Cyberangriffe auf Schweizer Spitäler
«Knapp an Katastrophe vorbeigeschlittert»

Es gibt immer mehr Cyberkriminalität in der Schweiz. Auch im Gesundheitswesen wächst die Sorge.
Publiziert: 27.03.2025 um 20:47 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2025 um 15:19 Uhr
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Auch Spitäler können von Cyberangriffen betroffen sein.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Digitale Straftaten stark gestiegen
  • Cyberangriff auf Spital-Softwarehersteller knapp an Katastrophe vorbei
  • Über 59'000 digitale Straftaten registriert, Verdoppelung seit 2020
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias BruggmannRedaktor Politik

Es sind erschreckende Zahlen. Im vergangenen Jahr gab es deutlich mehr digitale Straftaten. Insgesamt sind über 59'000 davon registriert worden. Damit hat sich die Anzahl seit 2020 mehr als verdoppelt. Durchschnittlich ging im 2024 alle 8,5 Minuten eine Meldung zu einem Cyber-Vorfall ein. Besonders im Fokus ist dabei die Cyber-Wirtschaftskriminialität.

In den Fokus geraten auch Gesundheitsdaten. Das Portal «Inside-It» berichtet nun von einem Cyberangriff bei einem Softwarehersteller für Spitäler. Mitte Februar sei die Firma Cistec Opfer eines Ransomware-Angriffs geworden. «Um eine Ausbreitung auf weitere Systeme zu verhindern, haben wir umgehend alle unsere Systeme heruntergefahren.» Es seien keine Kundensysteme betroffen gewesen. «Wir möchten betonen, dass wir keine Patientendaten von Kundensystemen in der Cistec gespeichert haben. Deshalb können wir ausschliessen, dass Patientendaten verschlüsselt oder gestohlen wurden.»

«Knapp an Katastrophe vorbeigeschlittert»

Doch «Inside-It» schreibt, dass es auch ganz anders hätte kommen können. So sei man «knapp an einer nationalen Katastrophe vorbeigeschlittert», zitiert das Onlineportal einen Insider. Eine weitere Quelle sprach demnach von einem potenziellen Super-GAU.

Nun wird auch die Politik aktiv. In der vergangenen Session hat GLP-Nationalrat Patrick Hässig (46) einen Vorstoss eingereicht. Er fürchtet Angriffe direkt auf Spitäler. «Was passiert, wenn Hacker ein Spital ins Visier nehmen? Dann lässt sich nicht mal mehr eine Etikette für die Blutabnahme ausdrucken, geschweige denn eine Operation durchführen. Schlimmstenfalls wird die medizinische Versorgung akut gefährdet», sagte er gegenüber Blick. Er verlangt, dass der Bundesrat mit den Kantonen abklärt, welche Präventivmassnahmen es zusätzlich braucht, um den Schutz von Spitälern vor Cyberangriffen zu gewährleisten.

Dass das Gefährdungsrisiko hoch ist, zeigt auch ein Bericht des Nationalen Testinstitut für Cybersicherheit. Demnach weisen die Klinikinformationssysteme – sie steuern den Informationsfluss oder verarbeiten Patientendaten – grosse Probleme auf. «In jedem der untersuchten Systeme wurden schwerwiegende Schwachstellen identifiziert», hält der Bericht fest. «Viele der gefundenen Schwachstellen sind derart offensichtlich und leicht auszunutzen, dass sie innerhalb weniger Stunden nach Testbeginn die vollständige Kontrolle über das Klinikinformationssystem und die darin enthaltenen Patientendaten ermöglichten.»

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