Milieu auf. Die FDP lag da nicht nahe.
Meisterin der bösen Spitzen
Als Bundesrätin muss man zurückhaltend und staatstragend auftreten. Man darf sich nicht zu pointiert äussern, und Kollegen kritisiert man eigentlich nicht. Wenn es sein muss, ist Keller-Sutter dennoch die Meisterin spitzer Bemerkungen. Finanzminister Ueli Maurer bekam sie etwa zu spüren. Während der Corona-Krise scherte er bekanntlich gerne aus dem Kollegialitätsprinzip aus. Einmal beklagte er sich öffentlich, ihm sei unwohl, so viel Geld auszugeben. Da antwortete ihm Keller-Sutter per Interview spitz: «Da kann ich nur sagen: Willkommen in der Exekutive, Herr Maurer!»