Das gilt in den Kantonen
Wer erbt, muss dafür Steuern zahlen – oder?

Wo Erben am günstigsten ist und was beim Onkel aus Amerika gilt: Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema Erbschaftssteuer.
Publiziert: 09.01.2024 um 17:20 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2024 um 18:14 Uhr
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Die Erbschaftssteuern sind in der Schweiz kantonal geregelt. In Genf gilt also etwas anderes ...
Foto: Michal Dolnik / Unsplash
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Martin Müller
Beobachter

Wer muss eine Erbschaftssteuer bezahlen?

Im Prinzip müssen das alle, die nach dem Tod einer Person Geld, Liegenschaften oder Wertgegenstände erhalten. Egal, ob das aufgrund der gesetzlichen Erbfolge geschieht, aufgrund eines Testaments oder einer anderweitigen Erbregelung. Von der Steuer befreit sind: der überlebende Ehegatte oder die eingetragene Partnerin sowie in den meisten Fällen auch die direkten Nachkommen (Kinder und Enkelkinder).

Zahlen auch Lebenspartner eine Erbschaftssteuer?

Das hängt vom Steuergesetz im Kanton ab, wo die verstorbene Person zuletzt gewohnt hat. In Appenzell-Innerrhoden und Genf etwa werden auch langjährige Konkubinatspartner wie Nichtverwandte betrachtet und zahlen den höchsten Steuersatz (siehe Merkblätter). Viele andere Kantone wenden einen reduzierten Satz an, wenn man mindestens fünf oder zehn Jahre zusammengewohnt hat. Graubünden befreit Lebenspartner von der Erbschaftssteuer, ohne zu definieren, wer als «Lebenspartner» gilt. Auch für Stief- und Pflegekinder gibt es je nach Kanton unterschiedliche Regelungen.

Wie hoch ist die Erbschaftssteuer?

Generell gilt: Je näher verwandt man mit der verstorbenen Person war, desto tiefer ist die Steuer. Wenn man zum Beispiel von einem Onkel oder einer gar nicht verwandten Freundin etwas erbt, kann die Steuer bis zu 50 Prozent (Kanton Waadt) oder sogar darüber hinaus (Kanton Genf) betragen. Meistens steigt der Steuersatz, je höher die Erbschaft ist, und/oder es gibt Freibeträge. So sind etwa im Kanton Zürich für Geschwister die ersten 15’000 Franken steuerfrei, darüber steigt der Satz von 6 bis auf maximal 18 Prozent. Auf der Website der Eidgenössischen Steuerverwaltung gibt es einen Rechner, mit dem man die voraussichtliche Höhe der Erbschafts- oder Schenkungssteuer kalkulieren kann.

Wo bezahlt man die Erbschaftssteuer?

Entscheidend ist, in welchem Kanton die verstorbene Person zuletzt gewohnt hat. Dieses Recht gilt, und dort muss man auch die Steuer bezahlen – nach dem dort geltenden Tarif. Ausser wenn es um vererbte Liegenschaften geht: Dann zählt das Steuergesetz im Kanton, wo das Grundstück liegt. In Schwyz und Obwalden gibt es keine Erbschaftssteuern, auch nicht für Nichtverwandte.

Nützt es etwas, wenn der Erbe in den Kanton Schwyz umzieht?

Nein. Entscheidend ist, wo die Erblasserin oder der Erblasser gewohnt hat.

Was gilt, wenn man von einem Onkel aus den USA erbt?

Massgebend ist auch dann das Steuerrecht am Ort, wo der Verstorbene zuletzt gewohnt hat, also jenes der USA.

Was ist der Unterschied zur Schenkungssteuer?

Schenkungen finden unter lebenden Personen statt, «mit warmen Händen», wie der Volksmund sagt. Ansonsten ist der Mechanismus genau gleich, und auch die Höhe der Steuer ist in den allermeisten Fällen gleich hoch.

Ist auch ein Weihnachtsgeschenk eine Schenkung?

Nicht alle Steuergesetze definieren, ab welcher Höhe ein Geschenk eine steuerlich relevante Schenkung ist. Übliche Weihnachts-, Geburtstags- und Gelegenheitspräsente fallen sicher nicht darunter, Geschenke mit einem Wert über 5000 Franken hingegen schon.

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Fällt auch ein Erbvorbezug unter die Erbschaftssteuer?

Ein Erbvorbezug ist steuerlich betrachtet dasselbe wie eine Schenkung, nämlich eine Zuwendung unter Lebenden ohne Gegenleistung. Grundsätzlich wird darauf eine Schenkungssteuer erhoben, aber auch hier sind Kinder in den allermeisten Fällen davon befreit.

Muss man auch eine Erbschaftssteuer bezahlen, wenn man Schmuck erbt?

Ja, die Steuer wird auf allen Wertgegenständen erhoben, auf Gemälden, Schmuck und – was vor allem ins Gewicht fällt – auf Liegenschaften. Wer ein wertvolles Grundstück erbt, muss unter Umständen so viel Steuern darauf bezahlen, dass er eine Hypothek aufnehmen oder vielleicht die Liegenschaft sogar verkaufen muss, um dafür aufzukommen.

Muss man auch eine Erbschaftssteuer bezahlen, wenn das Erbe noch nicht aufgeteilt wird?

Ja, der Erbanspruch entsteht am Tag nach dem Todestag – unabhängig davon, ob man dann bereits Zugriff aufs Erbe hat oder erst Jahre später, wenn sich die Erbengemeinschaft einig ist und das Geld verteilt. Steuerlich gesehen bringt es also nichts, eine Erbengemeinschaft möglichst lange aufrechtzuerhalten.

Zahlt man auch eine Erbschaftssteuer, wenn man das Pensionskassengeld des verstorbenen Lebenspartners ausbezahlt erhält?

Nein, Vorsorgegelder (Pensionskasse, Säule 3a und bestimmte Lebensversicherungen) fallen nicht in die Erbmasse, wenn der Anspruch darauf erst mit dem Tod entsteht. Darum unterliegen sie nicht der Erbschaftssteuer. Man muss aber die gleiche Steuer bezahlen, wie wenn der Lebenspartner das Geld ausbezahlt erhalten hätte, während er noch lebte. Das ist die sogenannte einmalige Steuer für Kapitalleistungen aus Vorsorge. Je nach den konkreten Verhältnissen kann diese Steuer höher oder tiefer ausfallen, als es die Erbschaftssteuer wäre.

Warum muss man überhaupt eine Erbschaftssteuer bezahlen?

Das hat die Politik so entschieden. Gegnerinnen und Gegner argumentieren, so werde Geld ein weiteres Mal besteuert, das zuvor bereits als Einkommen und Vermögen besteuert wurde. Die Befürworter finden es richtig, Erbschaften zu besteuern, weil man ohne eigenes Dazutun zu Geld kommt.

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