Daniele Ganser (49) polarisiert. Einst wurde der Baselbieter als Historiker und Sachbuchautor gefeiert, inzwischen sehen viele in ihm einen Verschwörungstheoretiker – auch wenn dieser sich gegen das Label wehrt. Während der Pandemie fand er vor allem Popularität in Kreisen, die hinter Corona eine Verschwörung witterten.
Laut «SRF» darf er an diversen Schweizer Universitäten und Hochschulen keine Vorlesungen mehr halten, da er nicht nach wissenschaftlichem Standard arbeite.
Politikerinnen und Politiker haben kaum Interesse daran, den eigenen Namen in Verbindung mit Gansers zu sehen. Nichtsdestotrotz führt Ganser eine ganze Reihe bekannter Politgrössen als «Partner» auf, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.
Von SP bis SVP
Die Liste der «Partner» auf der Webseite von Gansers «Schweizer Institut für Friedensforschung und Energie» (Siper) ist illuster. Darunter ist SP-Fraktionschef Roger Nordmann (49) sowie SP-Nationalrat Eric Nussbaumer (62), FDP-Nationalrätin Christa Markwalder (47) und ihr Amtskollege Erich von Siebenthal (63, SVP) oder der Basler Regierungspräsident, alt Nationalrat Beat Jans (58, SP).
Laut Bericht ist fast allen Genannten gemeinsam, dass sie «überrascht bis entsetzt» darauf reagierten, dass sie mit Namen und Zitaten gelistet sind. Letztere sind offenbar echt, aber völlig veraltet. Christa Markwalder etwa sagt, ihr Quote, in dem sie Siper dafür lobt, den globalen Kampf ums Erdöl zu untersuchen, müsse älter als zehn Jahre alt sein.
«Ich pflege schon seit über zehn Jahren keinen Kontakt mehr zu Daniele Ganser, denn er hat sich in meiner Wahrnehmung stark radikalisiert», so Markwalder. Äusserungen Gansers über Corona oder den russischen Angriffskrieg in der Ukraine seine «völlig deplatziert».
Ganser reagierte nicht auf Mails
Im Gegensatz zu den meisten anderen weiss SP-Fraktionschef Roger Nordmann offenbar, dass sein Name und Bild verwendet wird. Er sagt: «Es nervt mich, dass mein Name noch drauf ist.» Ganser habe aber auf seine E-Mails mit der Aufforderung, seinen Namen zu löschen, nie reagiert. «Ich unterstütze Siper und Ganser schon lange nicht mehr.» Er habe einst ein Buch des Baselbieters gut gefunden, so Nordmann, doch was dieser seitdem mache, «ist sehr fragwürdig».
Einzig Eric Nussbaumer geht weniger auf Distanz, der aber betont, dass über sein Zitat keine Zusammenarbeit mit Ganser bestehe. «Siper äussert sich frei, ich muss ihre Meinung nicht in allen Punkten teilen.» (gbl)